Kängurus in den Bäume
Koalas und Delphine sind die viel beachteten, überregionalen Aushängeschilder des Zoo Duisburg. Die eigentlichen zoologischen Highlights finden sich in ungewöhnlich großer Vielfalt jedoch an anderen Stellen, werden von vielen Besuchern aber selten als die Besonderheiten wahrgenommen, die sie sind. Einigen sollen hier in lockerer Folge vorgestellt werden.
Den Anfang macht das
Goodfellow-Baumkänguru (Dendrolagus goodfellowi)
Die Baumkängurus bilden die Gattungsgruppe Dendrolagus innerhalb der großen Familie der Eigentlichen Kängurus (Macropodidae). Wie der Name schon andeutet, haben die 13 Arten der Gattung sich an ein Leben in den Bäumen angepasst und sorgen so, da sie sich von der landläufigen Vorstellung eines Kängurus als hüpfendes Bodentier stark unterscheiden, bei Zoobesuchern immer wieder für Verwirrung.
Das kletternde Känguru
Baumkängurus kommen in den tropischen Wäldern Nordaustraliens und Neuguineas vor. Mit für Känguruverhältnisse kurzen Hinter- und langen Vorderbeinen und langen, gebogenen Krallen bewegen sie sich nicht unbedingt schnell, aber sicher in den Baumkronen, wo sie als Einzelgänger meist nachts nach Blättern und Früchten suchen. An Sprungfähigkeit stehen sie ihren bodenbewohnenden Verwandten allerdings in nichts nach, nur dass die Sprünge bei ihnen von Art zu Ast gehen. Am Boden hingegen bewegen sie sich hoppelnd fort.
Bedroht durch Kaffee
Im Zoo Duisburg leben zur Zeit drei Goodfellow-Baumkängurus, eine der buntesten Arten, die nur in den Hochlandwäldern des östlichen Neuguineas zuhause ist. Die International Union for Conservation of Nature (IUCN), herausgeber der Roten Liste bederohter Arten, stuft diese in ihrem ursprünglichen Lebensraum wenig erforschte Art als bedroht (endangered) ein, u.a. durch Bejagung, vornehmlich aber durch Lebensraumverlust, da der neuiguineeische Hochlandwald mehr und mehr Kaffeeplantagen und Reisfeldern weicht. (Was man beim Kaffeekauf vielleicht im Hinterkopf behalten könnte.)
Goodfellow-Baumkängurus im Zoo Duisburg
Nachdem in der 2000 errichteten Anlage neben dem Koala-Haus zunächste Matschie-Baumkängurus gehalten wurden, kam 2009 ein Goodfellow-Weibchen aus dem Vogelpark Walsrode nach Duisburg, 2011 folgten zwei Männchen aus Krefeld und Frankfurt.
Den Tieren steht neben dem großen, reichlich mit Ästen und Bepflanzung ausgestatteten Schaugehege noch zwei Gehege hinter den Kulissen zur Verfügung. Gemäß ihrer Lebensweise als Einzelgänger werden die Tiere nur zur Paarung zusammen gehalten, wenn das Weibchen das Männchen in seiner Nähe duldet. Die einzelnen Tiere sind abwechselnd im Schaugehege zu sehen. Dieses teilen sie sich mit einer in der Zoowelt einmaligen Wohngemeinschaft mit Bürstenschwanz-Rattenkängurus, Blauflügelkookaburras und den eierlegenden Langschnabeligeln.
7 Halter europaweit, ein Erhaltungszuchtprogramm
Nachdem die Haltung in Walsrode aufgegeben wurde, sind Goodfellow-Baumkängurus in Deutschland nun nur in Dortmund, Duisburg, Frankfurt und Krefeld, sowie im Zooparc Beauval (F), Dierenpark Wissel (NL) und im Zoo Belfast (UK) zu sehen. Erfolgreichster europäischer Züchter und EEP-Koordinator ist der Zoo Krefeld. Regelmäßig werden Nachzuchttiere aus Europa mit Zoos in Australien und den USA ausgetauscht. Auf seinen ersten eigenen Goodfellow-Nachwuchs wartet der Zoo Duisburg noch. Bei einer Lebenserwartung von 20 Jahren kann das aber noch kommen.
Beiträge dieser Reihe:
Teil 1: Kängurus in den Bäumen
Teil 2: Wölfe der Flüsse
Teil 3: Der Tausch, den niemand merkte
Autor:Daniela Breuer aus Duisburg |
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