LUDGERUS RÄUMT AUF
Fleißige Schüler machen Frühjahrsputz in den Walsumer Rheinauen
Mehrere Klassen der Gemeinschaftshauptschule Ludgerusstraße haben sich gerüstet, um fünf Stunden lang ordentlich wegzuräumen, was der Rhein angeschwemmt hat oder auf die Rechnung von Müllsündern geht.
„Aufräumen oder Lernen“ - Zwei Alternativen, bei denen so ziemlich alle Schüler lange Gesichter machen. Wenn es aber um’s Saubermachen in den Walsumer Rheinauen geht und das noch in Teamarbeit, dann macht es doch irgendwie Spaß. Schon morgens um neun sind die fleißigen Helfer am Start. Von weitem sieht man sie als bunte Punkte durch die Wiesen wuseln. Auch die Wildgänse am Rheinufer wundern sich über den Auflauf am frühen Morgen. Mit Müllsäcken und Greifstangen bewaffnet, durchkämmen die Schüler Wiesen und Ufer des Rheins in der Nähe der Walsumer Fähre. In diesem Jahr sind etwa 90 Schülerinnen und Schüler am Start. Ihr größter Ansporn ist es, den unzähligen Vögeln und Kleintieren in den Rheinauen zu helfen.
Plastikmüll richtet gausame Schäden an
Das größte Problem ist hier der Plastikmüll.
Die Rheinauen in Walsum brauchen also dringend Hilfe von Menschen, die sich gegen ihre Vermüllung einsetzen. Schließlich soll das über 500 Hektar große Naturschutzgebiet mit artenreicher Tiervielfalt erhalten bleiben. Die Schüler machen’s vor:
Der 12jährige Oskan ist kaum zu bremsen: Er schleppt zusammen mit seinem Freund Niko und großem Eifer einen riesigen, prall gefüllten Müllsack zur Sammelstelle. Besonders stolz sind die „Schatzsucher“ auf den schwarzen Schlauch, den sie aufgestöbert haben. „Der ist locker 17 Meter lang“, schätzt Oskan, der leider jetzt schon nasse Füße hat: „Macht nix“ winkt er unbekümmert ab, „ ich werde sowieso fast nie krank, weil ich immer sehr viel draußen bin.“
Die Rheinaue wird von vielen Menschen als Mülltonne benutzt
Die Freudinnen Temenuzhka und Azal gönnen sich eine kleine Butterbrotpause, nachdem sie ihren ersten Müllsack mit einigen besonderen Kuriositäten abgeliefert haben: „Wir haben einen Stuhl gefunden, einen gefüllten Ölkanister, Haaröl, Glasflaschen und eine volle Flasche Parfum“ , berichten sie. Beide finden die Müllsuche irgendwie spannend, sind aber auch sauer auf die Menschen, die ihren Abfall einfach so in der Natur abladen.
Ziemlich entspannt sind Wasko, Janina und Melissa aus der 7c. Steinchenwerfen am Rheinufer, herumblödeln und etwas flirten gehören eben dazu, damit man bei Laune bleibt. Trotzdem behalten sie ihr Ziel im Auge: „Wir möchten helfen, damit die Tiere sich nicht an dem Müll verletzten.“
Unfassbar, was die Kinder alles finden. Esad (11 J.) zählt auf, was er gesammelt hat: Ein rostiges, gefülltes Bierfass, Badelatschen in Größe 44, Schuhsohlen, 11 leere Wodkaflaschen, einen Chicken- Nugget, und 2 Grills. Alles achtlos ins Grüne geschmissen.
Kinder räumen den Dreck von Erwachsenen weg.
Das bringt auch Markus Michaels vom Naturschutzbund (NABU) auf 180:
„Ich sehe diese Aktion mit Freude und mit Traurigkeit. Es ist zwar toll, dass die Kinder den Dreck wegmachen, aber wenn die Erwachsenen sich anständig benehmen würden, dann würde der Müll gar nicht erst entstehen. Michaels ist sehr oft in den Rheinauen unterwegs und hat festgestellt, dass hier die Müllsünden in den letzten drei bis vier Jahren extrem zugenommen haben und die Tiere zunehmend darunter leiden: „Ich habe ein Eichhörnchen gesehen, das einen kaputten Platikbecher um den Hals hatte und zwei weitere Eichhörnchen die ihn von diesem Kragen befreien wollten. Hier finden wir auch Tiere in Flaschen und an den Scherben der kaputten Glasflaschen schneiden sich nicht nur Wildtiere, sondern auch die Hunde.“ Um wenigstens einen Teil des Müllproblems zu lösen, verhandelt Michaels schon seit Monaten mit dem Ordnungsamt darüber, dass in der Rheinau feste Abfalltonnen aus Metall installiert werden: „ Hier wird alles achtlos hingeschmissen. Nach dem Grillen fliegt der Müll in die Wiese, gefüllte Windeln, Kondome….alles landet hier in der Natur.“
Klaus Büttgenbach (61J.) unterrichtet seit einem halben Jahr an der GHS Ludgerusstraße und hatte zunächst Mühe, seine Schüler für die Müllsammelaktion zu begeistern: „Die haben sich schon ziemlich gesträubt und wollten nicht den Dreck wegräumen, den andere hingeworfen haben. Aber jetzt, wo sie einmal dabei sind, entwickelt sich ein regelrechter Wettbewerb.“ Belohnt werden die Helfer nicht nur durch saubere Wiesen, sondern auch mit gesponserten Brötchen, Würstchen, Süßigkeiten und Getränken. Im Anschluss wird ihr Picknickmüll natürlich fachgerecht entsorgt.
Schon 2018, hat die Gemeinschaftshauptschule Ludgerusstraße in den Rheinauen aufgeräumt und Schulleiterin Henrike Aust plant eine Fortsetzung fürs nächste Jahr. Wer ähnliche Aktionen starten möchte, kann sich zum Beispiel an die „Initiative für ein sauberes Duisburg e.V. wenden“.
Autor:Andrea Niegemann aus Duisburg |
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