Blue's Tagebuch (8)

Hallo, heute am 21.06.11 habe ich meinen Leuten wieder einen Dämpfer für ihre Selbsteinschätzung mitgegeben. Da ich mich ja inzwischen beim Gassigehen auf der Straße einigermaßen benehme, sind sie mit mir in den Park gegangen, fremde Hunde anzusehen. Man, ich war auf 1000 Volt, fremde Umgebung, fremde Leute/Bewegungen und auch noch Hunde in der Ferne. Kein Leckerchen konnte mich ablenken, wenn Hunde zu sehen waren. Bei Menschen ging es schon einigermaßen. Und dann kam, kurz bevor wir wieder gehen wollten – meine Leute waren eigentlich zufrieden mit mir, ich hatte Sitz gemacht, wenig geheult und bin nicht jedesmal nach vorne gestürzt – kam noch eine Bekannte von Herrchen vorbei. Ich saß ordentlich neben Herrchen und schaute sie interessiert an, weder bellte ich noch zog ich nach vorn. Da will die Dame meinem Herrchen die Hand reichen und kommt noch einen Schritt auf uns zu. Da bin ich hoch und hab ihre Hand geschnappt. Ich kann euch sagen, da war aber was los. Frauchen packte mich, drückte mich in den Boden und ich durfte mich nicht mehr rühren (hab ich vorsichtshalber auch nicht getan), Herrchen tupfte das Blut von der Dame ab und Frauchen stand kurz vor einem Herzinfarkt. Na ja, jetzt haben sie beschlossen, ich muss beim nächsten Mal, wenn wir etwas Neues wagen wollen, die Maulschlaufe tragen, damit so etwas nie mehr vorkommt.
Die Dame war dann doch noch beim Doktor. 3 Risse. Aber ich habe Glück, es heilt gut und die Dame hat mir verziehen (27.06.11).

Frauchen vermisste in letzter Zeit die reifen Erdbeeren und Himbeeren im Garten. Sie hatte die Schnecken in Verdacht, dann hat sie mich allerdings doch erwischt. Ich pflücke mir immer selbst die roten Erdbeeren und Himbeeren ab, manchmal auch die reifen Stachelbeeren, und dabei mache ich nichts kaputt, ich bin gaaanz vorsichtig. Sie sagt, sowas wie mich hat sie noch nie erlebt. Ich wußte immer, ich bin was Besonderes.

So, heute ist der 30. Juni 2011 und ich bin jetzt 3 Monate bei meiner Pflegefamilie. Ich muss sagen, ich fühle mich gut. Es ist ständig Essen im Haus, so dass ich langsam glaube, hier werde ich nicht verhungern. Allerdings kontrolliere ich, wenn ich allein bin, noch ab und zu die Arbeitsplatte in der Küche nach Freßbarem. Und die Jacken hole ich von der Garderobe weil ich mich einsam fühle. Aber manchmal lege ich mich auch schon in mein Körbchen, schlafe und warte darauf, dass meine Leute zurück kommen. Und sie freuen sich immer so, wenn ich nichts gemacht habe. Dafür geben sie dann immer ein Leckerchen. Man sieht, auch mit Kleinigkeiten kann man seinen Leuten Freude machen.
Im Haus bin ich recht ordentlich, ich gehorche schon sehr gut, mache kaum etwas kaputt. Auch das Gassigehen wird immer besser, in bekannter Gegend schon fast entspannt. Nur die anderen Hunde machen mir an der Leine immer noch zu schaffen. Letztens habe ich verpennt, einen Hund anzublaffen. Aber der war auch so mickrig, den habe ich gar nicht als Hund erkannt. Dachte vielmehr, es wär 'ne Katze oder so was. Hatte mich schon in Jagdstellung positioniert, er war auf der anderen Straßenseite. Frauchen hat mich dann ablenken können (natürlich mit einem guten Leckerchen) und danach konnte ich ihn hinter dem Gras/Baum auf der anderen Seite kaum noch erkennen. Wußte gar nicht, dass es auch so was Winziges gibt.
Tja, die Katze im Haus ist auch noch ein Problem. Hab sie bisher kaum zu Gesicht bekommen. Aber ihre Spuren im Garten verfolge ich genau und irgendwann, ich weiß es, irgendwann werde ich Auge in Auge vor ihr stehen. Frauchen sagt, wenn das geschieht, wäre es mein Ende. Ich weiß allerdings nicht genau, was sie damit meint.
Inzwischen orientiere ich mich auch mehr an Django. Er weiß meistens eher als ich was los ist und sie schimpfen mit ihm auch nicht so viel wie mit mir. Obwohl - im wahrsten Sinne des Wortes - da predigen sie auf taube Ohren.
Inzwischen habe ich mich 2 x beim Gassigehen gelöst. Hey, da war die Freude bei meinen Leuten groß. Damit sie sich nichts einbilden, hab ich es aber nicht wieder gemacht. Wahrscheinlich lag es an dem gemopsten Fressen, das mir auf den Darm geschlagen war.
Ansonsten sind meine Leute ziemlich zufrieden mit mir. Sie sagen immer, denk mal an die Zeit vor 4, 6, 8 Wochen, wenn ich mal wieder Blödsinn gemacht habe. Und sie nennen mich immer öfter Kasper und nicht mehr Doofpaddel. Und manchmal lachen sie über mich, aber im positiven Sinn. Ich habe eine ausgeprägte Mimik: ich kann beleidigt aussehen, wie ein Kind ein Schüppe ziehen, aufmüpfigen Blicke schicken, trotzig blicken, freudig aussehen, aufmerksam blicken usw. und ich kann manchmal auch gar nichts sehen. Sie sagen, ich sei ein kluger Kopf.
Na, auf alle Fälle fühle ich mich hier wohl. Mal sehen, was alles noch so kommt.

Autor:

Sabine Conrad aus Duisburg

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