Blue's Tagebuch (5)

Heute ist der 19. April und ich will schnell berichten, was letzte Woche alles los war. Vorab will ich schon sagen: meine Leute sind von mir - glaube ich - begeistert.
Am 11. waren wir beim Tierarzt. Habe mich besser gehalten, als alle vermutet haben. Im Warteraum war purer Stress angesagt, viele Hunde und andere Tiere und Menschen, und ich durfte nirgendwo hin. Die anderen Hunde haben mich alle angestarrt, gefiel mir gar nicht. Wir sind dann alle rausgegangen und haben am Auto gewartet, das war besser. Dann zurück, durch den Warteraum in das Behandlungszimmer. War halb so schlimm. Der Tierarzt war nett, man hat mich gleich geimpft, untersucht und ein Leckerchen gegeben. Meine tränenden Augen kommen vom Stress, wenn es nicht besser wird, müssen wir noch mal zum Tierarzt. Ansonsten wäre ich gesund, auch mein Bein. Der TA meinte, bei mir müsse noch ein Weimaraner mit beteiligt gewesen sein. Ich habe weniger Angst gehabt als Django, dieser Feigling. Django saß ängstlich an der Tür, ich dagegen habe mir alles angeguckt.

Dienstag und Mittwoch hat Herrchen mit mir an der Leine geübt, ging immer besser.
Am Donnerstag wollte Frauchen auch mit mir laufen. Ha, hat sie doch die falschen Schuhe angehabt, so ein Paar Slipper. Na, ich voran, Frauchen mit schlappenden Schuhen hinter mir her (ich bin nämlich schneller als sie). Und plumps, da lag sie doch am Boden. Ich ein Blick zurück – nett wie ich bin, zu ihr hin, und habe mich auf ihre Beine gelegt, um sie zu beruhigen und zu beschützen. Das fand sie wirklich toll, denn sie hat nicht geschimpft, sondern mich angelacht.

Am Samstag sind wir dann zur Hundeschule. Auf dem Hundeplatz konnte ich frei laufen, alles eingezäunt und ein kleines Extra-Gelände für Hunde wie mich. Dort habe ich die anderen Hunde der Gruppe getroffen. Habe mich ordentlich vorgestellt und habe dann das Gelände inspiziert. Meine Leute waren stolz auf mich, wie ordentlich ich mich benehmen kann. Da ich so viel ansehen musste und so viel zu beriechen war, habe ich nicht sofort mitbekommen, dass Herrchen wegging. Aber als ich es sah, bin ich wie der Blitz zum Tor, mich dagegen gelehnt und durch den Spalt gezwängt und Herrchen nach. Leider war er schon außerhalb des Geländes, habe geweint und gebellt. Aber dann kam endlich Frauchen, hat mich vom Ausgang abholt und wieder zurück zu Django und der Hundegruppe gebracht. Habe sogar zwei Übungen mitgemacht (und gut gemacht). Die vielen Kaninchenspuren haben mich noch sehr abgelenkt und Frauchen meint sowieso, meine Konzentration wäre noch nicht die Beste.

Sonntag kam dann der Besuch – ein Baby. Man, hat die Frau sich angestellt, obwohl sie eigentlich sehr nett war. Ich wollte doch nur riechen und abschlecken. Wollten alle nicht, durfte ich nicht. Aber Frauchen hat mir geholfen. Als sie das Baby auf dem Arm hatte, durfte ich an den Füssen und am Po riechen. War überhaupt nichts Besonderes. Interessant wurde es nur, als das Baby Brei gekriegt hat, da hätte ich gerne bei geholfen, durfte ich auch nicht. Da hab ich mich dann einfach auf meine Decke gelegt und habe geschlafen.

Montag sind wir mit der Schleppleine am Rhein spazieren gegangen, wir waren ganz allein. Man, war das ein Erlebnis, habe danach 3 Stunden in einem durch geschlafen. Ich habe schnell erkannt, wie lang die Leine ist und habe kaum gezogen. Aber was es alles zu sehen und zu riechen gab. Auf meine Menschen habe ich dabei nicht geachtet, soweit bin ich noch nicht. Und ein Wasserhund bin ich auf alle Fälle nicht. Feuchte Füße sind nett, aber das reicht.

Inzwischen schlafe ich nachts mit Django im Wohnzimmer allein in meinem Körbchen. Es wird immer geübt, dass ich alleine bleibe, dass gefällt mir allerdings nicht besonders. Ich habe aber schon gelernt, wenn sie sagen "Bleib" und sie sind dann weg, dass sie schnell wiederkommen, sie sind dann nur kurz vor der Tür. Wenn sie nach oben gehen, muss ich kaum noch winseln, manchmal gehe ich sogar einfach in mein Körbchen und schlafe. Wenn einer allerdings sagt "Bye, bye", dann ist Stress angesagt (aber langsam schaffe ich das auch schon). Neuerdings sagten sogar alle beide "Bye, bye". Da musste ich doch 5 Minuten lang bellen und weinen, zum Glück kamen sie nach 10 Minuten wieder (5 Minuten weinen, 5 Minuten ruhig). Ich war gerade dabei, mir Futter zu organisieren, falls sie länger wegbleiben. Fanden sie gar nicht gut, ich musste in mein Körbchen und dort bleiben, bis sie die Küche aufgeräumt hatten. Wir arbeiten weiter daran und sie sagen, das wird schon.

Ich könnte auch Lines heißen; wenn ich Langeweile habe, nehme ich meine Decke (von meiner alten Pflegefamilie) und ziehe damit in den Garten. Auf meine Schmusedecke lege ich dann alles ab, was ich sonst so finde: ein Schuh von Herrchen, ein Spielzeug von Django, ein Handtuch vom Wäschekorb usw.. Aber außer ein paar Papiertüchern und meinem eigenen Spielzeug habe ich noch nichts kaputt gemacht. Und inzwischen kann ich auch schon tagsüber außerhalb der Sichtweite meine Leute schlafen. Nur mit der Katze – das klappt noch immer nicht, aber dafür wird es immer besser an der Leine.
Aber wie sagen meine Leute: Das wird schon, schließlich bin ich erst seit 19 Tagen hier.

Fortsetzung folgt

Autor:

Sabine Conrad aus Duisburg

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