Pfarrer Michael Schurmann zieht es im Vorruhestand nach Bulgarien
Zwischen Internet und Motorrad
„Natürlich wird mir etwas fehlen, aber in ein paar Jahren werde ich ganz sicher nach Duisburg zurückkommen.“ Für Michael Schurmann, der fast drei Jahrzehnte Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde Obermeiderich, aber in der Gesamtstadt bestens „verheimatet“ war, beginnt ein neuer Lebensabschnitt.
Ihn und seine Frau zieht es für ein paar Jahre nach Bulgarien, in die Nähe von Varna. Mit Dankbarkeit blickt er auf 28 intensive Duisburger Jahre zurück, aber mit einer „prickelnden Portion Ungewissheit“, aber großer Zuversicht und nachhaltigem Gottvertrauen zugleich in die Zukunft. „Ich weiß nicht, wie mein Alltag in Bulgarien aussehen wird, aber ich bin mir sicher, er wird schön, kreativ und entspannt“, sagt er. Ende Januar zieht er um, und am Sonntag wird er offiziell von seiner Gemeinde verabschiedet, in „seiner“ Kirche an der Emilstraße. Der Corona-Pandemie geschuldet, wird der Abschiedsgottesdienst nicht so groß, wie er und die zahlreichen Wegbegleiter es sich nach einer so langen Zeit gewünscht hätten.
„Dinge anstoßen, in Bewegung setzen und stützen, wenn sie ins Wanken geraten.“ Das war, ist und bleibt Michael Schurmann immer wichtig. Selbst seine große Leidenschaft, das Motorradfahren, hat er in die Gemeindearbeit eingebracht. Die Bandbreite seiner Aufgaben war in den 28 Duisburger Jahren groß. Dazu gehörten schließlich auch die Motorradfahrten mit Gemeindemitgliedern und Interessierten aus ganz Duisburg, die er anregte, organisierte und bei denen er natürlich auch mitfuhr. Mal dauerten sie einen Tag, mal ein Wochenende und gelegentlich auch mal eine ganze Woche, Glaubenskurse inklusive. Er selbst hat privat schon viele Kultstrecken befahren. Ein Muss war dabei die legendäre Route 66 in den USA.
Zeichen und
Signale gesetzt
Aber Michael Schurmann hat auch in anderen Bereichen Zeichen und Signale gesetzt. In bester Erinnerung sind noch die öffentlichen Fußball-WM-Übertragungen unter freiem Himmel auf der Kirchwiese, zu denen hunderte Menschen kamen, und die ein großes Team von Ehrenamtlichen der Gemeinde mit den Pfarrern organisierte. Vorteilhaft war auch die Begeisterung von Pfarrer Schurmann für Computer, Internetseiten und die Sozialen Medien, denn so kamen Predigtaufzeichnungen schon früh auf die Internetseite der Gemeinde, die er auch selbst pflegte.
Die IT-Affinität des Pfarrers und der Gemeinde war ganz besonders in diesem Pandemie-Jahr von Vorteil, da die Gemeinde durch deren Hilfe auch beim Lockdown sehr schnell Gottesdienstübertragungen ins Netz brachte. Bei allem kam der Humor nicht zu kurz. So drehte ein Gemeinde-Team ein Video mit Schurmann und seiner neuen Kollegin Pfarrerin Sarah Süselbeck, in dem die beiden in der Art und auch gekleidet wie Flugzeugbegleiter, Sicherheitsanweisungen für den Gottesdienstbesuch demonstrierten. Das Video ist bei Youtube auf dem Kanal „Obermeiderich“ zu sehen und erfreut sich nachhaltiger Beliebtheit.
Die zahllosen CDs
und Filme sichten
Wie viele Taufen, Hochzeiten und Beerdigungen er hatte, und wie viele Kontakte Pfarrer Michael Schurmann im Laufe der 28 Jahre knüpfen konnte, ist heute nicht mehr auszumachen. Allein die Zahl der regulären Gottesdienste, die er gehalten hat, dürfte bei deutlich mehr als 800 liegen. Er blickt im Gespräch mit dem Wochen-Anzeiger in die Zukunft: „Den einen oder anderen Gottesdienst werde ich nach meiner Rückkehr aus Bulgarien bestimmt halten.“ Bis zur Rückkehr wird er die Zeit nutzen, seine zahllosen CDs und Filme zu sichten, zu sortieren, anzusehen. Natürlich auch dazu, die bulgarischen Biker-Gefilde zu entdecken.
Und dann blickt er doch noch zurück. „Ich kann nicht alles, aber ich hatte immer das Gefühl, dass die Gemeinde das, was sie von mir kriegt, auch gerne annimmt.“ Dass Michael Schurmann ein paar Jahre nicht vor Ort sein wird, haben längst noch nicht alle in der Gemeinde realisiert. Aber von der Bildfläche ist er nicht verschwunden. Dafür wird das Internet sorgen, wie halt auch im „neuen „ Familienleben. Seit langem schon frühstückt er im Netz mit dem Kind und Enkel in Amerika. Das wird sich jetzt auch auf die Duisburg verbleibenden Familienmitglieder erweitern. Dann gibt’s ja auch für den gebürtigen Leverkusener das jetzt schon ins Auge gefasste „Dauer-Wiedersehen“ mit Duisburg und der Familie.
Autor:Reiner Terhorst aus Duisburg |
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