Anwohner der Wohntürme an der Husemannstraße sind verzweifelt – Stadt Duisburg: Rückkehr ist derzeit nicht absehbar
„Wir wollen wieder nach Hause zurück!“

Der Pavillon der Mahnwache ist weg – die Hoffnung bleibt. Gerd Bovenkamp und Elke Schwind möchten gerne nach Hause. Gemeinsam mit vielen anderen Anwohnern warten sie tagtäglich auf positive News seitens der Stadt.
  • Der Pavillon der Mahnwache ist weg – die Hoffnung bleibt. Gerd Bovenkamp und Elke Schwind möchten gerne nach Hause. Gemeinsam mit vielen anderen Anwohnern warten sie tagtäglich auf positive News seitens der Stadt.
  • hochgeladen von Nadine Scholtheis

Die Anwohner der beiden Hochhäuser an der Husemannstraße 1 bis 3 sind sauer. Und nicht nur das. Enttäuschung, Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit machen sich breit. Seit dem 14. Februar sind die 200 Bewohner der beiden Häuser quasi obdachlos, nachdem sie ihre Wohnungen fluchtartig an diesem Tag verlassen mussten.
Der Hintergrund: die Stadt Duisburg stellte erhebliche Brandschutzmängel fest – die Rauchschächte seien alle miteinander verbunden, hieß es. Das solle geändert werden, damit der Rauch eines Feuers im Haus sich nicht auf alle Etagen und Wohnungen ausbreite. Der Eigentümer beauftragte daraufhin einen Brandschutzsachverständigen zur Erstellung eines Sanierungskonzeptes. Parallel wurde damit begonnen, erste Mängel abzustellen. Zudem hat das vom Eigentümer beauftragte Sachverständigenbüro auch die Fassadenelemente des Hauses von einem Prüfinstitut untersuchen lassen. Dabei stellte sich heraus, dass die Proben hochbrennbar waren und der Versuch wegen extremer Rauchentwicklung und Flammenausbreitung abgebrochen werden musste. Der Brennwert der Einzelkomponenten überschritt die Grenzwerte bei weitem. „Fünf Tage sollten die Arbeiten dauern. Jetzt ist es über zwei Monate her, dass wir völlig in der Schwebe sind und nicht wissen, wie es weitergeht“, so Anwohnerin Elke Schwind besorgt. „Die meisten von uns sind dermaßen fertig, dass sie gesundheitlich angeschlagen sind.“

Enttäuschung macht sich breit

Oberbürgermeister Sören Link versprach, so die Anwohner, dass es eine schnelle Lösung geben würde und sie zeitnah wieder in ihre Wohnungen zurück könnten. „Doch daraus wurde leider nichts.Wir leben alle unter Schock, die Nerven liegen blank“, sagt Matthias Heußen enttäuscht, der, wie auch viele der anderen Mitbewohner als Überbrückung in der Flüchtlingsunterkunft an der Memelstraße in Neudorf untergekommen ist. Weitere leben bei Verwandten oder Freunden. Die Anwohner fühlen sich von der Stadt verschaukelt und nicht ernst genommen. Begleitet von der Bürgerinitiative Homberg-Hochheide und den „Linken“ im Kreisverband Duisburg organisierten die Anwohner eine Mahnwache vor dem Haus, die mittlerweile allerdings aufgegeben wurde. Tag und Nacht zeigten die Bewohner in den vergangenen vier Wochen: „Hier ist unser Zuhause, hierhin wollen wir zurück!“ „Doch nach gut vier Wochen Mahnwache und keinem Ergebnis sind wir einfach nur erschöpft und wissen nicht mehr weiter. Wir werden aber weiterhin alles versuchen, damit die Menschen bald wieder in ihr Zuhause zurück können“, so Manuel Leyers, Mitglied bei den „Linken“.
Der 14. Februar dürfte den Anwohnerin als Schreckensdatum wohl ewig in Erinnerung bleiben. „Um 20 Uhr wurde mir vom Ordnungsamt gesagt, ich solle um 21 Uhr meine Wohnung verlassen. Einfach unfassbar“, so Solveig Duritke, die seit 21 Jahren im Wohnturm an der Husemannstraße 3 lebt. Der größte Wunsch der Anwohner: schnellstmöglich wieder in ihr trautes Heim zu kommen. Was sie nicht verstehen – der größte Teil der Sanierungsarbeiten sei bereits erledigt. Warum müsse sich alles derart in die Länge ziehen? Die Anwohner erwarten nun endlich eine klare Antwort, wie und wann es weitergehen soll. Zudem kursiere das Gerücht, dass die Stadt das Grundstück erwerben möchte, um die beiden Wohntürme abzureißen.

Stadt hat kein Interesse am Erwerb des Grundstücks

Hier ein kleiner Trost für die Bewohner: Die Stadt habe kein Interesse an dem Erwerb und dem Abriss der Häuser heißt es auf Anfrage des Wochen-Anzeigers. Ihr sei einzig daran gelegen, dass der Eigentümer möglichst schnell seiner Verpflichtung nachkommt, die Häuser brandschutztechnisch zu sanieren.
Ein Vertreter des Vermieters Bewe Immobilien GmbH, der seinen Namen nicht nennen wollte, gab an, dass die Arbeiter im Eiltempo voran kämen. Es gäbe aber immer neue Auflagen seitens der Stadt. Die Stadt Duisburg äußert sich dazu wie folgt: Die Fassade im jetzigen Zustand stelle ein enormes Sicherheitsrisiko dar, welches beseitigt werden müsse. Der Brandschutzsachverständige wird nun geeignete Sanierungskonzepte vorschlagen, welche jedoch aktuell noch nicht vorliegen. Zudem verweist die Stadt nun an den Eigentümer, da nur von diesem die notwendigen Maßnahmen eingeleitet und ausgeführt werden könnten. Die Stadt Duisburg begleite das Verfahren konstruktiv im Rahmen der rechtlichen Möglichkeiten. Aktuell sind in der Notunterkunft an der Memelstraße noch sieben Mieter untergebracht. Die Stadt habe den Mietern bislang über 100 Wohnungsangebote gemacht, heißt es. Bei allem Verständnis für die schwierige Situation der Mieter sei eine Rückkehr in die Husemannstraße derzeit nicht absehbar.

Autor:

Nadine Scholtheis aus Moers

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