Der 10. Jahrestag der Loveparade-Katastrophe steht unter besonderen Vorzeichen
„Vergessen werden wir das Geschehene nie“
„Nicht dabei und doch dabei.“ Das gilt in diesem Jahr für die Trauernden um die Toten und Verletzten der Loveparade-Katastrophe. Aufgrund der Corona-Pandemie verläuft vieles anders als es ursprünglich geplant war. Dennoch, gerade jetzt gibt es besondere Gründe, einmal mehr innezuhalten, Anteil zu nehmen, nachzudenken und zu gedenken.
Am Freitag vor genau zehn Jahren geschah das Unglück, das die Menschen vor Ort, aber auch in der ganzen Welt bewegt. Einige mehr, einige weniger. „Aber vergessen dürfen und werden wir das Geschehene nie“, sagt Jürgen Widera, Vorsitzender der „Stiftung 24.7.2010“, im Gespräch mit dem Wochen-Anzeiger. Das Wachhalten der Erinnerung sei eine Verpflichtung. „Auch nach zehn Jahren besteht wahrlich kein Anlass, zur Tagesordnung überzugehen“, und deshalb wird die Stiftung ihre Arbeit auch bis mindestens 2025 fortsetzen.
21 junge Menschen verloren bei dem Unglück ihr Leben, 500 wurden verletzt, viele Beteiligte sind bis heute traumatisiert. Auch nach einem Jahrzehnt ist nicht alles aufgearbeitet. Vieles bleibt unfassbar, nicht aufgeklärt und wohl auf Dauer ungeklärt. Hinzu kommt der eingestellte Strafprozess, der weitere Emotionen ausgelöst hat. Bei vielen Betroffenen ist eine Gefühlslage zwischen Frust, Wut, Empörung und Fassungslosigkeit entstanden. So hätte es in diesem Jahr beim „tieftraurigen zehnjährigen Katastrophen-Gedenken“, wie Widera es formuliert, sicherlich eine Fülle von neue Diskussionen gegeben.
Absprache
Das öffentliche Gedenken am 24. Juli wird dazu allerdings nicht so großen Raum einnehmen, wie es eigentlich wünschenswert gewesen wäre. Die Planungen der Stiftung sind wegen der zurzeit geltenden Corona-Regeln längst modifiziert worden. Angesichts von Einreiseschwierigkeiten werden nur wenige Angehörigen am Jahrestag vor Ort anwesend sein. Eine Familie aus Spanien wird anreisen und zwei aus den Niederlanden. „Wir haben zwar mit Unterstützung des Stadt und der Konsulate noch alles versucht, einigen die Einreise zu ermöglichen“, so Widera, „aber das war wegen der Lage in Ländern wie etwa China oder Australien leider nicht möglich. Schade.“
Zudem kann die Gedenkfeier nicht, wie in den vergangenen Jahren, in der Gedenkstätte stattfinden. In Absprache mit den Hinterbliebenen wird um 17 Uhr ein stilles Gedenken am Unglücksort vor der Rampe nur im Kreis der Angehörigen stattfinden. Um 17.45 Uhr beginnt dann auf der Wiese am Mahnmal an der Karl-Lehr-, Ecke Kommandantenstraße die offizielle Gedenkfeier, zu der sich die Teilnehmenden namentlich mit Telefonnummer und Adresse bereits im Vorfeld anmelden sollten. Widera: „Dies kann am einfachsten per Mail an info@stiftung-duisburg-24-7-2010.de oder über das Kontaktformular auf der Homepage der Stiftung unter www.stiftung-duisburg-24-7-2010.de
geschehen.
Um an der offiziellen Gedenkfeier am Mahnmal teilzunehmen, ist es für nicht angemeldete Personen auch möglich, am Eingangsbereich die notwendigen Daten zu hinterlegen. Es gilt allerdings eine Obergrenze von 80 Personen, bis zu der Teilnehmende eingelassen werden. Ist sie erreicht, können entsprechend der Corona-Verordnung keine weiteren Personen auf das Gelände gelassen werden.
Livestream
„Studio 47“ wird die offizielle Gedenkfeier ab 17.45 Uhr per Livestream übertragen. Der Link dazu, der erst wenige Minuten vor der Übertragung am 24. Juli aktiviert wird, lautet: gedenken2020.bounceme.net.
Nach der Begrüßung durch Jürgen Widera hält Dr. Jürgen Thiesbonenkamp, Kuratoriumssprecher der Stiftung, die Ansprache. Die musikalische Begleitung übernimmt Marie Wegener. Der früheren DSDS-Gewinnerin, die ohnehin feinfühlige Anteilnehmerin an den Ereignissen ist, ist es eine Herzensangelegenheit, bei der Gedenkfeier zum 10. Jahrestag der Loveparade-Katastrophe ihre Stimme zu erheben.
Erinnerung
Am Abend zuvor, also am Donnerstag, 23. Juli, wird sie beim Gottesdienst in der Salvatorkirche ebenfalls dem Anlass gerecht werdende Lieder vortragen. Die dortige Trauerfeier, die den Hinterbliebenen vorbehalten ist, wird von Widera, Thiesbonenkamp und Pfarrer Martin Winterberg gestaltet. Oberbürgermeister Sören Link wird ebenfalls mahnende Worte der Erinnerung sprechen. Auch dafür gibt es einen Live-Stream, der aber nur den engen Angehörigen oder Opfer zugänglich ist.
Im Anschluss an den Gottesdienst findet trotz der Corona-Einschränkungen in der Gedenkstätte die wiederum vom Verein „Bürger für Bürger“ veranstaltete Nacht der 1.000 Lichter statt. Aber auch dabei ist die Zahl der Besucher, die sich gleichzeitig dort aufhalten können, begrenzt. Es dürfen sich maximal 80 Personen im Tunnel und maximal 15 Personen zur gleichen Zeit an der Gedenkstätte aufhalten. Mitarbeitende des Sicherheitsdienstes regeln den Zugang. Auch für die Nacht der 1.000 Lichter sollte vorab möglichst eine Anmeldung über die Stiftung erfolgen.
Ein ursprünglich von der Notfallseelsorge für dieses Jahr geplantes Treffen von damaligen Einsatzkräften zu einer gemeinsam Gedenkfeier wurde wegen der Corona-Krise auf das nächste Jahr verschoben.
Tunnel wird gesperrt
Die Stadt Duisburg wird die Karl-Lehr-Straße im Bereich des Tunnels am Donnerstag, 23. Juli, von 16 bis 23 Uhr und Freitag, 24. Juli, von 14 bis 22 Uhr für den gesamten Kraftfahrzeugverkehr sperren. Umleitungsempfehlungen über die Düsseldorfer Straße und den Sternbuschweg werden ausgeschildert. Fußgänger und Radfahrer können den Bereich jederzeit passieren.
Siehe auch Übrigens zum Bericht
Autor:Reiner Terhorst aus Duisburg |
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