100 Jahre Grundschule Unter den Kastanien
Tradition und Fortschritt
Die Grundschule Unter den Kastanien in Wehofen gibt es seit 100 Jahren. Das waren bewegte und bewegende Zeiten. Dort blickt man interessiert zurück, aber erst recht motiviert nach vorne.
Das Wort Gemeinschaft hat einen hohen Stellenwert an der Jubiläumsschule. Viele ehemalige Schüler und Lehrer halten den Kontakt aufrecht. So hat Brigitte Keßler, die von 1980 bis 1992 ihre gesamte Lehrinnenzeit dort verbrachte, noch bis kurz vor ihrem Tod im Januar „ihre“ Schule regelmäßig besucht. So hatte sie auch festgelegt, dass die GGS Unter den Kastanien anstelle von Blumen und Kränzen zu ihrer Beerdigung Geld für „kreative Projekte“ erhalten solle. Da kamen über 1.000 Euro zusammen, die jetzt in eine Kunstaktion flossen.
Bald wird auf Dauer, was man aus alten Steinen machen kann. In einem Projekt mit dem Hamborner Mosaik-Künstler Ulrich Schmöckel-Spano fertigen alle 156 Schülerinnen und Schüler jeweils eine indivuelle Fliese an, die als Großmosaik die Treppenaufgänge der Schule zieren. Zuerst haben die Schüler Steine zerkleinert, bemalt und so angeordnet, dass sie in die Fliese passen. Nun geht es mit dem Künstler an die „Feinarbeiten“.
Ohne Zögern
zugegriffen
„Wir haben das 100-Jährige auch genutzt, um mal in vielen individuellen Projekten Schule von damals auf dem Schirm zu haben“, sagt Beate Bischof, „und haben damit regelrechte Begeisterung bei Schülern, Eltern und dem gesamten Lehrerkollegium ausgelöst.“ Seit drei Jahren leitet sie die Schule, die 1922 als Katholische Volksschule Wehofen das Licht der Bildungswelt erblickte.
Bischof, in Walsum aufgewachsen, hatte an der Schule nach dem Examen ihre Referendarzeit verbracht, ehe sie in verschiedenen Städten als Lehrerin und zuletzt als Konrektorin tätig war. Als die Schulleiterstelle an der GGS Unter den Kastanien frei wurde, hat sie ohne Zögern zugegriffen.
Schönstes Dorf
im Ruhrgebiet
Im schönsten Dorf des Ruhrgebiets, wie die Wehofener ihre schmucke Siedlung gerne selbst bezeichnen, soll es schließlich auch eine schöne, eine gute Schule geben. Am Gebäude selbst hat der Zahn der Zeit genagt. Die Toiletten etwa waren, meint nicht nur Bischof, „völlig unzumutbar“. Die Rektorin hat mit der gesamten Schulgemeinschaft geschrieben, geredet, gekämpft und letztlich nach der Devise „Steter Tropfen höhlt den Stein“ Erfolg gehabt. Die WC-Anlage wird komplett saniert. Es dauert nicht nicht mehr lange, bis die Arbeiten beendet sind.
Zum Jubiläum haben insbesondere Lehrer und Schüler viel Zeit und kreative Gedanken in Unterrichtsprojekte gesteckt, die den Weg von der Volksschule zur Gemeinschaftsgrundschule beleuchten und das Wort Gemeinschaft mit neuem Leben füllen. Dass man an der Schule Tradition und Fortschritt gleichermaßen im Blick hat, zeigen auf fast allen Fluren Fotos von Schüler-Generationen, Lehrern und Gebäudeteilen.
Immer den
Rücken gestärkt
Die bebilderte Schulgeschichte zeigt auch Impressionen von gemeinsamen Festen mit den Wehofenern, die „ihrer“ Schule stets den Rücken gestärkt haben. Das wollen sie auch weiterhin. Ein Wunsch für die Zukunft steht nach den neuen Toiletten noch ganz oben an. Das Lehrschwimmbecken der Schule, zusätzlich von vielen Vereinen und Institutionen genutzt, müsse auf Dauer erhalten bleiben.
Klar wurde in den vielen Projektgruppen, dass sich Schule und Unterrichtsinhalte stark geändert haben. „Dass früher einmal die Prügelstrafe zur einprägsamen Pädagogik gehörte, hat mancher unserer Schüler gar nicht glauben wollen“, lacht Beate Bischof.
Eine Klasse hat sogar „Essen von damals“ gekocht, eine andere einen Schultütenbaum errichtet, ausgestattet mit nachgebastelten Schultüten aus früheren Jahrzehnten. Auch Brot in alten Tontöpfen wurde gebacken oder Sütterlinschrift geübt. Das eingeschränkte Schulleben im Krieg haben Schüler und Lehrer ebenfalls unter die Lupe genommen. Noch heute sichtbar ist der verblichene Schriftzug „Notunterkunft“ über einem der Eingänge.
Lebendige
Erinnerungen
Auf einen offiziellen Empfang zum Schuljubiläum hat man übrigens verzichtet. Einen „Festtag“ ohne Ehrengäste und langatmige Reden gab es dennoch. Mit viel Musik, leckeren Snacks, Tanz und Erinnerungen.
Zurzeit erstellen die Grundschüler eine Schülerzeitung, in der über die 100 Jahre Schule Unter den Kastanien ausführlich berichtet wird. Auch Oberbürgermeister Sören Link und Bezirksbürgermeister Georg Salomon haben darin der Schulgemeinschaft lobende und motivierende Worte ins Stammbuch geschrieben.
Autor:Reiner Terhorst aus Duisburg |
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