Krankenhauspfarrerin Karin Holdmann
Schicksal der Sternenkinder ging sehr nahe
Wenn Karin Holdmann nach 35 Jahren im Evangelischen Kirchenkreis Duisburg in den Ruhestand, blickt sie auf eine spannende, teils sogar angespannte, in jedem Fall aber auf ein- und mitnehmende Zeit zurück. Denn als evangelische Krankenhausseelsorgerin haben ihre Warmherzigkeit, die richtigen Worte und ihr Mitfühlen vielen Patienten nebst deren Angehörigen in schweren Zeit Trost und Rückhalt gegeben.
Die vielen Jahre über hat die Pfarrerin in den Sana Kliniken Duisburg im Dienst für die Menschen gestanden, so sieht sie ihre Arbeit. Schwerpunkt war die Seelsorge in der Frauenklinik und in der Kinderintensiv- und Frühgeborenenstation. So wurde sie regelmäßig verständigt, wenn Frauen Probleme in ihrer Schwangerschaft hatten, etwa bei vorzeitigen Wehen oder einem schwierigen pränatalen Befund.
Beim Stichwort Sternenkinder wird Karin Holdmann im Gespräch ganz leise und nachdenklich: „Wenn Frauen ihr Kind verloren, habe ich ihnen als Gesprächspartnerin zur Verfügung gestanden und sie beim Abschiednehmen unterstützt. In der Kinderklinik galt es Müttern, Vätern und ihren Kindern über viele Wochen zur Seite zu stehen, auch bei ihrem Schmerz, wenn ein Kind sterben musste. Das waren bewegende Momente, die auch an mir nicht spurlos vorübergingen.“
Rückendeckung
und Ausgleich
Da waren eigene Supervisionen, auch regelmäßige Gedankenaustausche mit Kolleginnen und Kollegen immer wichtig und hilfreich. Rückendeckung und Ausgleich gab es zudem immer in der Familie. Ihr Mann Gerhard und die beiden Söhne waren und sind ihr wertvolle Stützen.
Die bald 66-jährige gebürtige Düsseldorferin hat in Bonn und München Theologie studiert, „bewusst, gewollt und gerne“, wie sie sagt. Den Pfarrerberuf hat sie persönlich für sich immer als „Berufung“ empfunden. Und gerade durch ihre Arbeit als Krankenhausseelsorgerin hat sie dankbar erfahren, „wie wichtig es ist, dass die Menschen mich an sie heranlassen.“
Seit zehn Jahren ist Karin Holdmann auch als Seelsorgerin in der berufsgenossenschaftlichen Unfallklinik aktiv, schwerpunktmäßig in der Intensivstation und in der Brandverletzten-Intensivstation sowie auf den beiden Stationen für Rückenmarkverletzte. Auch hier wurde sie schnell geschätzte Ansprechpartnerin für Menschen, deren Leben sich durch einen Unfall plötzlich und unerwartet geändert hat.
Von täglichen
Herausforderungen
Wieder wird sie nachdenklich, wenn sie von den täglichen Herausforderungen berichtet: „Durch eine Querschnittslähmung hat sich von einem Moment auf den anderen das Leben eines Menschen komplett verändert und die Betroffenen und ihre Angehörigen müssen sich für den Rest ihres Lebens mit den Folgen auseinandersetzen: junge Menschen, die noch zur Schule gehen, Berufstätige, die, ihren bisherigen Beruf nicht mehr ausüben können, alte Menschen, die bisher in ihrem Zuhause gut zurechtgekommen sind oder für die Versorgung von pflegebedürftigen Angehörigen gesorgt haben.“
Der häufig monatelange Aufenthalt in der Klinik führte ihrerseits zu einer langen und intensiven Begleitung: „In sehr vielen Gesprächen ging es - in unterschiedlicher Tiefe und Dichte - um die Frage, was das Leben eigentlich ausmacht, was wichtig ist, was einem Sinn gibt, was hilft, wieder Vertrauen ins Leben, manchmal auch zu Gott zu gewinnen.“
Blick zurück mit
großer Dankbarkeit
Karin Holdmann jedenfalls blickt mit Dankbarkeit zurück auf erfüllte Berufs-Jahrzehnte. „Ich habe überaus bemerkenswerte Menschen kennen gelernt und bin beeindruckt und oft davon beschenkt gewesen, wie offen mich meine Gegenüber in ihre aktuelle Lebenssituation gelassen und was sie mir anvertraut haben.“ Wehmut schwingt in ihren Worten mit.“
Ulrike Schempf, Sozialpädagogin in der Kinderklinik der Sana Kliniken, lächelt ihr zu: „Wir werden Dich hier vermissen.“ Besser kann man Anerkennung, Dankbarkeit und Respekt wohl kaum ausdrücken.
Bald beginnt für sie ein neuer Lebensabschnitt: „Fahrradfahren steht an, Tanzen, Schwimmen, Lesen, Veranstaltungen des Vereins für Literatur besuchen und vieles mehr. Nach der Zeit für andere kommt jetzt eine Zeit für sich und die Familie.
Verabschiedungs-Gottesdienst
mit anschließendem Empfang
Weit über 100 Weggefährten und Begleiter aus dreieinhalb Jahrzehnten Krankenhausseelsorge und einigen Jahren als Regionslehrerin an der Gneisenau-Schule kommen am Sonntag, 22. Oktober, 15 Uhr, zum Verabschiedungsgottesdienst in der Duisserner Lutherkirche ihrer Heimatgemeingemeinde Alt-Duisburg zusammen.
Dort gibt es anschließend einen Empfang statt. Viele Gespräche und gute Wünsche werden dann die Runde machen.
Text: Reiner Terhorst
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