Peter Schulls erste Stelle am „Leibniz“ in Hamborn war zugleich seine letzte Stelle
Lehrer mit Herzblut und Verstand
Seine erste, nicht unbedingt „erträumte“, sondern „zugewiesene“ Stelle als „fertiger Lehrer“ blieb auch seine letzte. Nach 35 Jahren an der Hamborner Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Gesamtschule verabschiedete sich Peter Schull, engagierter Abteilungsleiter der Gymnasialen Oberstufe, jetzt in den Ruhestand.
Nach dem Studium in Düsseldorf und der Referendarzeit in Köln wurde dem heute 65-Jährigen 1986 die Stelle als Lehrer am damaligen Leibniz-Gymnasium, das später zur Gesamtschule wurde, vom NRW-Schulministerium zugewiesen. „Und das war's“, stellt er 35 Jahre später rückblickend fest. Trotz anfänglicher Skepsis hat er sich im Duisburger Norden, vor allem aber „am Leibniz“ immer wohl und zuhause gefühlt.
2003 wurde Peter Schull als Nachfolger von Gerd Nicodem Abteilungsleiter der Oberstufe. Diese Aufgabe hat 18 Jahre mit Verstand und Herzblut erfüllt und ausgefüllt, eine lange Zeit, in der er viele Veränderungen mitgemacht und nicht selten selbst angestoßen hat. So hat er konsequent die Zusammenarbeit mit den umliegenden Schulen durch Besuche und Vor-Ort-Beratung durch sein Oberstufenteam, durch Schnupperunterricht und Werbeveranstaltungen ausgebaut.
Einführung mit
Erfolgsaussichten
Daraus ist auch der Kooperationsvertrag mit der Realschule Hamborn II, der heutigen Justus-Liebig-Sekundarschule, hervorgegangen. Dabei war es dem Pädagogen aus und mit Leidenschaft wichtig, immer wieder Schüler einzubeziehen, die selbst aus diesen Schulen kamen und authentisch berichten konnten. Peter Schull hat regelmäßig das persönliche Gespräch mit den „Seiteneinsteigern" gesucht, um besser auf ihre Bedürfnisse und ihr Befinden eingehen zu können. So konnte die viel beachtete „Leibniz-EF“ in wirklichem Sinne eine „Einführungsphase mit Erfolgsaussichten“ für sie werden.
Aber noch wichtiger für Schull war es, dass die Schüler und Schülerinnen in der „EF“ noch Klassen haben und das System für sie auf diese Weise nicht zu groß und abschreckend wirkte. So werden sie bis heute in den Haupt- und einigen Nebenfächern im Klassenunterricht beschult und gewöhnen sich so langsam an das Kurssystem und an die vielen Menschen im Jahrgang. Nach der Devise „Altbewährtes bewahren und aufgeschlossen gegenüber Neuem sein“ hat er Gerd Nicodems Konzept von den festen Leistungskurs-Schienen übernommen und ausgebaut, „weil ich“, wie er sagt, „die Verlässlichkeit unserer Schule auch für Wiederholer, was in der Oberstufe ja gar nicht so selten ist, ganz oben ansiedeln wollte.“ Auch sollten nicht jedes Jahr durch zufällige Wahlergebnisse andere Kurszusammenstellungen entstehen.
Offene Worte
und Hilfe für Schüler
Peter Schull legte zudem sehr viel Wert auf die berufsorientierenden Maßnahmen und hat dabei die Zusammenarbeit mit vielen verschiedenen Institutionen aufgebaut: „Unsere Schüler sollten intensives Bewerbungstraining haben, damit sie fit für die Zukunft werden.“ Er hat deshalb immer wieder berufstätige Ehemalige zu Abendveranstaltungen geholt, um Vorbilder zu geben. Das Talentscouting und die Einführung seiner Schützlinge in Netzwerke wie etwa den „Ruhrtalenten“ war ihm ein großes Anliegen.
Wenn Schüler überlegten, die Brocken hinzuschmeißen und abzugehen, unterstützte Peter Schull sie darin, den für sie besten Weg zu finden. Er überredete sie nicht um jeden Preis zum Abitur. Auch die Betreuung der Schüler, die von den Herausforderungen der Oberstufe psychisch belastet waren, lagen ihm sehr am Herzen. Er hat dafür schon frühzeitig die Jugendhilfe und den schulpsychologischen Dienst zielorientiert mit ins Boot geholt.
Dass in den gesamten 35 Jahren die Stimmung unter den Kollegen gut war, sieht Peter Schull als einen der Hauptgründe, warum er sich an der Leibniz-Gesamtschule immer wohl gefühlt hat. So hat er erst richtig gemerkt, wie die Jahre vergehen, als die ersten Eltern, die er selbst schon als Schüler unterrichtete, ihre Kinder an der Schule anmeldeten. „Dann kann mein Englisch- und Lateinunterricht ja nicht so schlecht gewesen sein“, sagt er mit einem Augenzwinkern.
Keine Angst
vor Langeweile
Peter Schull fürchtet sich nicht vor Langeweile in der Pension. „Ich bin meiner Frau einiges schuldig“, gesteht er. „Viele Abende und Wochenenden wurden für die Korrekturen geopfert. Sie hat mir den Rücken freigehalten.“ Etwas wehmütig ergänzt er: „Die Arbeit mit den Kindern wird mir fehlen.“
Autor:Reiner Terhorst aus Duisburg |
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