Rückblick auf ein bewegtes Pfarrerleben
Klaus Fleckner geht und bleibt doch an Bord
„Ich bin ja nicht aus der Welt“, sagt Klaus Fleckner. Wenn der Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde Ruhrort-Beeck im Gottesdienst in der Beecker Kirche am morgigen Sonntag, 19. Juni, 15 Uhr, in den Ruhestand verabschiedet wird, steht für ihn eine Zäsur an, längst aber kein Ende.
Superintendent Dr. Christoph Urban wird ihn dann „entpflichten“, wie es offiziell heißt. Nicht nur im Eiskunstlauf, sondern auch für Klaus Fleckner heißt es dann: „Nach der Pflicht kommt die Kür.“
Er bleibt nämlich hier vor Ort wohnen und wird, wie er selbst sagt, „schauen, wie und wo ich mich als Mitglied unserer Gemeinde hier bei uns weiter einbringen kann.“ Der hauptamtliche Teil seines engagierten Wirkens ist jedenfalls zum Monatsende Geschichte. Was er im Ruhestand genau machen wird, hat er noch nicht vollständig auf dem Schirm. Einiges wird er einfach auf sich zukommen lassen.
Die Laarer Kirche
war sein Mittelpunkt
Auf jeden Fall wird es Momente des Rückschauens geben. Auch am Sonntag. Highlights eines bewegten Pfarrerlebens gab es genug, Freude, Frust, Trauer und Herausforderungen gehörten jedoch mit dazu. Am 1. September 2008 hatte der „Ruheständler in Lauerstellung“ seine Arbeit als Gemeindepfarrer für den Bezirk Süd der Kirchengemeinde angetreten. Die Laarer Kirche war sein Mittelpunkt.
Jedoch, es gab schon bald Änderungen, die nicht überall in der Gemeinde auf Zustimmung stießen. Es waren „Zwänge“, die die Leitungsgremien zu unpopulären, letztlich aber notwendigen Entscheidungen veranlassten. Die Gemeindefinanzen schrumpften. Die Aufgabe der Laarer Kirche war die Folge. Neben den Gottesdienststätten gab es die Schließung von Gemeindehäusern, Kindergärten und Friedhöfen.
Erlebnisreiche Jahre
als Pfarrer in Italien
Das tat weh. Klaus Fleckner: „Der Rückzug der Gemeinde auf weniger Gebäude und Angebote fand wenig Akzeptanz bei denen, die dabei Verlusterfahrungen gemacht haben.“ Doch sei man durch den schwierigen Prozess der Umstrukturierungen näher zusammengerückt. Die Worte Nähe und Zusammenrücken hatten für den Pfarrer immer eine große Bedeutung. Nähe spürte er auch der Ferne, wo das Zusammenrücken nicht von heute auf morgen gelang. Klaus Fleckner hat lange Jahre als Gemeindepfarrer in Italien gearbeitet.
„Wir haben aber in Italien schöne, ein- und mitnehmende Jahre gehabt, die meine Frau, unser Sohn und ich nicht missen möchten“, denn da habe er gelernt und erfahren, was Zusammenhalt bedeutet. Nur wenn man zusammenhält, könne man etwas erreichen und bewirken.
Das hatte sich für den gebürtigen Wuppertaler auch an anderen Stationen gezeigt. In der Gemeinde Gemarke-Wupperfeld in seiner Heimatstadt hat er ein gelungenes Projekt mit auf den Weg gebracht, das noch heute bei ihm leuchtende Augen hervorruft. Dort entstand eine City-Kirche als Glasanbau neben Kirche und Synagogenbau. Da kommt das Wort Zusammenrücken wieder ins Gespräch. Zehn Jahre hatte Fleckner übrigens auch als Sekten- und Weltanschauungsbeauftragter in Wuppertal gearbeitet.
Theologiestudium hat
viele Fragen beantwortet
Jetzt lacht er und erinnert daran, wie er selbst zum Pfarrerberuf kam: „Ich hatte als junger Mensch Fragen, die nur durch ein Theologiestudium zu beantworten waren.“ Viele Fragen haben sich im Laufe seines Pfarrerlebens beantwortet, andere werden offen bleiben.
Dass er nach vielen auswärtigen Stationen in seiner jetzigen Gemeinde wohnen bleibt, hat schon einiges mit Verbundenheit, Wohlfühlen und Dankbarkeit zu tun. Er denkt gerne an viele Kindergarten- und Schulgottesdienste, an seine Zeit als Religionslehrer an der Gustav-Stresemann-Realschule, an seine Mitwirkung im Chor und viele seelsorgerische Gespräche zurück.
Statt zu viel Bürokratie
mehr Zeit fürs Wesentliche
Es gab und gibt allerdings auch Frustanlässe. Er nennt das Schrumpfen der Mitgliederzahlen, der Gottesdienstbesucher, der Gruppen und Kreise oder Kirchenaustritte. Die Ausdünnung der Decke an Ehrenamtlichen und die Tendenz zur Überalterung bereite auch nicht unbedingt Freude.
Und dann führt er auch noch zu lange Sitzungen und zu viel Bürokratie an. Statt Dauerpräsenz auf zu vielen Ebenen sei Zeit fürs Wesentliche sinnvoller. Die wird Klaus Fleckner künftig haben. Er geht und bleibt zugleich an Bord im Schiff, das sich Gemeinde nennt.
Autor:Reiner Terhorst aus Duisburg |
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