Nach 37 erfüllten Jahren in der Evangelischen Kirchengemeinde Hamborn geht Pfarrerin Elke Banz in den Ruhestand
„Jeder Mensch braucht sein Dorf“

Das Foto zeigt Pfarrerin Elke Banz vor „ihrer“ Hamborner Friedenskirche. Nach über 37 Jahren seelsorgischen Wirkens dort geht sie jetzt in den Ruhestand. 
Fotos. Reiner Terhorst
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„Der Beruf ist einfach wundervoll“, sagt Pfarrerin Elke Banz. Sie hat ihn erlebt und gelebt. Die vielen Gespräche mit unterschiedlichen Menschen haben ihr viel gegeben. Sie hat sie bei ihren Sorgen begleitet, Freude und Leid geteilt und mit ihnen gemeinsam eine Menge bewirkt. Nun beginnt ein neuer Lebensabschnitt für die Seelsorgerin mit Herz.

„Natürlich ist das ein Schritt, der mit sehr unterschiedlichen Gedanken und Gefühlen verbunden ist. An erster Stelle steht für mich Dankbarkeit“, blickt sie jetzt auf 37 erfüllte Jahre in der Evangelischen Kirchengemeinde Hamborn zurück. In den Jahrzehnten sind viel Vertrauen und Nähe entstanden, die, so so ergänzt sie, „nicht selbstverständlich sind, und die ich wie einen Schatz in mir trage.“

Für Sonntag, 9. Mai, war ein offizieller Abschiedsgottesdienst geplant. Daraus wird nichts, was nicht nur Elke Banz, sondern viele Wegbegleiter zutiefst bedauern. Da in der Gemeinde aufgrund der derzeitigen Situation keine Präsenzgottesdienste stattfinden, ist „ihre“ Friedenskirche an der Duisburger Straße im Herzen Hamborns an diesem Tag von 9.30 bis 10.30 Uhr für ein stilles Gebet, zum Anzünden einer Kerze oder zum Hören der Orgelmusik geöffnet. Die Pfarrerin ist zum letzten Mal in „offizieller Funktion“ dabei.

Geborgen und heimisch

Es wird keinen „Menschenauflauf“ geben. Das sei halt der anspruchsvollen Situation geschuldet. Ein bisschen Wehmut klingt in ihrer Stimme. Sie selbst hat schon einige Briefe an liebe Menschen geschrieben. Die scheidende Pfarrerin würde sich natürlich auch über Briefe freuen, die sie zum Abschied bekommt. Jetzt lacht Elke Banz: „Die gute alte Postkarte tut's auch.“ Und ganz aus der Welt ist sie ja auch nicht. Sie bleibt mit ihrem Mann Dieter weiterhin ihrem Umfeld treu. „Jeder Mensch braucht sein Dorf“, sagt sie. In Hamborn hat sie sich immer wohl, geborgen und heimisch gefühlt.

In Mülheim-Saarn aufgewachsen, ging es nach dem Abitur für sie zum Studium nach Bonn und Wuppertal. „Eigentlich“ hatte sie das Lehramt im Blick, aber im Laufe des Studiums habe es sich einfach ergeben, dass sie Pfarrerin werden wollte. Ihr Vikariat hat das Ruhrgebietskind ganz bewusst in Bad Kreuznach absolviert, um halt mal was anderes zu sehen. Dann wurde der Wunsch, in die Heimat zurückzukehren, immer stärker.

Als in Hamborn 1984 eine Hilfspredigerstelle ausgeschrieben war, griff sie zu. „Da waren einige am Anfang etwas irritiert“, erinnert sie sich, „die hatten wohl mit einem Pfarrer gerechnet. Aber ich bin von der ersten Sekunde an sehr freundlich aufgenommen worden.“ Nur gut ein Jahr später wurde die Hilfspredigerin offiziell als Pfarrerin in die nach Ansicht der Gemeinde schon viele zu lange unbesetzte 2. Pfarrstelle eingeführt. Zunächst war das eine „geteilte“ Stelle, denn neben ihrer Tätigkeit in der Gemeinde war sie auch als Seelsorgerin für die umliegenden Krankenhäuser zuständig.

Zeit für die Menschen

Das „sich Zeit nehmen für die Menschen“ war da ganz besonders wichtig. Auch später, als sie ihre Aufgaben ausschließlich in der Gemeinde ausfüllte, war das nicht anders. In den letzten 20 Jahren hat hat sie sich ganz besonders um den Kindergarten gekümmert, davor lange Jahre um die älteren Menschen. „In allen Bereichen war mir die Seelsorge, das persönliche Gespräch immer wichtig“, betont sie noch einmal. Sie sei kein Freund von Großveranstaltungen, wollte und will nicht im Mittelpunkt stehen, sondern den Menschen das Gefühl geben, dass da jemand ist, der sie mitnimmt, aufbaut, begleitet.

„In den letzten Jahren“, so stellt sie fest, „ist vieles anderes geworden“. Nicht selten ist der Tag mit Bürokratie, Verwaltungs- und Organisationsaufgaben ausgefüllt. Da habe man den ganzen Tag gearbeitet, ohne auch noch nur irgendetwas in der Gemeinde selbst bewirkt zu haben. „Obwohl wir stets ein gut arbeitendes Verwaltungsamt hatten und haben, kommen doch immer mehr Aufgaben auf die Pfarrer zu, die mit unserer ursprünglichen Berufung herzlich wenig zu tun haben“, bedauert sie. Schmunzelnd fügt sie hinzu: „Einen Computer habe ich mir erst angeschafft, als ich es musste.“

Als einen wahren Schatz empfindet sie die in der Friedenskirche ganz oben angesiedelte Kirchenmusik. Die Kantorei mit Chor und Organisten habe schon etwas mit Hochkultur zu tun. Die regelmäßigen Orgelkonzerte haben weit über die Region hinaus einen hervorragend Ruf. Schmunzelnd erwähnt sie, dass sie mal von einer auswärtigen Besucherin angesprochen wurde, die kaum glauben konnte, „dass es sowas tolles in Hamborn gibt.“

Keine besonderen Wünsche

Besondere Pläne für den Ruhestand hat Elke Banz nicht: „Wenn das eine zu Ende ist, fängt halt das Neue an.“ Sie ist ein Naturmensch, geht gerne und oft spazieren, braucht die frische Luft und freut sich, dass ihr Mann und sie jetzt wieder etwas mehr Zeit für einander haben. Besondere Wünsche haben sie nicht. „Wenn wir mal einen Wunsch hatten, haben wir den nicht aufgeschoben für später mal, wir haben ihn immer umgesetzt.“

Ihrer Gemeinde und deren jetzt bald „alleinigen“ Pfarrer Jens Dallmann wünscht Elke Banz eine segensreiche Zukunft und einen guten Weg in der Region. Sie wird das Ganze von außen beobachten, sich nicht einmischen, sondern sich darüber freuen, was nach ihrer Zeit noch alles Gute bewirkt wird.

Autor:

Reiner Terhorst aus Duisburg

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