Der „weltoffene echte Hunderter“ ist noch heute für „sein“ Hamborn aktiv
Hans Lembeck ist ein „lebendes Geschichtsbuch“
„Er ist ein lebendes Geschichtsbuch und bringt gelebte und erlebte Heimatgeschichte nicht trocken rüber, sondern garniert sie mit bildhafter Sprache und vielen Anekdoten.“ Das sagten Hamborns Bezirksbürgermeister Marcus Jungbauer und Heimatvereins-Vorsitzender Jörg Weißmann jetzt über Hans Lembeck bei einer kleinen Feier zu dessen 100. Geburtstag.
Im Herzen Hamborns, einen Steinwurf vom Rathaus der damals selbständigen Stadt Hamborn und seinerzeit „jüngsten Großstadt des Reiches“ entfernt, stand sein Elternhaus, in dem er viele Jahre lebte und auch arbeitete. Seine Eltern Änne und Johann hatten dort eine Buchhandlung. Schon als kleiner Junge ging Hans Lembeck in der „ehrwürdigen Verwaltungszentrale“ ein und aus und versorgte die städtischen Bediensteten mit Büchern und Zeitungen. So etwas scheint zu prägen. Trotz vieler Reisen in fast aller Herren Länder ist der jetzt „echte“ Hunderter „seinem“ Hamborn auch als Stadtbezirk Duisburgs treu geblieben.
Und das in einem Maße, das ihn zu einem geschätzten und anerkannten Zeitzeugen vergangener Tage, Jahre, Jahrzehnte und Epochen gemacht hat. Seit einem Jahr wohnt er im Caritas-Altenheim St. Josef an der Liebrechtstraße, ganz in der Nähe des Altmarkts. Auch dort blättert er noch täglich in alten Schriftstücken, Chroniken und Broschüren. Er liest historische Aufsätze, kommentiert sie und sammelt, sammelt, sammelt.
Hans Lembeck verfügt über ein Privatarchiv an Schriftstücken, Fotos, Briefen, etwa von August Thyssen persönlich, Dokumenten, Münzen und alten Geldscheinen bis hin zum Notgeld von Bergwerken, Kommunen und der August-Thyssen-Hütte, das manchen Museumsdirektor vor Neid erblassen lässt. Die Bezeichnung „Schatzkammer“ ist für sein Archiv mehr als gerechtfertigt.
Chopin in Hamborn
„Die körperliche Beweglichkeit lässt dem Alter geschuldet manchmal etwas zu wünschen übrig, aber der Geist ist fit und sprudelt förmlich“, sagt Hans Lembeck, akkurat gekleidet wie im Berufsleben, zu seinen Geburtstagsgästen. Nur auf die Krawatte hat er an seinem Ehrentag verzichtet. „Reicht ja, wenn Sie eine tragen“, meint Lembeck mit dem Schalk im Nacken zu Jungbauer und Weißmann und fragt sie spontan: „Wussten Sie eigentlich, dass der weltberühmte Musiker und Komponist Chopin mal eine Zeit in Hamborn verbracht hat?“ Nein, wussten sie nicht.
Der Buchhändler und spätere Reiseveranstalter und -organisator Hans Lembeck weiß halt vieles, was andere nicht wissen. Schließlich hat er unzählige Bücher gelesen, könnte aber genauso gut selbst Bücher über sein bewegtes und bewegendes Leben schreiben. 1938 hat er mit Erfolg die Buchhändlerlehre abgeschlossen und musste damals zur Prüfung nach Leipzig reisen, denn dort fand für gesamte Deutsche Reich die Buchhändlerprüfung statt. Und Jahrzehnte später hat Hans Lembeck für die Leipziger Volkszeitung deren allererste Leserreisen nach der Wende organisiert. „Da schloss sich wieder ein Kreis“, schmunzelt er.
Reisen hatten es ihm immer angetan. Mit eigenem Reisebüro und Reiseveranstaltungen hatte der stets zu neuen Taten aufgelegte „Hamborner Weltbürger“ weitere Meilensteine gesetzt. Und der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. Sein Neffe Dr. Michael Frenzel, den er von Kind an auf vielen Reisen mitnahm, beendete sein Berufsleben als Vorstandschef der TUI, die er zu einem der größten Reiseveranstalter Europas gemacht hat.
Wertvolle Seekarte
Oft hatte Onkel Hans den jungen Michael, der später, aber noch vor seiner Berufskarriere, lange Jahre SPD-Ratsherr in Duisburg war, nach Carolinensiel an die ostfriesische Nordseeküste mitgenommen. Und auch dort sind Spuren von Lembecks Wirken öffentlich sichtbar. Im dortigen Deutschen Sielhafen-Museum ist eine historische und wertvolle Seekarte zu sehen, die Lembeck seinerzeit bei einem Buchhändler in Paris „rein zufällig entdeckt, erstanden und erworben hat.“
Dem Autor dieser Zeilen, der selbst „Herzens-Carolinensieler ist, hat er sie geschenkt. Der wiederum gab sie an das Museum weiter, denn dort, befand er gemeinmsam mit Lembeck, sei sie besser aufgehoben als in einer Privatwohnung unter Ausschluss der Öffentlichkeit. So hat Hans Lembeck letztlich seinen Mitmenschen wieder etwas mitgegeben.
Das „Mitgeben“ gehörte stets zu Lembecks „Tagesgeschäft“. Das Ehrenmitglied des Heimatvereins Hamborn, nach dem im künftigen Hamborner Heimatmuseum auch ein Raum benannt sein wird, hat unzählige Vorträge gehalten, vor Senioren, Schulklassen und auswärtigen Gästen. Er hat Ausstellungen konzipiert und auf den Weg gebracht, Ideen gegeben und umgesetzt. „Zwar kann ich nicht mehr an Veranstaltungen teilnehmen, aber bei der inhaltlichen Vorbereitung kann ich helfen“, sagt das „lebende Geschichtsbuch“. Bei der kleinen Feier zum „Hundertsten“ kam im Kreise seiner großen Familie und der Ehrengäste aus Poltik und Heimatverein noch so manche Anekdote aus einem bewegten und bewegenden Leben auf den Tisch.
Autor:Reiner Terhorst aus Duisburg |
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