Fachtag zur Gewalt gegen Kinder
Handeln, ehe es zu spät ist

Der Kampf gegen Kindesmissbrauch geht weiter. Knapp 300 Teilnehmer haben jetzt beim 4. Duisburger Fachtag Kinderschutz deutliche Signale gesetzt. Gisela Braun wurde zudem für ihren Einsatz von Dr. Ralf Kownatzki (l.) und Dr. Peter Seiffert ausgezeichnet.  | Foto: Reiner Terhorst
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  • Der Kampf gegen Kindesmissbrauch geht weiter. Knapp 300 Teilnehmer haben jetzt beim 4. Duisburger Fachtag Kinderschutz deutliche Signale gesetzt. Gisela Braun wurde zudem für ihren Einsatz von Dr. Ralf Kownatzki (l.) und Dr. Peter Seiffert ausgezeichnet.
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Der inzwischen 4. Fachtag Kinderschutz im Hamboner Abteizentrum hat dramatische Beispiele von Kindesmisshandlungen aufgezeigt, zugleich aber Erfolge im unermüdlichen Einsatz gegen oft unter dem Mantel des Schweigens verhüllte Gewalt gegen Kinder verzeichnet.

Dr. Peter Seiffert, Chefarzt der nahe gelegenen Helios Kinder- und Jugendklinik und im Jahr 2005 gemeinsam mit dem heutigen Vorsitzenden Dr. Ralf Kownatzki einer der Wegbereiter von des „Vorbeuge- und Aufklärungsvereins“ Riskid, berichtet aus langjähriger Erfahrung, dass Kinder täglich Opfer von Gewalt werden. Der Name Riskid steht für Risiko-Kinder-Informationssystem-Deutschland.

Wichtige Impulse für ein
"Netzwerk Kindeswohl"

„Um Kinder bestmöglich schützen zu können, bedarf es der Vernetzung von Fachkräften aus verschiedenen Bereichen wie den niedergelassenen Kinderärzten, Kinderkliniken, Jugendämtern, Pädagogen, Justiz und Polizei“, so Seiffert. Die Tagung analysierte den noch zu verbessernden Ist-Zustand, gab aber zugleich wichtige Impulse, um letztlich ein stabiles „Netzwerk Kindeswohl“ zu installieren, und zwar bundesweit.

„Wir sind von Duisburg aus einen langen Weg gegangen“, sagt „Riskid-Motor“ Kownatzki. Die ersten Erfolge seien sichtbar, es müsse aber noch viel mehr in Gang gesetzt werden, um Kinder nachhaltig zu schützen. Der Kinder- und Jugendarzt weist darauf hin, dass in Deutschland jede Woche zwei bis drei Kinder durch Vernachlässigung oder Gewalt sterben. Die körperlichen Misshandlungen sind um ein Vielfaches höher.

Andere Bundesländer
müssen NRW folgen

Entsprechende Statistiken des Bundeskriminalamtes sind alarmierend. Deshalb freuen sich Kownatzki und Seiffert, dass nach unzähligen Gesprächen ein wichtiges Etappenziel erreicht wurde. Nicht selten wurden bei Verletzungen durch Misshandlungen verschiedene Ärzte in einem sogenannten „Ärzte-Hopping“ aufgesucht, um Taten zu verschleiern. Durch das Engagement von Riskid entstand als Pilotprojekt eine Datenbank, in der sich jetzt Ärzte bei Verdachtsfällen landesweit rechtssicher austauschen können.

Das Land NRW ist Vorreiter, die anderen Bundesländer sollen und müssen folgen. Kownatzki schätzt, dass deutschlandweit mehr als 40.000 Kinder von Riskid profitieren. Allein in Duisburg, so mutmaßt er, seien mehr als 400 Kinder durch Missbrauch gefährdet. Riskid will aber auch sexuellen und psychischen Missbrauch aufdecken helfen. Dazu brauche man Unterstützer.

Die Täter aus dem
Dunkelfeld holen

Dankbar sind die Riskid-Verantwortlichen, dass Alexander Dierselhuis, der neue Duisburger Polizeipräsident, an der Tagung teilnahm und künftig einer dieser Unterstützer sein wird. Wichtig sei es im Polizei-Alltag, die Täter aus dem Dunkelfeld zu holen.

Nicht wegschauen, hinschauen sei die Handlungsmaxime. Eine, die das immer getan hat, ist Gisela Braun. Sie berichtete im Abteizentrum über ihre Arbeit. Die Dipl.-Pädagogin, Mitglied im Bundesverein zur Prävention von sexuellem Missbrauch an Mädchen und Jungen e.V., ist seit 20 Jahren als Fortbildnerin und Autorin. in der Arbeit gegen sexuellen Missbrauch an Mädchen und Jungen tätig. Ihr wohl bekanntestes Kinderbuch „Das große und das kleine NEIN!“ avancierte längst zum Klassiker.

Sie wurde beim Fachtag Kinderschutz jetzt mit dem Gerd-Unterberg-Preis ausgezeichnet, benannt nach dem verstorbenen Leitenden Duisburger Staatsanwalt, der sich beruflich und darüber hinaus stets für den Schutz und das Wohl von Kindern eingesetzt hat.

Autor:

Reiner Terhorst aus Duisburg

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