Duisburg setzt bundesweit Akzente zum Kinderschutz
„Handeln, bevor es zu spät ist“

Die  5. Duisburger Fachtagung Kinderschutz hat Zeichen zur Vorbeugung von Gewalt gegen Kinder gesendet. Zudem erhielt Rudi Cerne den diesjährigen Gerd-Unterberg-Preis für sein Engagement beim aktiven Kinderschutz. Auf dem Foto Cerne (Mitte) und die RISKID e.V.-Vorstände Ingo Thiel, Michael Reichelt, Dr. Peter Seiffert und Dr. Ralf Kownatzki (v.l.).
Foto: Violetta Odenthal
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  • Die 5. Duisburger Fachtagung Kinderschutz hat Zeichen zur Vorbeugung von Gewalt gegen Kinder gesendet. Zudem erhielt Rudi Cerne den diesjährigen Gerd-Unterberg-Preis für sein Engagement beim aktiven Kinderschutz. Auf dem Foto Cerne (Mitte) und die RISKID e.V.-Vorstände Ingo Thiel, Michael Reichelt, Dr. Peter Seiffert und Dr. Ralf Kownatzki (v.l.).
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Kinder und Heranwachsende sind auf Schutz und Versorgung durch ihre Bezugspersonen angewiesen und dadurch besonders verletzlich. Sie können meist noch nicht selbst für ihre Interessen und Rechte eintreten. Deshalb benötigen sie Fürsprache und Fürsorge anderer. Und da leistet seit fünf Jahren die Duisburger Fachtagung Kinderschutz wertvolle Netzwerk-Arbeit.

Unbestritten ist, dass die Verantwortlichen eng zusammenarbeiten und in ständigem Austausch sein müssen. Auch aus diesen Grund wurde RISKID (Risiko-Kinder-Informationssystem Deutschland) schon 2005 in Duisburg initiiert. Seit 2009 ist die Organisation ein eingetragener Verein, dem in der Stadt mittlerweile alle Kinder- und Jugendärzte sowie die Fachkliniken angeschlossen sind.

Nach der erfolgreichen Pilotphase im Duisburg steht RISKID allen Ärztinnen und Ärzten in Deutschland kostenlos zur Verfügung. Ziel ist es nach wie vor, den Informationsaustausch zum Wohl der Kinder gesetzlich zu erleichtern.

Intensiver Austausch

Deshalb haben das Helios Klinikum Duisburg und RISKID e.V. bereits 2018 unter dem Vorsitz von Dr. Peter Seiffert (Chefarzt der Kinder- und Jugendmedizin) und Dr. Ralf Kownatzki (Kinder- und Jugendarzt) den Fachtag Kinderschutz ins Leben gerufen, der nun schon zum fünften Mal stattfand.

Auf der mittlerweile überregional bekannten Veranstaltung tauschen sich verschiedene Fachbereiche und Behörden wie Jugendämter, Polizei, Mediziner und Psychologen intensiv aus. Diesmal kamen über 300 Netzwerker aus ganz Deutschland ins Hamborner Abteizentrum.

„Die Hauptaufgabe dieser Tagung ist und bleibt die Vernetzung und der enge Austausch aller Beteiligten, denn Kinderschutz geht nur Hand in Hand. Erst wenn man vertrauensvoll zusammenarbeitet, sich kennt und schätzt, dann entsteht ein schützendes Netz um die Kinder, ohne Lücken“, sagte Peter Seiffert zu Beginn.

Engagierter Preisträger

In zahlreichen Fachvorträgen wurden zudem aktuelle Entwicklungen und Fälle vorgestellt und der Gerd-Unterberg-Preis verliehen, benannt nach dem verstorbenen Leitenden Duisburger Staatsanwalt. Diesjähriger Preisträger Rudi Cerne. Der frühere Spitzensportler ist als Aktenzeichen XY-Moderator und Botschafter der Aktion Mensch ein engagierter Verfechter von Opferschutz und Verbrechensaufklärung. Zudem steht er den sichern Umgang von und mit Kindern im Netz.

Rudi Cerne wörtlich: „Ich werde oft gefragt, welche Fälle mich bei Aktenzeichen XY besonders bewegt haben. Und ich kann mit Sicherheit sagen, es waren immer die, in denen Kindern Gewalt angetan wurde. Das streift man nicht einfach ab. Um diese Fälle zu verhindern, ist Prävention unglaublich wichtig. Wenn wir hier heute mit dieser Veranstaltung dazu beitragen können, ist das ein Erfolg und ich freue mich sehr, ein Teil davon zu sein und das auch noch als Preisträger.“

In zahlreichen Grußworten und Fachvorträgen wurde deutlich, dass man handeln müsse, bevor es zu spät ist. Beispiele gab und gibt es genug. Auch in Duisburg. Am Helios Klinikum Duisburg werden regelmäßig Kinder vorstellig, die Opfer von Gewalt wurden oder bei denen Zeichen von Vernachlässigung, Misshandlung und Missbrauch erkennbar sind.

Ortsnah und niederschwellig

In solchen Fällen bietet die Klinik neben der Regelversorgung auch psychologische und medizinische Maßnahmen, schnell, ortsnah und niederschwellig, gebündelt in der sogenannten Kinderschutzgruppe. So gelingt die aufmerksame interdisziplinäre Zusammenarbeit von Ärzten verschiedener Fachrichtungen. Auch eine Psychologin und eine Kinderkrankenschwester beteiligen sich an der Kooperation.

Allein im Jahr 2022 hat die Gruppe 219 Fälle registriert. Vor zwei Jahren war es nur rund die Hälfte. In diesem noch jungen Jahr sind es bereits 15 Fälle. Zudem arbeitet die Abteilung für Kinder- und Jugendmedizin eng mit lokalen Institutionen und Akteuren zusammen, zum Beispiel mit RISKID und mit dem Duisburger Jugendamt und nicht zuletzt mit der Polizei.

Autor:

Reiner Terhorst aus Duisburg

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