Glosse: Dumm gelaufen

Im Straßenverkehr kann man nicht vorsichtig genug sein. Allenthalben donnern Busse um die Ecke, rasen Autos über Zebrastreifen, und Radfahrer nehmen in Hochgeschwindigkeit Kurs auf wehrlose Passanten.
Vollkommen unterschätzt wird allerdings die Gefahr, die vom gemeinen Fußgänger ausgeht. Nicht von jedem natürlich, aber von dem, der die Zeit des sprichwörtlichen Leer-Laufs nutzt, um beispielsweise Kurzmitteilungen zu senden oder zu empfangen.
Den Blick starr aufs Handy-Display gerichtet, torkelt er orientierungslos durch die Fußgängerzone, übersieht Entgegenkommende und rempelt schmerzfrei seines Weges. Dass er nicht selten ganze Menschentrauben zum Zur-Seite-spritzen bringt, entgeht niemandem – nur ihm. Ebenso wie die Tatsache, dass Multitasking eben nicht jedermanns Sache ist. Man kann nur hoffen, dass der Inhalt der so entstehenden Nachrichten mindestens den Welt- oder Börsenfrieden sichert, und kein lapidares „Hatte Lasagne zum Mittagessen, lecker!“ Anlass für den Zickzackkurs ist. Dann wäre es sogar noch zu verstehen, dass ein solches Kommunikationswunder neulich auf den Hinweis eines ihm zum Opfer gefallenen Weggenossens, er solle vielleicht mal auf die Straße schauen, ohne aufzusehen raunzte: „Sie sehen doch, dass ich schreibe!“

Autor:

Claudia Brück aus Düsseldorf

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