Gedenken vor der Hochfelder Pauluskirche
„Gegen das Virus Rassismus helfen keine Masken“

Superintendent Dr. Christoph Urban, sagte bei der Gedenkfeier vor der Hochfelder Pauluskirche, dass Anschläge, wie vor zwei Jahren in Hanau, Angst auslösen. Vertreter vieler Kirchen und Glaubensgemeinschaften haben gemeinsam Zeichen für ein Leben ohne Angst gesetzt.
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  • Superintendent Dr. Christoph Urban, sagte bei der Gedenkfeier vor der Hochfelder Pauluskirche, dass Anschläge, wie vor zwei Jahren in Hanau, Angst auslösen. Vertreter vieler Kirchen und Glaubensgemeinschaften haben gemeinsam Zeichen für ein Leben ohne Angst gesetzt.
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Zwei Jahre ist es her, dass der rassistische Anschlag in Hanau neun Menschenleben kostete. Der Opfer wurde jetzt vor der Hochfelder Pauluskirche gedacht. Gut 150 Menschen waren trotz widrigen Wetters gekommen, um ein deutliches Zeichen für ein friedliches Miteinander ohne Terror und Gewalt zu setzen.

„Rassismus zerstört Leben“, lautete die Botschaft. Dem Terror und Rassismus in aller Deutlichkeit und mit aller Kraft und Macht entgegenzuwirken, war das Anliegen und das letztlich erreichte Ziel der Hochfelder Kundgebung.

Pfarrer Sören Asmus vom Referat für interreligiösen und interkulturellen Dialog des Evangelischen Kirchenkreises Duisburg, und sein langjähriger Kollege, Pfarrer Tijmen Aukes, hatten schon im Oktober letzten Jahres erste Kontakte geknüpft, um mit weiteren Kirchen, Religionsgemeinschaften, Organisationen und Institutionen zu signalisieren, dass das, was da passiert ist, „uns allen nicht egal ist.“

Ortsnamen stehen
für Tod und Leid

Der Anschlag von Hanau reiht sich ein in die Kette von zu vielen rassistischen Anschlägen: Solingen, Mölln, Hoyerswerda, Rostock-Lichtenhagen in Deutschland, weltweit unter anderem Christchurch, Utøya und Oslo. Diese Ortsnamen stehen für Tod und Leid und dafür, dass die Konsequenzen von Rassismus und Menschenfeindlichkeit auch denen vor Augen führt, die nicht direkt davon betroffen sind. Hier in Duisburg erinnern sich auch einige an die sieben Opfer des Anschlags in Wanheimerort im Jahre 1984.

Kurz nach dem Anschlag am 19. Februar 2020 in Hanau gab es eine Trauerfeier, organisiert von der DITIB Moschee. Im letzten Jahr rückte Corona-bedingt das Mahnen, Gedenken und Erinnern in den Hintergrund. Jetzt wurde wieder gemeinsam Flagge gegen Rassismus, für Menschenfreundlichkeit und Toleranz gezeigt.

Die evangelische und die katholische Kirche in Duisburg, muslimische Gemeinden, die griechisch-orthodoxe Kirche und viele bürgerschaftliche Organisationen waren zur Pauluskirche gekommen, um Fürbitten zu halten, fest entschlossen, dass mit dem Gedenken an die Opfer zugleich festgestellt wird, dass die Täter niemals über die Opfer triumphieren dürfen.

Ziehen am Strang
der Menschlichkeit

Redner der Kirchen und Glaubensgemeinschaften betonten übereinstimmend, dass das Gedenken auch gleichzusetzen ist mit „Niemals vergessen, was da Schlimmes geschehen ist.“ Neben älteren Menschen ergriffen auch junge Leute das Wort, wie etwa die BDKJ-Vertreter Anna Petry, Annika Fix und Simon Lentz. Das Aufklären gegen Rassismus und den Folgen müsse schon im Kindesalter beginnen, hieß es.

„Es ist schon bewegend, dass wir hier alle an einem Strang ziehen, am Strang der Menschlichkeit und des friedlichen Zusammenlebens“, befand Schwester Martina Paul von der katholischen Kirchengemeinde Liebfrauen, Jede der teilnehmenden Kirchen und Religionsgemeinschaften hat Gebete in ihrer eigenen Tradition vorgetragen.

Als sich Teilnehmerinnen unterschiedlichen Glaubens mit T-Shirts zeigten, auf denen die Gesichter der in Hanau Ermordeten zu sehen waren, wurde es ganz still auf dem Vorplatz des Hochfelder Gotteshauses. Dr. Christoph Urban, Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Duisburg: „Der Anschlag von Hanau war eine fürchterliche Tat. Neun Menschen sind ermordet worden, weil sie anders waren. Wir erinnern heute an diese Opfer.“

Solidarität und
Lernbereitschaft

Zugleich sprach er von einem Vierklang aus Erinnerung, Gerechtigkeit, Aufklärung und Konsequenzen: „Wir wollen die Opfer von Rassismus nicht vergessen. Wir suchen Gerechtigkeit für alle Menschen in unserer Stadt und in unserem Land. Wir brauchen die Aufklärung über die Vorgänge in Hanau, aber auch über die Strukturen und Verhaltensweisen, die den Rassismus in unserem Leben hervorbringen. Wir müssen Konsequenzen ziehen, damit das Leben ohne Angst, Verletzung, Ausgrenzung und Herabwürdigung für alle Menschen möglich wird.“

Hanau, so Urban weiter, stehe für die Erkenntnis, dass Rassismus tödlich ist, und dafür, „dass Rassismus uns alle bedroht, weil menschenfeindliche Gewalt in unserem Alltag lauert. Gegen das Virus des Rassismus helfen keine Masken, sondern allein Solidarität und Lernbereitschaft.“

Pfarrer Martin Hoffmann von der Evangelischen Kirchengemeinde Hochfeld, ist sich sicher, dass die Kundgebung vor der Pauluskirche genau diese Solidarität gesteigert habe, in Hochfeld, aber auch weit darüber hinaus.

Autor:

Reiner Terhorst aus Duisburg

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