Mitglieder des Notfallverbundes Duisburger Kultureinrichtungen probten den Ernstfall
Archivgut sicher bergen und retten
„Wer den Schutzanzug dabei hat, sollte ihn bitte anziehen. Es wird schmutzig!“, fordert Matthias Frankenstein, leitender Restaurator des Landesarchivs NRW, die Teilnehmer seiner Arbeitsgruppe auf. Für die Mitglieder des Notfallverbundes Duisburger Kultureinrichtungen ist es die erste Probe für den Ernstfall, das heißt, ihre erste Übung zur Bergung und Erstversorgung brandgeschädigten Archivguts.
Auf dem Gelände Feuerwehrschule an der Rheindeichstraße in Homberg fand die umfangreiche Übung statt. Proben konnten die Teilnehmer den Umgang mit schriftlichem Kulturgut, das durch Feuer und Wasser beschädigt wurde. „Dabei verwenden wir natürlich nur nicht-archivwürdige Akten“, erklärt Dr. Andreas Pilger, Leiter der Arbeitsgruppe Notfallverbund Duisburg und Leiter des Stadtarchivs. „Ganz eng arbeiten wir mit der Feuerwehr Duisburg als Partner und Berater zusammen. Zum Notfallverbund Duisburger Kultureinrichtungen gehören insgesamt neun Duisburger Archive, darunter auch große Wirtschaftsarchive und Museen. Beim ersten Probetag sind die jeweils ersten Ansprechpartner der Einrichtungen vor Ort. Weitere Übungen mit anderen Teilnehmern der Einrichtungen sollen folgen.“
Der Notfallverbund gründete sich 2015. Notfallverbünde um Kulturgut zu sichern, gäbe es überall, so Pilger. Münster sei dabei Vorreiter gewesen. „Als das Landesarchiv dann von Düsseldorf nach Duisburg gezogen ist, lag es nahe, gemeinsam neue Projekte anzugehen. Daraus gründete sich dann der Duisburger Notfallverbund.“
Mit Staubmasken und Handschuhen ausgerüstet ging's los
Und die Teilnehmer der Probe waren eifrig bei der Sache, sozusagen Feuer und Flamme für die Erstversorgung des Archivguts. Monika Fehse, zieht sich gerade ihre Staubmaske auf und Handschuhe an: „Wir profitieren sehr davon, Mitglied im Notfallverbund zu sein. Von der Feuerwehr werden wir gut und kompetent unterstützt“, so die Leiterin des Grillo-Archivs beruhigt.
Und die Übung sah so aus: Das nicht-archivwürdige Material wurde von der Feuerwehr zunächst in Brand gesteckt, um anschließend gelöscht zu werden. Nach einem echten Brand hätte dieses Szenario genauso ablaufen können. Jetzt ist der Notfallverbund an der Reihe.
Nachdem die Teilnehmer sich mit Staubmasken
und Handschuhen ausgerüstet hatten und in ihre Schutzanzüge geschlüpft waren, ging's an Eingemachte. Matthias Frankenstein erklärte zunächste alles Wissenswerte, was im Ernstfall zu tun ist. „Bei der Sichtung und Bergung des Materials darf keine Hektik aufkommen. Es geht um Sorgfalt“, weiß der leitende Restaurator.
Tische aus Metall wurden von den Teilnehmern aufgestellt, ebenso zahlreiche Plastikboxen. Teils mit Löchern, teils ohne. „Das nasse Archivgut kann in den Kisten mit Löchern noch weiterhin ablaufen“, so Frankenstein. Das Material wurde zuerst vorsichtig in die Boxen gelegt, dann darin zu den zuvor aufgestellten Tischen gebracht. Dort rollten es die Teilnehmer in herkömmliche Stretchfolie, wobei der Kopf und Fuß dieses entstandenen Päckchens frei gelassen wurde. Die Folie ist wichtig, um die Einheiten voneinander besser trennen zu können. So wird das nasse oder feuchte Material dann bei minus 30 Grad eingefroren, um später gefriergetrocknet zu werden. Der Gesamtstapel, der beim Wickeln entsteht, darf dabei nicht höher als 15 cm sein.
Weitere Übungen sollen folgen, mindestens alle zwei Jahre. Wünschenswert wäre aber eine Probe im Jahr, so Frankenstein.
Autor:Nadine Scholtheis aus Moers |
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