Woyzeck kommt nach Duisburg
Als Laufbursche eines Hauptmannes steht Franz Woyzeck ganz unten in der beruflichen Rangordnung und gesellschaftlichen Anerkennung. Er stellt sich medizinischen Experimenten zur Verfügung, um sein kärgliches Einkommen aufzubessern. Er ißt seit Monaten nur noch Erbsen. Die ausführenden Wissenschaftler sind von den Auswirkungen dieser Mangelernährung verzückt. Die Mangelernährung raubt Woyzeck aber allmählich den Verstand. Dennoch reicht sein mageres Einkommen nicht aus, um für Marie und das gemeinsame uneheliche Kind sorgen zu können. Wen wundert es also, daß sich Marie von einem Tambourmajor, seinen Geschenken und seinem Werben verführen läßt? Woyzeck bemerkt den Seitensprung zwar, kann aber nichts gegen den Widersacher unternehmen. Also kauft er sich ein rostiges Messer und geht damit seiner Marie in einer hellen Mondnacht in den Wald.
David Rösch ist der Regisseur dieses Stückes. Er wurde 1978 in Lübbecke geboren. Nach seinem Studium der Regie an der Hochschule für Musik und Theater in Zürich war er Hauptregisseur am Schauspiel in Essen (2005 - 2010). Zum Beginn der Spielzeit 2010 / 2011 wechselt Rösch mit der Mannschaft um Anselm Weber als Hausregisseur an das Schauspiel Bochum. Daneben arbeitet er auch am Thalia Theater Hamburg, am Züricher Schauspielhaus, am Burgtheater Wien, an der Bayerischen Staatsoper und an der Oper Frankfurt.
Die Vorstellung am Donnerstag, dem 24. Februar, ist sehr gut besucht. Überwiegend Schulklassen (auch aus anderen Städten) sorgen dafür, daß nur wenige Sitzplätze frei bleiben. Der Woyzeck scheint ein Stoff zu sein, der auch heute noch gerne im Schulunterricht besprochen wird. Ältere Besucher gibt es an dem Tag nur wenige.
Das Stück wird gnadenlos in die Gegenwart versetzt. Sichtbarstes Zeichen: das Bühnenbild. Graue Wände, eine Bühnendecke mit einem riesigen kreisrunden Loch darin, die sich zur hinteren Bühnenwand neigt, englischsprachige Musik, ein Einkaufswagen und ein Kinderwagen müssen als Ausstattung reichen. Die Aufführung ist also sehr modern. Wer den literarischen Kontext nicht kennt, erhält so ein völlig falsches Bild von dem Originaltext. Sehr viel mehr Originaltreue wäre schon schön gewesen. Schließlich gilt auch hier: Nicht alles, was erlaubt ist, gefällt auch.
Autor:Andreas Rüdig aus Duisburg |
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