Heißt es Rheinhausener oder Rheinhauser?

Wo der Rheinhauser ganz eigen am sagen ist!

„Das geht ja gar nicht. Es heißt der RheinhausenER Chor, nicht der Rheinhauser Chor!“ Der werte Leser, der dies schrieb (siehe www.lokalkompass.de/1036191), hatte noch einen bissigen Seitenhieb parat. Da auch die Stadt die Rheinhause(ne)r Straße nicht richtig schreiben würde, sei das ja wohl hier (bei den Medien) wie dort (im Rathaus) „dem Fachkräftemangel geschuldet“. Autsch!

Trefflich heißt es aber auch: Errare humanum est, in errore perseverare stultum. Irren ist menschlich, im Irrtum verbleiben dumm! So was Schlaues kloppte ein Gelehrter vor ganz vielen Jahren in die Kolonne. Und wir nun jetzt in Richtung Wadenbeißer.
Nun, dass die Rechtschreibregeln nicht links und rechts am Wochen-Anzeiger vorbei rauschen, versteht sich von selbst. Normalerweise, so der Duden, wird an den kompletten Ortsnamen ein „er“ angehängt. Klarstellend und gleichzeitig einschränkend definiert der Hohepriester des Sprachwissens aber auch: „Für die Schreibung der Namen von öffentlichen Straßen gelten im Allgemeinen dieselben Regeln wie für sonstige Namen. Abweichende Einzelfestlegungen durch die jeweils zuständigen Rathäuser kommen jedoch vor.“ Soweit zur Attacke auf das Rathaus. Das darf! Das darf auch „Börliner Platz“ beschließen.
Dann gibt es noch das Phänomen Dialekt, Mundart, Umgangssprache. In Rheinhausen sprechen die Menschen zum Beispiel von der Rheinhauser Bergbausammlung, und es gibt in Rheinhausen keine Asterlagener und Winkelhausener, sondern „nur“ eine Asterlager und Winkelhauser Straße. Das lässt darauf schließen, dass der Mensch zwischen Hütte und Förderturm unnötig lange Wörter liebte wie lauwarmes Bier. Wenn dann die Großkopferten am Körnerplatz die Kurz-Version im Straßennamen adelten, ist das, siehe Duden, halt so. Am Rande: Wer spricht eigentlich von Bremener Stadtmusikanten?
Kleiner Exkurs und Tipp sogleich: In der Rechtschreibung unsicher? Dann den neuen „Volks-Duden“ benutzen! Auf Google gibt es bei „Rheinhauser“ 3.070.000, bei „Rheinhausener“ lediglich 22.100 Treffer, bei letzterem sind die Online-Hits für das Rheinhausen im Breisgau sogar noch drin. Somit ist auch die schreibende Zunft, sind wir aus dem Schneider!
Kurios wird es im Herzen von Rheinhausen. Da wurde vor Jahr und Tag über einer beliebten Gaststätte das Werbeschild „Rheinhausener Treff“ aufgehängt. Da treffen sich Rheinhauser im Rheinhausener Treff! Verrat, Provokation, Unwissenheit? Oder nur Duden-Treue?
Andererseits gibt es im Umfeld eine Dreiviertelmehrheit für die Standard-Orthographie. In Krefeld, Moers und Rumeln finden wir die „Rheinhausener Straße“, in Hochfeld aber die „Rheinhauser Straße“. Anders ausgedrückt: Die auswärtigen Nachbarn sind Duden-ergeben, in den heutigen Duisburger Ortsteilen ist es einmal so, einmal so – das lässt Raum für Spekulationen. Rumeln-Kaldenhausen bäuerlich-gebildet? Hochfeld proletarisch solidarisch? Rheinhausen „rächte“ sich übrigens an Rumeln-Kaldenhausen für so viel Rechthaberei. Wenn in Rheinhausen stets eine Silbe ausgeknockt wurde, dann auch am Mühlenberg bei der „Kaldenhauser Straße“. Die ist mittlerweile wieder orthographisch-korrekt korrigiert. Wie übrigens auch neun weitere, echte Rechtschreibfehler, die nach einem Wochen-Anzeiger-Artikel vor einem Jahr allein für Rheinhausen und Rumeln-Kaldenhausen gemeldet worden sind. Das ist aber eine ganz andere Geschichte.

Text: Ferdi Seidelt