Wieso schwimmt ein Schiff überhaupt: Auf Zeitreise im Museum der Deutschen Binnenschifffahrt

Fotos: Frank Preuß
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Eine „Privatführung“ - vom Chef höchst persönlich: Fünf Leser hatten bei einem Gewinnspiel des Wochenanzeigers einen Rundgang durchs Museum der Deutschen Binnenschifffahrt, Apostelstraße 84, in Ruhrort, gewonnen. Museumsleiter Dr. Bernhard Weber unternahm mit der Gewinnergruppe und deren Begleitern eine spannende Zeitreise.

Eins vorweg: Mit Bienen hat die Binnenschifffahrt nichts zu tun. Hinter dem Begriff verbirgt sich schlicht und ergreifend: „Die Schifffahrt im Innenland.“ Humorvoll startet Dr. Bernhard Weber seine Führung und schnell wird klar: Die Geschichte der Binnenschifffahrt ist alles andere als eine staubtrockene Angelegenheit. Zum „Aufwärmen“ gibt es für die Erwachsenen und Kinder Wissenswertes zur vormaligen Nutzung des Gebäudes, das seit 1998 das Museum beherbergt. Im imposanten Jugendstilbau war einst nämlich die Ruhrorter Badeanstalt untergebracht. In der großen Ausstellungshalle, wo seinerzeit die „Herren der Schöpfung“ ihre Bahnen zogen („Frauen und Männer durften nicht gemeinsam ins Becken hopsen“), staunen die Gewinner und deren Begleiter nicht schlecht: Mittendrin steht ein riesiges, Schiff, dessen Mast bis zur Decke reicht. „Dieses holländische Segelschiff beförderte einst Düngemittel und Torf“ erzählt „Hausherr“ Dr. Weber. Auch zur Skulptur eines Belugawals weiß der Historiker eine spannende Geschichte zu erzählen: Vom berühmten Beluga-Wal, der sich vor 50 Jahren nach Duisburg „verirrte“. Fesselnd und unterhaltsam nimmt der Museumschef die Gewinner auf eine Zeitreise durch das historische Ruhrort mit. „Ruhrort war das Dubai der damaligen Zeit, denn es war sehr reich“, erzählt Dr. Weber den gebannt Lauschenden. Sie erfahren, dass vom Ruhrorter Hafen aus Millionen Tonnen Kohle nach Westeuropa verschifft wurden. „Das war ein Riesengeschäft,“ sagt Weber.

Jede Menge Sehens- und Wissenswertes

Wieso können ein Floss oder ein Schiff überhaupt schwimmen? Diese Frage zieht sich wie ein roter Faden durch den sich anschließenden Rundgang zur Schifffahrtsgeschichte. Unterwegs gibt es jede Menge Sehens- und Wissenswertes zu bestaunen, so wie die Überreste eines uralten Einbaums. „Dieses Fundstück ist mehr als 2300 Jahre alt, es stammt etwa aus der Zeit 350 vor Christus“, weiß der Museumsleiter. Aber auch Miniatur-Modelle, etwa eines Wikinger-Kriegsschiffes, eines Flussschiffes aus der Römerzeit und anderes mehr können bestaunt werden. Die Teilnehmer erfahren, wie sich der Schiffbau und der Gütertransport im Laufe der Zeit gewandelt haben. Bis Mitte des 19. Jahrhunderts etwa wurden Schiffe vom Ufer aus mit Pferden gezogen. Das nannte man „Treideln“. „Weil die Schiffe auf dem Rhein nicht zurück schwimmen konnten “, erläutert Dr. Weber das Prinzip, das bis Mitte des 19. Jahrhunderts betrieben wurde. Vor einer Schiffswerft in Miniaturausgabe können die Teilnehmer „hautnah“ erleben, wie anno dazumal aus Baumstämmen ein Schiff gebaut wurde. Der Museumsleiter bezieht die Besucher bei seinen kurzweiligen Ausführungen mit spannenden Fragen ein: Nun wissen diese etwa, dass ein Eisenschiff leichter ist als eines aus Holz und warum das ein Vorteil ist. Dr. Weber: „Das ist ideal für die Transportschifffahrt, weil mehr Ladung befördert werden kann.“ Oder aber, dass der erste Dampfer der Bundesrepublik – im Museum ebenfalls als Modell zu bestaunen – im Jahre 1833 in Ruhrort gebaut wurde. Ebenfalls spannend: An Schleppdampfern hingen einst mehrere Kähne, die bis zu 10.000 Tonnen Kohle beförderten. Diese Variante kam schließlich aus der Mode. Denn: „Schieben oder der Schub ist günstiger“, erklärt Dr. Weber. Gegenwart und für einige Zeit Zukunft in Duisburg: Container-Terminals. „In Duisburg gibt es das größte Container-Umschlaganlage im Binnenland weltweit,“ erläutert Dr. Weber vor einem Modell eines modernen Container-Terminals.

Der Bewegungsdrang der jungen Teilnehmer kommt auch nicht zu kurz, denn zwischendurch locken Mitmach-Stationen: Balancieren auf einem Brettersteg, um ein Gefühl zu bekommen, wie es seinerzeit war, die Fracht vom Schiff zu schleppen („Das Schwanken kommt noch hinzu“), ein Modell eines Kohlekippers („das Original steht zigfach im Ruhrorter Hafen“), ein Boots-Selfie vor der Kulisse der Schifferbörse und anderes mehr. Am Ende des Rundgangs, bei „Hermann“ angelangt, erklären die Kiddies ein Schiff zum Kinderzimmer. Der getreue Nachbau eines Frachtkahns dient im Museum als spaß- und museumspädagogische Experimentierfläche. „Hermann“ wird im Rahmen von Kinderführungen („Schiff ahoi“) für Spiel- und Bastelaktionen genutzt. „Wir führen die Kinder dahin, dass sie herausfinden, warum Sachen und insbesondere Schiffe schwimmen“, erklärt Dr. Bernhard Weber. Die jungen Besucher können dort Sink- und Schwimmversuche durchführen, ein Schiff „steuern“ und anderes mehr. Jascha, Nico, Julian und Oskar bekommen jedenfalls nicht genug von „Hermann“. Übrigens: Das Geheimnis, wie das eingangs erwähnte, Riesen-Schiff in die Ausstellungshalle kam, wird am Ende auch gelüftet.

Jascha Kubiks Fazit: „Mir hat die Führung sehr gut gefallen. Die Schiffe sind cool!“ Julian Karapinar sagt: „Ich fand auch alles total gut!“ Nico Scheffler ist restlos begeistert vom Spielschiff, und: „Das Römerschiff ist cool!“ Jens Görries ist mit seinem Sohn Oskar zum ersten hier. „Ich komme bestimmt wieder“, sagt er

Autor:

Marjana Križnik aus Düsseldorf

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