Totlast - ein Diskussionsbeitrag
"Netzbürger der Facebookgruppe 'Stadt- und Bürgerpolitik Duisburg' appellieren an den Oberbürgermeister für die Freiheit der Kunst.
Darunter Kulturschaffende, Politiker und hiesige Medienarbeiter.
In ihrem Appell heißt es:
Die Kunst ist eine Tochter der Freiheit. Friedrich Schiller Duisburger Appell zur Freiheit der Kunst Der Duisburger Oberbürgermeister Sören Link hat offensichtlich im Alleingang die Installation des Kunstwerkes Totlast von Gregor Schneider im Lehmbruck-Museum untersagt. Die Rechtsgrundlage dazu ist unklar. Diese einsame Entscheidung ist nicht nur ein Affront gegen einen renommierten Künstler und die Ruhrtriennale. Die Kunstzensur Sören Links offenbart darüber hinaus ein nicht hinnehmbares Verständnis vom Amt des Oberbürgermeisters. Das ist nicht unsere Vorstellung von Demokratie. Nach wochenlanger Planung, in die unser OB als Kuratoriumsvorsitzender der Lehmbruck-Stiftung eingebunden war, maßt sich der 38-jährige Verwaltungsfachwirt die Deutungshoheit über Kunst an und entscheidet, die Stadt sei noch nicht reif für Gregor Schneiders Totlast. Für uns als Kultur erfahrende und Kultur schaffende Bürger dieser Stadt erweckt eher Sören Link den Eindruck, noch nicht reif genug zu sein – für die Stadt Duisburg und für das Amt des Oberbürgermeisters. Aus unserer Sicht ist dem öffentlichen Ansehen der Stadt schwerer Schaden zugefügt worden. Der Duisburger Zensurfall sorgt inzwischen europaweit für Empörung.
Wir fordern unseren Oberbürgermeister Sören Link auf: Wenden Sie Schaden von der Stadt Duisburg ab.
Revidieren Sie Ihre Entscheidung.
Machen Sie unsere Stadt vor der Welt nicht weiterhin lächerlich.
Werden Sie nicht zur Totlast für Duisburg.
Erstunterzeichner: Justus Klasen, Alexander Klomparend, Thomas Meiser, Frank Noroschat, Elisabeth Höller, Dagmar Schink, Matthias Eidens, Magret Fink, Roland Busche, Thomas Rodenbücher."
Diese Nachricht hat mich in meinem Postfach für die elektronische Post erreicht. Mich persönlich interessieren in diesem Zusammenhang zwei eher formale Fragen.
Durfte der Oberbürgermeister quasi im Alleingang die Installation absagen? Oder hätte das Museum irgendwie mit eingebunden werden müssen?
Und vor allem: Macht sich der Oberbürgermeister mit dieser Absage schadensersatzpflichtig? Der Künstler hat immerhin sehr viel Arbeit in sein Kunstobjekt investiert. Die Ruhrtriennale hat sich darauf verlassen können müssen, daß das Kunstobjekt realisiert wird. Wird die Stadt, wird der Oberbürgermeister, wird Sören Link für seine Entscheidung haftbar gemacht werden können?
Es sei schon die politische Frage erlaubt sind, ob wir hier nicht wieder an dem Punkt sind, an dem wir bei der Abwahl von Adolf Sauerland sind. Da trifft jemand offensichtlich im stillen Kämmerlein eine Entscheidung, die sich im nachhinein als wenig glücklich herausstellt. Hier geht es zwar zum Glück nicht um Leben und Tod; der Ansehensverlust für Duisburg ist unübersehbar, die finanziellen Folgen für einen außenstehenden Laien nicht abschätzbar.
Wer mit dem moralischen Anspruch antritt, bessere Arbeit als sein abgewählter Amtsvorgänger leisten und die Stadt Duisburg voranbringen zu wollen, sollte geschickter agieren.
Autor:Andreas Rüdig aus Duisburg |
2 Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.