Steinhof wurde zum „Pseudo Polnischen“ Popolski Treff
Rund 950 Freunde der unglaublichen „Familie Popolski“ waren in den Huckinger Steinhof gekommen, um endlich die Wahrheit aus der Welt der Popmusik zu erfahren. Unter dem wunderbaren Motto „From Zabrze with Love“ wurde dem staunenden Publikum die lang ersehnte Fortsetzung der Reihe musikalischer Meisterwerke aus der Familiengeschichte vorgeführt. Zwei Stunden Musik, Wodka, Party und beste Unterhaltung ließen den Steinhof brodeln.
Und die vom „WÜV“ (Wodka Überwachungs Verein) vorgeschriebene, "Wodka Pause" im 20 Minuten Takt wurde von Pavel Popolski auch strikt eingehalten. Natürlich wurde mit „allen“ Freunden der „Pops“ zu Showbeginn angestoßen. Und schnell hielt das überzogene „ch“ im deutsch polnischen Dialekt Einzug in die Gespräche der Zuschauer.
„Der Familie Popolski“ räumte schnell mit der Meinung auf, Herr Springsteen wäre der Superhit der US Geburt gelungen, nein „Born as a Popolski“ hatte Opa Piotrek Popolski geschrieben. Alles andere nur ein Abklatsch. Und „der Popolski Familie“ hatte alle Familienmitglieder zur Show aufgeboten. Der Cousin aus dem Heizungskeller, Baumeister Bogdan Popolski, hatte bereits mit dem Song über seinen Werkzeugkasten „If I had a hammer“ einen Riesenhit gelandet. Und nicht umsonst nennt man ihn „Der Bohrer“. Zum Staunen brachte Bogdan das Publikum, als er mit zwei Bohrmaschinen auf der Gitarre von Mirek und dem Bass von Janusz spielte.
Und nach der Familienlegende des Clans hatte Opa um die Jahrhundertwende (1900) nicht weniger als 128.000 Popsongs komponiert. Ein windiger polnischer Gebrauchtwagenhändler hatte sie ihm gestohlen und nun kursieren sie auf dem Schwarzmarkt.
Der Abend mit „Der Familie Popolski“ brachte noch weitere Originalversionen verhunzter Pophits zum Vorschein. In einer mitreißenden Bühnenshow mit vielen Dias und Filmeinspielungen erzählten sie ihre unglaubliche Geschichte. Die Verfremdung und Verfeinerung der Stücke stellt allerdings eine starke eigene Leistung dar. Durch Wechsel der Tempi, durch Einsatz des Mittels der Synkope, durch breit gefächerte Instrumentenwahl wird eine eigene Stilbildung betrieben und auch erreicht.
Für die Herren kam natürlich das optische und auch msuikalische Highlight des Abends beim Auftritt von Cousine Dorota Popolski, die als „der Heißeste von der Heißesten“ angepriesen wird. Dieses ist so ganz falsch nicht, tritt sie doch im lasziv geschlitzen weinroten Fischhautkleid auf. Ihrem Namen „Die rote Dorota“ macht Sie alle Ehre. Perfekt gestylt mit roten Kleidern der Designer „Dolski und Gabbanski“, roten Haaren, roten Fingernägeln - sogar die Schuhe und Accessoires sind immer passend, ist sie Vamp und Femme fatal zugleich. Bereits 14 mal in Folge wurde sie zur „Miss Zabrze“ gewählt. Ein Blick auf ihre „Verflossenen“ ließ erkennen, welchen „Flurschaden“ sie in der europäischen Männerwelt hinterlassen hat. Und ihr geschmachtetes „Dance for somebody“ im Polkastil brachte die Stimmung im Saal erstmals zum kochen.
Mit dem trinkfreudige Bläserduo Henjek und Stenjek – die eineiigen Zwillinge – zeigten zwei weitere Familienmitglieder was man einer Trompete und Posaune für wunderbare Töne entlocken kann. Sie sind die trinkfesten „Dobrze Horns“ aus dem Nachbarort Zabrzes. Ihr Markenzeichen: das unübersehbare Winken ins Publikum, welches natürlich immer erwidert wird und die anschließende Umarmung der beiden. Gegenseitig füllen die beiden sich im Hintergrund ab und bringen durch ihre Tanzeinlagen das Publikum zum Lachen.
Und dann wird die Geschichte einer ganzen Generation umgeschrieben. Opa hatte einen Freund namens „Elvis“. Und als Opa ihn einmal besuchte, kam es zu einem kleinen „Betriebsunfall“. Ein Knabe, Elvek Popolski, wurde geboren. Da blieb genialer Musik Klamauk nicht aus. Da wurde auch mal der von Lady Gaga abgekupferte Hit in Original Version „Polka Face“ zu Gehör gebracht. Auf „der Scheiße Lied“ musste man erst einmal einen kippen.
Es kam die Stunde von Mirek Popolski, der im Kunstpelz jeden elektrischen Verstärker in den Kurzschluss treibt. Der zweitjüngste Bruder und Gitarrengott „Stratocastri“, der auf einer 3 Hals E Gitarre – die bekloppste Gitarre – sein musikalische Können zeigte, ist ein rauher Bursche, erprobt im Nahkampf und Wetttrinken. Mit Sonnenbrille, vielen Uhren, dicker Halskette erinnert sein Äußeres eher an einen Herrn aus dem Rotlicht Milieu. Für Olga aus Piskowice hatte er die von einem Herrn Kleiderschrank, Kleidersack, ach nein Clydermann, gekupferte „Ballade pour Adrenalin“ geschrieben.
Und fehlen durfte natürlich nicht eine alte polnische Tradition „Der Schunkellied“. Janucz „der Trantute von der Familie“ konnte dieses natürlich nicht so erklären wie erforderlich so das Mirek die „Ur Mutter der Schunkel“ durch Körpersprache übermitteln musste. Und dann legte Danusz Popolski, der zweitälteste Bruder der Familie, los. Er ist nicht blind, er sieht nur quasi nichts. Er holte alles aus seinem Akkordeon heraus. Pavel erinnerte auch an die zauberhafte Ballade „Schöne Maid“, die Danucz für die Nachbarin Frau Tripczewinski geschrieben hat. Er war der Beste für diesen Job, da er die verrückte Nachbarin nicht sehen konnte. Doch das man nun auf die „Polka Version“ von „I'm Out Of Love“ von Anastacia so wunderbar schunkeln kann, wurde den Zuschauern erst jetzt bewusst.
Elvek Popolski hatte noch einmal das wunderbare „Suspicious minds“ aus der Konserve ausgegraben und die Polka Version war wiederum ein Brüller.
Eine wunderbare Geschichte, aus dem Leben von Henjek und Stenjek, die die Lachmuskeln strapazierte, war der Gewinn ihrer Weltreise in der PKL (Polnische Klassenlotterie). Vom tränenreicher Abschied im Busbahnhof von Piskowice, bei dem sie spontan den Hit „Einmal um die ganze Welt“ schrieben über den Aufenthalt in Pamplona, bei dem das Geld bereits am ersten Abend weg war, bis zur verpassten Karriere in Las Vegas mit ihrem Zwergkaninchen „Rudek“. Dieses hatten sie mit Heu und Wodka hochgepäppelt – letzterer enthält bekanntlich das Vitamin „W“ für Wachstum und Wohlbefinden, bis es am Ende ein Brummer war. Doch als das gute Tier für den Auftritt zu schwer wurde, wurde es verschifft. Und hier entstand “der traurigste Lied der Familie” : „My Bunny is over the ocean“! Zwei Amateurzauberer klauten die Idee mit dem weißem Hasen und wurden mit Tigern weltberühmt.
In England gab es neben Kontakten zur Kapelle am Buckingham Palast auch eine Einladung zum Wettsaufen mit Queen Mum.
In München standen sie dann ohne einen Zloty in der Tasche und nahmen am Wettbewerb „Goldene Pfeife der Volksmusik“ teil. Den Siegertitel brachten sie zu Gehör: „Wir sind der Zwei, nicht Drei, nicht Vier, nicht Funf - wir sind der dobcze Cholz mit der Polka in der Strumpf!“ Danucz und Mirek intonierten die bekannten Friedenslieder der Familie: „Ein bisschen Frieden“ und „Ive been looking for freedom!“ mit brasilianischem Flair. Und die NDW fand mit dem Lied vom zerbrochenen Dübel „Da Da Da“ auch ihren Einzug in das Liedgut der Popolskis.
Und dann zeigte der verkannte Janusz Popolski, der quasi nie spricht, auch sonst sehr nah am Wasser gebaut ist und von der Familiegeärgert, rumgeschubst und ausgelacht wird, nach dem Genuss einer ganzen Flasche „Wwwwwodka“ auf einmal nach einer krassen Metamorphose sein wahres ich. Mit einer genialen Show Rock Einlage auf der Bühne bekam die Erinnerung an die Kirschenverkäuferin in seiner Heimatstadt Zabrze in der Hardcore Rock Version einen völlig neuen Touch. Und die alte polnische Weisheit: „Dieter Bohlen hat gestohlen alle Lieder sind aus Polen“ bestätigte sich abermals! Janusz hat auch den ersten polnischen Karnevalshit „Viva Polonia“ geschrieben". Aber bevor man sich versieht, holt ihn die Schüchternheit wieder ein und er verlässt das Rampenlicht.
Eines zeigt sich nach diesem gelungenen Abend: die Musikgeschichte muss in vielen Punkten umgeschrieben werden. Erneut ein Highlight in den wunderbaren Räumen des Steinhofes.
Ach, und noch Eines zum Abschluss. Rund 50 ehrenamtliche Helfer hatten mal wieder dafür gesorgt, dass eine solch geniale Veranstaltung hier stattfinden konnte. „Wenn hier bei jeder Veranstaltung Personal eingestellt werden müsste, wären solche Veranstaltungen nicht möglich!“ gibt Dietmar Grond zu verstehen.
Autor:Harald Molder aus Duisburg |
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