„StattChor“ verabschiedete Dirigentin mit musikalischem Erinnerungsabend
Acht Jahre lang stand sie als Nachfolgerin von Holger Schwarz dem 1986 gegründeten „Statt Chor“ Duisburg im Dirigat vor und nun hieß es für Kerstin Gennet aus Essen, die außer mit dem StattChor in Duisburg auch noch mit weiteren Chören arbeitet, selbst Abschied nehmen von ihren Sängerinnen und Sängern. Ihr Nachfolger ist Christian Carrasco ,worüber sie sich trotz ihres Abschieds sehr freut.
Der Dirigent hat die musikalische Leitung des Chores. Der Chor entwirft jedoch selber seine Programme und beschließt basisdemokratisch, was und wie er singt und auch wo, wann, wofür und bei wem er auftritt.
Der übliche Probeabend wurde zur musikalischen Erinnerungsreise durch acht gemeinsame Jahre mit vielen interessanten Projekten.
Zu den vielen Musikprojekten gehörten beim Jahrhunderthallensommer in Bochum:
2000 - Sologesang und musikalische Leitung des Theaterprojektes "1000 Jahre sind ein Tag"
2001 - Sologesang und Chorleitung bei Brechts "Der kaukasische Kreidekreis",
Und im Jahr 2002 machte sie ein Praktikum und hatte die Regieassistenz an der Hamburger Staatsoper bei Regisseur Christof Loy und Dirigent Ivor Bolton für Alcina von G. F. Händel
Der Chor über sich:
„Der StattChor Duisburg ist ebenso bunt gemischt zusammengesetzt, wie das Repertoire, das er singt. Klassik, Jazz, Rock, Popmusik, modernes und traditionelles "Liedgut", der Spaß am gemeinsamen Singen und eine ausgeprägte handwerkliche Ernsthaftigkeit ergeben eine Mixtur, die seine durchweg aus AmateurInnen bestehenden Mitglieder nun schon seit 26 Jahren zusammenhält.
"StattChor" bedeutet: kein Chor wie jeder andere, denn für uns alle heißt Musik zu machen auch, Stellung zu beziehen zu dem, was in Duisburg und Umgebung um uns alle herum vorgeht, ganz in der Tradition der demokratischen Chöre- und. Kulturbewegung.
Er wirkt mit bei Veranstaltungen wie z.B. beim Arbeitnehmerempfang des DGB am Vorabend des 1. Mai, am Antikriegstag im Rathaus am 1. September oder bei Gedenkfeiern der VVN Duisburg für die Opfer des Faschismus. Die Liste lässt sich fortsetzen mit Auftritten bei der AIDS–Hilfe, in der Stadtbücherei, beim Bündnis für Demokratie und Toleranz, im Alevitischen Zentrum…
Ein herausragendes Ereignis für den Chor war die musikalische Begleitung der Einweihung des Itzhak Rabin Platzes in Anwesenheit von Lea Rabin, Ignaz Bubis und Yehudi Menuhin.
Begonnen hat es mit einem Programm zum Internationalen Frauentag „Schöne heile Barbie Welt“. Dann folgte „Unser Bestes“ eine kritisch ironische Auseinandersetzung mit unserem Alltag. Im Programm „Geld Macht Sinnlich“ mokierte sich eine Party-Gesellschaft über die Zeitläufte. Und bei „Alles im Fluss“ ging es um gesellschaftliche Veränderungen und menschliche Reaktionen darauf.
Auch beim „Day of Song“ im Rahmen von RUHR 2010 war der Chor dabei und trat auf dem König Heinrich Platz auf.
Doch er hat auch abendfüllende Programme zu bieten, was er bei der Verabschiedung mit zahlreichen bekannten Stücken bewies. Da hörte man den bekannten Tango „La Cumparsita“ von dem uruguayischen Musiker und Komponisten Gerardo Matos Rodríguez oder die herrliche „Kartoffelkantate“, deren herrlicher Text zur Musik von Johann André unten abgedruckt ist.
Der Chor finanziert sich selbst um politisch unabhängig zu sein und ist dem Deutschen Allgemeinen Sängerbund – DAS – angeschlossen. Einer der Mitbegründer, der Ungelsheimer Richard Hegewald, war auch lange Zeit Dirigent. Heute singt er im Bass Tenor und ist sehr aktiv in der Band des Chores. Viele Chormitglieder beherrschen Instrumente und spielen in den Programmen in wechselnder Bandbesetzung.
Die "Übergabe" des „StattChor“ Glöckchens an Christian Carrasco machte den Stabwechsel der Dirigenten perfekt. Und mit dem Lied „8 Jahre sind vergangen“ gab es auch eine sehr persönliche Erinnerung an die geleistete Arbeit.
„Die Proben des StattChor sind immer Dienstags 19:30 - 22:00 Uhr im Internationalen Zentrum der VHS Duisburg an der Niederstraße in der Altstadt. Die momentan 35 Sängerinnen und Sänger suchen natürlich Nachwuchs und laden Interessierte herzlich zu einem Schnupperabend ein.“ erzählt uns Greta Groß – Parlitz.
„Kartoffellied“ von Claudius, Matthias (1740-1815)
Pasteten hin, Pasteten her,
was kümmern uns Pasteten?
Die Kumme hier ist auch nicht leer
und schmeckt so gut als bonne chere
von Fröschen und von Kröten.
Und viel Pastet und Leckerbrot
verdirbt nur Blut und Magen.
Die Köche kochen lauter Not,
sie kochen uns viel eher tot;
Ihr Herren, laßt Euch sagen!
Schön rötlich die Kartoffeln sind
und weiß wie Alabaster!
Sie däun sich lieblich und geschwind
und sind für Mann und Frau und Kind
ein rechtes Magenpflaster.
Eine Fotostrecke von LOKALKOMPASS Fotograf Detelf Schmidt findet man hier:
http://www.lokalkompass.de/duisburg/kultur/fotostrecke-stattchor-verabschiedete-dirigentin-mit-musikalischem-erinnerungsabend-d44544.html/action/lesen/1/recommend/1/
Autor:Harald Molder aus Duisburg |
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