Buchbesprechung

Simenon und die grünen Fensterläden

Georges Simenon: Die grünen Fensterläden; Diogenes Verlag Zürich (Schweiz) 1977, 187 ASeiten; ISBN: 3-257-20373-X

Emile Mangin ist ein großer, trunksüchtiger Schauspieler, der regelmäßig auf der Theaterbühne steht. Zu den erwünschten und unerwünschten Erinnerungen und Gestalten, die ihn umgeben, gehören seine junge, sorgsame  Frau Alice, ein unehelicher, dafür aber erpresserischer Sohn Cadot, das willige Zimmermädchen Camile sowie ein eifriger Sekretär Jouce.

Margin lebt auf sein Ende zu.

Simenon ist eigentlich für seine Maigret-Kriminalromane bekannt und berühmt.  DAß der frankophone Belgier auch zahlreiche Non-Maigrets geschrieben hat (so wie dieses Werk), wird dabei leicht übersehen.

Was ist von diesem Buch - das französischsprachige Original stammt aus dem Jahre 1950 - zu halten? 

Gedacht ist es wohl als Mischung aus Gesellschaftsroman und Charakterstudium. Simenon macht es sich allerdings einfach. Er nimmt einen alternden Bühnenschauspieler als Hauptfigur und spielt mit Klischees. Vielweiberei, Seitensprünge sowie Alkoholismus (quasi als Ersatz für Drogensucht) sind hier die wesentlichen Motive - Neid und Konkurrenzkampf mit anderen Schauspielern bleibt zum Glück außen vor.

Was will uns der Autor damit sagen? Diese Frage kennen wir noch aus dem schulischen Deutschunterricht, wenn wir eine Lektüre besprechen sollten.

Auch hier sei die Frage erlaubt: Was will uns der Autor damit sagen? Die Inhaltsangabe auf dem hinteren Buchdeckel spricht davon, daß es um den "Verfall eines Menschen geht". Wie wäre die Geschichte wohl verlaufen, wenn es um einen Industriekapitän, Politiker oder ranghohen Militär gegangen wäre? Oder um einen Postboten oder gar Taxifahrer? Die Antwort muß hier offen bleiben - mir fehlt einfach die Phantasie dafür.

Das vorliegende und hier besprochene Buch ist zwar gut lesbar geschrieben, eignet sich aber am besten für Leute, die das Gesamtwerk Simenons kennen möchten.