"Nach Aufruf ..." - Kunstausstellung im Sozialgericht Duisburg
Serap Riedel stellt im Sozialgericht Duisburg aus
„Warum eine Kunstausstellung im Sozialgericht?“
Weil das Sozialgericht Geburtstag habe und seit nunmehr 60 Jahren bestehe, beantworte Ulrich Scheer, der Präsident des Sozialgericht Duisburg in seiner Eröffnungsansprache am 9. Oktober die selbst gestellte Frage, nachdem er die Besucher aufgerufen hatte, ihm in sein Dienstzimmer zu folgen. Das sei sicherlich der Anlass, aber nicht allein der Grund. Im Sozialgericht kämen „nach Aufruf“ der Streitsache Menschen zusammen, um ein Streitverfahren beizulegen. Die Erfahrung der Richterkolleginnen und Richterkollegen zeige, dass das Gespräch miteinander in der Regel der Schlüssel für die Streitbeilegung sei. Kommunikation nehme damit hier im Gericht einen bedeutenden Stellenwert ein. „Kunst fördert die Kommunikation und hilft Ängste abzubauen.“ So habe es sein Amtsvorgänger Albert Stürmer anlässlich der Eröffnung der Ausstellung „Wirken und Wirkung“ im Jahr 2005 formuliert. Das gelt auch heute noch. "Wir möchten mit der Kunst – so wie sie hier heute präsentiert wird – einladen ins Gespräch zu kommen und damit das zu üben, was hier im Gericht und in unserer Gesellschaft so ungeheuer wichtig ist: Kommunikation."
Es sei ihm eine besondere Freunde, für diese Ausstellung Serap Riedel als Künstlerin gewonnen zu haben, führte Ulrich Scheer weiter aus. Das gelt auch deshalb, weil Serap Riedel bereits die Feierlichkeiten zum 60jährigen Jubiläum des Bundessozialgerichts im Jahr 2014 mit einer Ausstellung begleitet habe. Er kenne die Künstlerin seit ihrer Ausstellung „Begegnungen mit Menschen und Landschaften“ im Landessozialgericht im Jahre 2003. Seither habe er ihre künstlerische Entwicklung verfolgt und weitere Ausstellungen, ihr Atelier und auch ihr Archiv besucht. Von daher sei es mir ein besonderes Anliegen gewesen, gerade Serap Riedel für eine das Jubiläumsjahr begleitende Ausstellung zu gewinnen.
Serap Riedel fühlt sich dem Sozialgericht Duisburg besonders verbunden.
Nachdem Ulrich Scheer schon auf die Bedeutung des Aufrufs für die Gerichtsverfahren hingewiesen hatte, bestätigte Serap Riedel, dass der Ausstellungstitel „Nach Aufruf …“ einerseits den Bezug zum Ausstellungsort herstellen solle, denn nach Aufruf beginnen die Termine im Gericht und nach einem symbolischen Aufruf habe mit der Vernissage die Ausstellung begonnen. Durch den Ausstellungstitel möchte sie aber auch zum Ausdruck bringen, dass sie sich dem Sozialgericht besonders verbunden fühlt. Als die Anfrage nach einer Ausstellung im Sozialgericht Duisburg an sie gerichtet worden sei, sei es für sie wie ein Aufruf gewesen, dem sie selbstverständlich Folge geleistet habe. Diese Selbstverständlichkeit habe ihren Grund in ihrer künstlerischen Entwicklung, die durch den früheren und leider viel zu früh verstorbenen Präsidenten des Gericht, Herrn Albert Stürmer, einen Schub bekommen habe. Diesen habe sie bei ihrer früheren Tätigkeit im Landesbehördenhaus kennen und schätzen gelernt. In einem Gespräch mit ihm vor über 20 Jahren habe sie dann offenbart, dass sie auch male, ihre Bilder außer im engeren Bekanntenkreis aber noch niemand zu sehen bekommen habe. Herr Stürmer habe sie dann gebeten, ihm ein paar Bilder zu zeigen und nach dem er diese gesehen habe, ermuntert, mit ihren Bildern an die Öffentlichkeit zu gehen. Man könne daher durchaus sagen, dass Herr Stürmer den Startschuss für ihr öffentliches Wirken als Künstlerin gegeben habe. Ausstellungen im Landessozialgericht Essen und im Sozialgericht Duisburg bis hin zu einem Instanzenzug zum Bundessozialgericht und zahlreiche weitere Ausstellungen anderenorts seien die Folge gewesen. Durch diese geschilderte Verbundenheit habe sie sich aufgerufen gefühlt, ihren Beitrag zum Jubiläumsjahr des Sozialgerichts zu leisten und "nach Aufruf" eine Ausstellung zu gestalten und dadurch den Mitarbeitern und Besuchern nach Möglichkeit Freunde zu schenken.
Kunstausstellung als Jubiläumsgeschenk an das Sozialgericht
Auch für diese Ausstellung hat Serap Riedel ihren Bildern keine Titel gegeben. Es wäre zwar möglich gewesen, durch entsprechende Titelgebung einen Bezug der Bilder zu den Aufgaben des Sozialgerichts herzustellen. Mit solchen Titeln hätten die Bilder aber eine Pseudobedeutung erhalten und Blick auf die Schönheit und die Kraft der Bilder werde verstellt. Tatsächlich gebe es diesen Bezug nicht, denn die Bilder seien ohne Gedanken an einen möglichen Ausstellungsort entstanden.
Wie die Bilder heißen müsse jeder für sich selbst herausfinden und könne für jeden anders sein.
Die Ausstellung zeigt in der 6. und 7. Etage des Sozialgerichts und dem von dort aus einzusehenden Treppenhaus 28 und im Erdgeschoss weitere 12 Bilder aus den Jahren 2018 und 2019. Während die Bilder im Erdgeschoss in leuchtender Farbigkeit überwiegend stilisierte Menschen und Gesichter zeigen (auffallend besonders das vieräugige Gesicht), haben die übrigen - rein abstrakten Bilder - eine dreidimensionale Wirkung. Sie wachsen aus der Leinwand heraus. Dies geschieht - wie die Künstlerin erklärte - durch den Einsatz von Mamormehl, welches in einem aufwändigen Prozess in mehreren Schichten feucht auf die Leinwand aufgetragen und nach dem Trocknen mit mehreren Farbschichten bearbeitet werde.
Die Fotoserie zeigt eine Auswahl der ausgestellten Bilder, die im Original noch viel schöner sind, als hier zu sehen. Ein Besuch der Ausstellung lohnt sich!
Die Ausstellung wird noch bis zum 31. Januar 2020 zu sehen sein.
Sozialgericht Duisburg
Erdgeschoss und 6. und 7. Etage
Mülheimerstr. 54
47057 Duisburg
Öffnungszeit: montags bis donnerstags von 8 - 16 Uhr, freitags von 8 - 15.30 Uhr
Kontakt zur Künstlerin:
Künstleratelier Serap Riedel
Stresemannstr. 16
47051 Duisburg
info@atelier-serap.de
www.atelier-serap.de
Instagram: @serapriedel
Autor:Friedel Dreigeis aus Duisburg |
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