Jahresempfang der katholischen Stadtkirche
Schulleiter der beiden bischöflichen Gymnasien berichteten von den aktuellen Herausforderungen

Beim gemeinsamen Plausch beim Jahresempfang, von links: Stadtdechant Roland Winkelmann, die Schulleiter Dr. Sabine Kretschmann-Dulisch, Thomas Regenbrecht, Bürgermeister Volker Mosblech und Sabine Kaltwasser. | Foto: Bartosz Galus
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  • Beim gemeinsamen Plausch beim Jahresempfang, von links: Stadtdechant Roland Winkelmann, die Schulleiter Dr. Sabine Kretschmann-Dulisch, Thomas Regenbrecht, Bürgermeister Volker Mosblech und Sabine Kaltwasser.
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Zum Jahresempfang der katholischen Stadtkirche Duisburg in der Jugendkirche TABGHA am Dellplatz begrüßten Stadtdechant Roland Winkelmann und Katholikenratsvorsitzender Daniel Wörmann zahlreiche Partner und Gäste zu einem lebendigen Austausch.

Von Sabine Merkelt-Rahm

„In Zeiten wie diesen passt der Ruhrgebietsausdruck ‚Ich krich die Krise‘ auf erschreckend viele Lebensbereiche“, sagte der Stadtdechant. Der Kirche gehe es darum, den Menschen gerade jetzt gute Gemeinschaft und Stärkung anzubieten, betonte Winkelmann. „Während der Einschränkungen in der Coronazeit hat die Kirche durch neue Formen der Religionsausübung gezeigt, dass sie auch auf Abstand Menschen tragen kann“, betonte Bürgermeister Volker Mosblech in seinem Grußwort.

Thema des Abends: „Schule vor dem Kollaps?“

Das Thema des Abends lautete „Schule vor dem Kollaps? - Wie kann gute Bildung heute gelingen?“ Hierauf stimmte Daniel Wörmann die Gäste mit Zahlen und Fakten aus dem Schulausschuss der Stadt ein. Mit 2800 neu zugewanderten Schülerinnen und Schülern habe das Schuljahr 21/22 in Duisburg begonnen. Dabei gäbe es in der Stadt immer noch etwa 1.600 unbeschulte Kinder. Die Container auf den Schulhöfen, als kurzfristige Schulraumerweiterung gedacht, verkämen langsam zur Dauerlösung, berichtete Wörmann.
Den Stand der Dinge an den beiden bischöflichen Gymnasien in Duisburg erläuterten anschließend deren Schulleiter Dr. Sabine Kretschmann-Dulisch (St. Hildegardis Gymnasiums) und Thomas Regenbrecht (Abtei-Gymnasiums). Kretschmann-Dulisch erinnerte an den „erlösenden Vertrag mit der Stadt Duisburg“, der die seit 2018 drohende Schließung der beiden bischöflichen Schulen abwenden konnte. Die Herausforderungen an einen funktionierenden Schulbetrieb sind dadurch allerdings nicht kleiner geworden. Bei 859 Schülern genug Lehrpersonal und Schulraum für zwei zusätzliche internationale Vorbereitungsklassen zu finden, ist nicht leicht. „Mir fehlen im Moment ganze zwölf Lehrer“, klagte die Schulleiterin und forderte dringend einen externen Vertretungspool von Lehrkräften, aus dem Schulen mit solcher Personalknappheit ihre Lücken füllen könnten. Im Moment gehe die knappe Personaldecke zu Lasten des Kollegiums, das derzeit permanent an der Belastungsgrenze arbeite. „Der alte Spruch, Lehrer hätten vormittags recht und nachmittags frei, stimmt bei der heutigen Aufgabenfülle der Ganztagesschulen schon längst nicht mehr“, korrigierte die Schuldirektorin das öffentliche Bild des Lehrberufs.

Wie reagiert man auf ein in die Wand geritztes Hakenkreuz?

Von gelungenen Projekten im Bereich der politischen Bildung berichtete anschließend Schulleiter Thomas Regenbrecht. Er beschrieb das Bildungsziel an einer katholischen Schule als Einheit von Wissen und Haltung. Am Abtei-Gymnasium setzt sich die Schülerschaft aus vielen unterschiedlichen Nationen zusammen. Wie reagiert man da auf ein in die Wand geritztes Hakenkreuz? Statt es einfach verschwinden zu lassen, setzte seine Schule im vergangenen Jahr auf den öffentlichen Diskurs mit der gesamten Schülerschaft: „Schaut euch an, was ihr da seht und schreibt auf, was ihr dazu meint.“ Mit Gedankenblasen zum Ausfüllen nahmen die Schülerinnen und Schüler zu der Kritzelei Stellung und bekundeten in großer Zahl, dass nationalsozialistisches Gedankengut an ihrer Schule keinen Platz haben dürfe. Gerade hat die Schule zudem einen Projekttag mit einer Holocaust-Überlebenden durchgeführt, die „in großer Lebendigkeit und Frische“ ihre Geschichte mit der jungen Generation geteilt habe, berichtete Regenbrecht. „Ihr müsst euch beeilen, lange sind wir nicht mehr da“, hatte die hochbetagte Zeitzeugin Sara Atzmon aus Israel ihre Einlader wissen lassen. Das Abteigymnasium hat nun für sie und ihre Vorträge in der nahen Zukunft acht weitere Schulen zwischen Düsseldorf und Vörde organisiert. Duisburgs Oberbürgermeister unterstützt das Erinnerungskulturprojekt unbürokratisch, indem er einen Dienstwagen mit Fahrer zur Verfügung stellt.
Ergänzt wurde das Bildungsthema des Empfangs durch die Ausstellung @wasihrnichtseht von Dominik Lucha, die der Caritasverband Duisburg offiziell erst einen Tag später eröffnete. Lucha hatte 2020 schwarzen Menschen auf einem Insta-Kanal die Möglichkeit gegeben, ihre persönlichen Erfahrungen mit Alltagsrassismus zu teilen.

Autor:

Lokalkompass Duisburg aus Duisburg

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