Ruhrtriennale / Urbane Künste Ruhr: Nomanslanding in Duisburg-Ruhrort

Nomanslanding
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In der Nähe des Museums Binnenschifffahrt liegt der frühere Eisenbahnhafen aus der industriellen Zeit der Stadt. Ein Investor wollte mal etwas aus dem idyllischen Hafen machen ... geblieben ist eine imposante Treppe - und die kann endlich genutzt werden.

Das Hafenbecken beherbergt die schwimmende und begehbare Installation zu "Nomanslanding".
Urbane Künste Ruhr zeigt in Zusammenarbeit mit der Ruhrtriennale eine internationale Gemeinschaftsproduktion, die das Trennende thematisiert, um es in einem symbolischen, sinnlich erfahrbaren Akt zu überwinden.

Zwei schwimmende Halbschalen bilden einen Flüsterdom, der theatralisch bespielt wird.
Die multimediale Installation wurde von den international renommierten Künstler/innen Robyn Backen (Australien), Andre Decker (Niederlande), Graham Eatough (United Kingdom), Nigel Helyer und Jennifer Turpin (beide Australien) erdacht.
Katja Aßmann, Künstlerische Leiterin von Urbane Künste Ruhr, sagt: "Die Installation ist ein Versuch, metaphorisch die uns vom Fremden trennende Kluft zu überbrücken und eine Begegnung auf gemeinsamen Terrain zu ermöglichen. Es entsteht ein Raum mit einzigartiger Atmosphäre, in dem miteinander über Geschichte, Erinnerungen und Erfahrungen reflektiert werden kann."

"Nomanslanding" ist über zwei auf dem Wasser schwimmende Stege aus zugänglich. Allerdings: aufgrund des steilen Auf-bzw. Abstiegs über Treppen ist der Zugang für gehbeeinträchtigte Personen nicht zu empfehlen.
Ist man auf dem Wasserniveau angekommen, wird der Besucher zur "Expedition" vorbereitet. Eine Schwimmweste ist anzulegen und ein Haftungsverzicht zu unterschreiben. Erst nach der "Registrierung" darf man das Zelt verlassen. (Wer an Asylanten denkt ist schon mal auf einem der möglichen Denkpfade angekommen.)
Über den Wasserpfad gelangt man in die eine Hälfte der offenen und durch Wasser getrennten Halbschalen. Die Teilnehmer der einen Tour tragen blaue Schwimmwesten, die der anderen Tour rote - Nato und Warschauer Pakt?

Die 5 Meter hohen Kuppeln mit 10 Metern Durchmesser sind offen, Wasser des 1,5 Meter tiefen Hafenbeckens trennt sie. Die insgesamt 40 möglichen Teilnehmer werden ca. 30 Minuten lang mit einer Licht- und Klanginstallation in eine - ferne ? - Zeit entführt.
Ein deutsch sprechender Mann listet auf, welche Dinge er einpackt. Will er verreisen oder wo fährt er hin - und warum packt er eine Gasmaske ein? Männer- und Frauenstimmen in 8 Sprachen ertönen danach - Gedankenfetzen über die letzten Dinge des Lebens. Die Schalen bewegen sich aufeinander zu, die Lautstärke steigt, ein Karussel klimpert, Maschinengeräusche wie Schüsse ertönen, die Halbschalen schließen mit lautem Knall - es ist stockdunkel. Tod. Trauer. Unterwelt.
Ein Trauerlied wird gesungen, die Sängerin trägt ein Licht herein. Lebenslicht, Versöhnung, Hoffnung. Alles doch nicht so schlimm, es geht weiter.
Die Parteien kommen miteinander in Kontakt, flüsternd zunächst, vorsichtig, dann mit der Gewißheit der Wiedervereinigung. In die Helligkeit der Welt entlassen geht der Weg nach dem Seitentausch in die Freiheit. Gerettet.

Die Performance spielt mit historischen Zitaten und Assoziationen auf die kollektive Geschichte an und holt die belastete Vergangenheit der Kriege und des Industriezeitalters ins Bewusstsein der Besucher. Wasser wird als das (Staaten) trennende aber auch (Personen) vereinigende Element des Lebens wahrgenommen.

Robyn Backen sagt, es gebe zahlreiche Deutungsmöglichkeiten. Man könne die Weltkriege oder aktuelle Kriege assoziieren, aber auch Schicksalsschläge, bei denen man sich von seinem Lebsten trennen müsse. Trennung und Tod sowie der Umgang damit und die Hoffnung auf ein Danach und einen Perspektivwechsel seien mögliche Denkansätze.

"Nomanslanding" kommt nach einer ersten Station in Sydney jetzt vom 15. August bis zum 13. September 2015 nach Duisburg-Ruhrort und zieht dann weiter nach Glasgow.

Die Eröffnung ist am 15.8.2015, danach ist das Kunstwerk täglich von 14.00 Uhr bis 23.00 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.

Autor:

Dorothea Weissbach aus Oberhausen

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