Ruhrtriennale 2014: Noch zehn Tage bis zur Eröffnung
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- Professor Heiner Goebbels
- hochgeladen von Dorothea Weissbach
Schon jetzt steigt die Vorfreude auf ein bewegtes Auftaktwochenende mit Musiktheater in Duisburg, Tanz und Nachtkonzert in Bochum und Ausstellungen in Essen.
Achtung: Für einzelne Veranstaltungen gibt es bereits nur noch Restkarten!
Die Spielorte in Bochum, Duisburg und Essen stehen am Auftaktwochenende der Ruhrtriennale vom 15.-17. August 2014 im Fokus der internationalen Künstlerinnen und Künstler. Zehn Tage vor Eröffnung des Festivals berichtet der Künstlerische Leiter Heiner Goebbels über Proben und die letzten Vorbereitungen.
Heiner Goebbels freut sich, dass es bereits zwei Jubiläen zu feiern gibt:
Erstmals findet die Eröffnungspremiere der Ruhrtriennale im Landschaftspark Duisburg-Nord statt -
und der Landschaftspark mit seiner imposanten Industriekulisse wird 25 Jahre alt.
Beim Bummel über das Parkgelände sieht man fleißig arbeitende Leute, Bühnentechnik, Lieferanten und natürlich auch LKW's mit weiteren Toilettenhäuschen - alles rüstet sich für das grosse Event.
Heiner Goebbels schafft Fakten: In seinem dritten Spieljahr als Leiter der Ruhrtriennale hat er rund 150 Veranstaltungen auf die Beine gestellt. Mehr als die Hälfte der 30 Produktionen sind Uraufführungen, Neuproduktionen und Deutschlandpremieren, 22 sind Eigen- und Koproduktionen.
An 14 verschiedenen Spielstätten in der Metropole Ruhr (Bochum, Essen, Duisburg und Gladbeck) treten über 1000 Künstlerinnen und Künstler aus über 25 Ländern auf.
Neben den Bochumer Symphonikern, den Duisburger Philharmonikern und dem ChorWerk Ruhr sind 235 Mitwirkende aus dem Ruhrgebiet bemüht, uns in den nächsten Wochen kulturell zu verwöhnen.
Lukas Crepaz, Geschäftsführer der Kultur Ruhr GmbH, ist zufrieden darüber, dass der Ticketverkauf sehr gut läuft. Es gibt insgesamt 40.000 verfügbare Tickets (ohne die Veranstaltungen / Installationen bei freiem Eintritt). Crepaz sagt, dass die Auslastung bereits bei 75% liege, für einige Termine seien nur noch Restkarten zu vergeben.
Als Gäste der Pressekonferenz vor der Eröffnung begrüßt Heiner Goebbels den Regisseur Boris Nikitin, der in der Maschinenhalle Zweckel in Gladbeck für seine Inszenierung Sänger ohne Schatten probt und die Künstlerische Leiterin von Urbane Künste Ruhr, Katja Aßmann, die das brasilianische Künstlerduo cantoni crescenti eingeladen hat, ihre frei zugängliche Installation Melt im Landschaftspark für die Ruhrtriennale zu realisieren.
Katja Aßmann teilt mit, dass in dieser Woche auch die Aufbauarbeiten zu Melt von cantoni crescenti auf der Hochofenstraße des Landschaftspark in Duisburg beginnen (rechts neben Hochofen 5). Die 70 Meter lange Arbeit ist auf der unteren Ebene eine begehbare Installation aus Aluplatten, auf der oberen Ebene eine Lichtinstallation. Die Aluplatten, welche kinetisch sensible Oberfläche und Spiegel zugleich sind, werden von den Besuchern in Schwingung gebracht und lassen die Interaktion von Licht, Spiegelung, dynamischen Impulsen und Architektur erleben.
Melt, die während des Festivals frei zugängliche Kunstinstallation im öffentlichen Raum, wird auch Thema des von Urbane Künste Ruhr zur Ruhrtriennale ausgerichteten Symposiums Art/Space/Public sein (28.-30. August, u.a. mit Tino Sehgal, Stefan Kaegi/Rimini Protokoll), das der Frage nachgeht, welche Möglichkeiten, Aufgaben und Herausforderungen im Umgang mit Kunstprojekten im öffentlichen Raum entstehen.
Wie verändern sich Kunst, Öffentlichkeit und Raum und welche Wirkung haben sie auf uns?
Heiner Goebbels hat schon mal spontan sein Statement als Künstler dazu abgegeben. Er meint, aktive Künstler ignorieren die Grenzen der Fachbereiche. Man denke nicht nur an den reinen Klang, sondern zugleich auch immer an das Design, den Tanz der Elemente, die Lichtführung, denn Kunst sei und wirke ganzheitlich.
Vielleicht bringt das Werk des jungen schweizer Regisseurs Boris Nikitin einen weiteren Blickwinkel auf diese Fragen.
Nikitins Inszenierung Sänger ohne Schatten wird in der Maschinenhalle Zweckel in Gladbeck zu sehen und hören sein. Boris Nikitin sagt, in seiner Inszenierung seien die Sänger selbst das Thema, da sie sich selbst zum Gegenstand der Aufführung machen.
Nikitin hat von 2002 bis 2008 in Giessen Angewandte Theaterwissenschaft studiert. Er kündigt an, dass sein Musiktheater zwischen Performance und grosser Illusion oszilliere. Seine Bühne sei wie eine Rauminstallation angelegt: Blackbox im White Cube. Sie sei Illusionsbühne und realer Raum zugleich. Seine Akteure erzählen von ihrem Beruf, ihrem Körper als Instrument und wie die Arbeit sie verändert - sie sind Zeugen und Handelnde, Eigenständige und komische Figuren inmitten von Künstlichkeit.
Künstlerinnen und Künstler der Ruhrtriennale im Gespräch gibt es immer sonntags im Museum Folkwang in Essen.
Den Auftakt für die diesjährigen tumbletalks machen am Sonntag, 17.8. um 12 Uhr im Museum Folkwang Louis Andriessen und Heiner Goebbels.
Tumbletalks verstehen sich als eine Bühne des öffentlichen Denkens, sie sind mündliche Improvisationen, an deren Entstehung das Publikum teilhat als eine jederzeit ansprechbare Gesellschaft. Es geht nicht um Aufklärung, Unterhaltung oder Werbung, sondern um eine unkontrollierte Ökonomie der Aufmerksamkeit, bei der das Gespräch zu überraschenden Perspektivwechseln führen kann.
Die Tourtriennale trägt den Namen der Ruhrtriennale mit ausgewählten Veranstaltungen in den kommenden Monaten wieder zu weiteren Festivals in Europa und weltweit. Das Musiktheaterstück von Heiner Goebbels aus dem ersten Jahr seiner Festspielleitung (2012), When the mountain changed its clothing, wird im Oktober 2014 sogar in Australien beim Melbourne Festival gezeigt.
Freuen wir uns also auf die Eröffnungspremiere der Ruhrtriennale am 15. August 2014 im Landschaftspark Duisburg-Nord, wo mit De Materie des niederländischen Komponisten Louis Andriessen eine außergewöhnliche Musiktheaterarbeit des 20. Jahrhunderts zur Aufführung kommt.
Der Regisseur Heiner Goebbels kündigt eine neue Form von Oper an. Gezeigt werde der Kampf zwischen nicht-beherrschbaren Mächten. Auch er kämpfe in diesen letzten Probetagen - nicht nur mit dem Werk, sondern auch mit den Eigenkräften des Spielorts, den Dimensionen der Halle, dem Lichteinfall, dem Klangkörper - also mit weiteren nicht-beherrschbaren Kräften.
Weitere Infos: www.ruhrtriennale.de
Ticket-Hotline: 0049 (0)221 / 280210
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Autor:Dorothea Weissbach aus Oberhausen |
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