ruhrtriennale 2012 (Oper): "Prometheus" oder lost in translation

Prometheus | Foto: Paul Leclaire / ruhrtriennale
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Zweieinhalb Stunden Oper ohne Pause sind unmenschlich. Und wenn diese Oper dann auch noch komplett auf Altgriechisch vorgetragen wird, bringt einem das nicht gerade die Sympathie des Publikums ein. Zugegeben, mit Carl Orffs "Prometheus" inszenierte Lemi Ponifasio keine einfache Oper für die ruhrtriennale. Doch mit Übertiteln und ein wenig mehr Darsteller-Aktion auf der Bühne hätte man den Abend durchaus erträglicher gestalten können. Natürlich gab es auch positive Aspekte, doch die rissen den Rest des Stückes leider nicht mehr heraus.

So hörte man beispielsweise sehr schwer heraus, dass es sich um Altgriechisch handelte, aufgrund der starken Akzente der Darsteller. Niemand geht in die Oper um sich anzuhören, wie ein Schuljunge seine Lektionen vorträgt - doch daran erinnerte es leider stark.

Das karge Bühnenbild half nicht, die Atmosphäre der Geschichte wiederzugeben. Und die minimalistische Gestik und Mimik tat nichts, um das Geschehen, Gefühle, oder auch einfach nur die Handlung zu erklären. Als Zuschauer kam man sich ziemlich alleingelassen vor.

Obwohl angekündigt wurde, dass während dieser ruhrtriennale kein Thema vorherrschen würde, wurde im Laufe des letzten Monats immer klarer, dass die Interaktion eines der "geheimen" Themen ist. Diese vermisste man absolut in "Prometheus". Das einizge, was nah an eine Interaktion herankam, war die Psychomachia, die in den meisten Zuschauern ausgetragen wurde: "Soll ich alle neben mir Sitzenden aufscheuchen um zu gehen oder bin ich anständig und lasse das jetzt über mich ergehen?" Sicherlich hätte eine Übersetzung geholfen, sich mehr in das Stück hineinzuversetzen, es mitzuerleben und somit in einen geistigen Austausch zu treten.

Positiv hervorzuheben ist vor allen Dingen das ChorWerk Ruhr, welches den Chor der Okeaniden gibt. Als Ganzes und verzauberte der Chor jedesmal, wenn er die Stimmen hob - genauso wie seine Solosängerinnen. Mit weißem Haar und duchscheinender Kostümierung hatten die Damen etwas Zeitloses, Mystisches - besonders in Kombination mit ihren glasklaren Stimmen.

Peter Rundel hatte die musikalische Leitung und bestand diese Aufgabe mit Bravur. Nicht nur musste er ein riesiges Ensemble leiten, das zum größten Teil aus Perkussion bestand, sondern auch die Sänger auf der extrem tiefen Bühne anleiten. Keine Aufgabe, die jeder Dirigent so souverän meistern könnte.

Das instrumentale Ensemble selbst ist aus verschiedenen Gruppierungen zusammengewürfelt, was die Arbeit nicht einfacher macht: musikFabrik, SPLASH-Perkussion NRW und das Orchesterzentrum NRW ziehen hier an einem Strang - oder trommeln auf derselben Haut. Und tun dies brilliant, wenn auch sehr laut.

Die Solisten, insbesondere Prometheus (Wolfgang Newerla) und Io Inachis (Brigitte Pinter), zeigen ihr gesangstechnisches Können. Leider geht durch die Sprache vieles verloren, ebenso durch die Klageschreie, die Io regelmäßig von sich gibt - und für das Publikum wie zusammenhangslose Gesangsübungen klingen.

Ein großes Lob geht auch an die Bühnentechniker und -ausstatter. Der Raum der riesigen Kraftzentrale wurde optimal ausgenutzt und beleuchtet, um Stimmung zu kreieren.

Fazit: Viel Schall und Rauch, nur für echte Liebhaber Orffs etwas.
Gelegenheit, sich selbst ein Bild dieses Experiments zu machen haben Sie noch am Dienstag, 25., und Donnerstag, 27. September in der Kraftzentrale im Duisburger Landschaftspark.

Prometheus | Foto: Paul Leclaire / ruhrtriennale
Io klagt | Foto: Paul Leclaire / ruhrtriennale
Autor:

Deborrah Triantafyllidis aus Gelsenkirchen

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