Erfolgreicher Künstler mit Autismus-Syndrom
Robin Schicha will Kunstlehrer werden

Robin Schichas Zeichnungen und "modifizierte Porträts" finden auch überregional großen Anklang.
Foto: Lars Fröhlich / FFS
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Robin Schicha (31) will „Leidensgenossen“ Mut machen. Der Duisburger Künstler ist Autist, hat zwei abgeschlossene Studien und jetzt erneut eine eindrucksvolle Ausstellung zusammengestellt.

„Er hat seinen Weg gemacht, und er wird ihn weitergehen“, sagt seine Mutter Lisa nicht ohne Stolz. Und die neue Ausstellung bringe ihn ebenfalls weiter, meint sie. Denn sie sei eine Art Rückblick und zugleich eine kreative Motivation für Neues.

Zudem sind mit Robin Schichas Werkschau „Comics und Karrikaturen“ in der Duisburger Niederlassung des sozialen Dienstleisters Pro-VIVA an der Mercatorstraße 96-98 auch Erinnerungen verbunden, die Dankbarkeit hervorrufen. Nach mehreren Schulwechseln, weil Mitschüler, aber auch Lehrer mit seinem „Anderssein“ nicht klar kamen, wurde er über Jahre von Pro-VIVA, mit Hauptsitz in Oberhausen, Am Lipperfeld, im Schultag begleitet und machte schließlich sein Abitur.

Zeichner aus
Leidenschaft

Für den Zeichner aus Leidenschaft war es mehr als selbstverständlich, nach einer Ausstellung in Oberhausen auch in Duisburg alte und neue Arbeiten zu präsentieren. Und Begleiter will er selbst auch sein. Zur Duisburger Ausstellungseröffnung kamen zwei Schulklassen der Förderschule am Rönsberghof in Beeck, unter ihnen einige Autisten. Sie staunten, als der Künstler ihnen sehr persönliche Einblicke in sein Innenleben und seinen Werdegang gab.

Als er mit 15 Jahren die Diagnose „Asperger-Autismus“ erhielt, war das für ihn ein Schock, zumal er mitten in der Pubertät war. Der Schock hielt nicht lange an. Seine Kreativität war ungebremst, sie steigerte sich sogar. „Ich hatte meine eigene Welt, eigene, vom Autismus geprägte Wahrnehmungen“, sagt er.

Und die habe er durch die Kunst in die Außenwelt transportiert. Das Zeichnen hat er stets als Berufung empfunden, und die macht er zum Beruf. Schrittweise, behutsam, aber dennoch zielstrebig.

Unverständnis
weckte Emotionen

Nach seinem Abitur hat er Kommunikationsdesign in Düsseldorf studiert und dort mit dem Bachelor of Arts abgeschlossen. Letztes Jahr erwarb zusätzlich den Bachelor für das Kunst-Lehramt an der Universität Dortmund. Aktuell macht Schicha seinen Master für das Lehramt Kunst an der Universität Duisburg-Essen und absolviert zurzeit sein Praxissemester am Mannesmann-Gymnasium im Duisburger Süden. „Das macht mir riesigen Spaß“, berichtet er.

„Ja, ich will Kunstlehrer werden“, kommt es lautstark und überzeugt aus ihm hervor. Mit Kindern kommt er schon immer klar. Den Schülern vom Rönsberghof zeigt er seinen Comic, in dem er seine eigene Schulzeit verarbeitet. Das Unverständnis seiner Englischlehrerin, die unhaltbaren Forderungen seines Sportlehrers, aber auch die Freude beim Lesen von Goethes Faust wecken Emotionen, seine eigenen, aber auch die der Leser.

In der Ausstellung an der Mercatorstraße, gegenüber vom Duisburger Busbahnhof, sind zudem einige seiner Vorbilder zu entdecken. Zum einen werden noch bis Ende März Portraits von Künstlerinnen und Künstlern aus dem Autismusspektrum ausgestellt, etwa von Janosch, Tim Burton, Michelangelo oder Andy Warhol. Weitere beeindruckende Persönlichkeiten wie Greta Thunberg, Edward Snowden und Udo Lindenberg werden dargestellt.

Außergewöhnliche
Empfindungen

Zum anderen werden alltägliche Erlebnisse aus der besonderen Sicht eines Autisten gezeigt, außergewöhnliche Empfindungen beim Fußball oder ein Treffen mit einem Grufti-Girl. Ausstellungs-Interessierte können gerne einen individuellen Besichtigungstermin bei Pro-VIVA unter Tel. 0203 / 928 790 30 vereinbaren.

Zu erwerben sind die Ausstellungsexponate ebenfalls. Zwischen 60 und 120 Euro kosten sie. „Von irgendwas muss ich ja leben“, sagt Robin Schicha. So bietet er in seinem Atelier an der Gneisenaustraße in Duisburg-Neudorf auch inklusive Zeichenkurse für autistische Kinder mit ihren Geschwistern und Freunden an.

Darüber hinaus setzt er die Lesungen aus seinen vielfältigen Veröffentlichungen in Schulen, Jugendzentren und sozialen Einrichtungen fort. Weitere Ausstellungen plant er ebenfalls. Interessenten können sich per Mail unter robin1111990@gmail.com gerne mit ihm in Verbindung setzen. Weitere Infos auf www.robin-schicha.de.

Robin Schichas Zeichnungen und "modifizierte Porträts" finden auch überregional großen Anklang.
Foto: Lars Fröhlich / FFS
Auch in der Oberhausener Ausstellung bei Pro-VIVA, Am Lipperfeld, ist auf große Resonanz gestoßen.
Foto: Pro-VIVA
Autor:

Reiner Terhorst aus Duisburg

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