Sonntag Abschied mit Dank und Wehmut
Pfarrer Michael Hüter verlässt Neumühl
Wenn am Sonntag, 28. Juli, die Evangelische Kirchengemeinde Neumühl Pfarer Michael Hüter in einem Festgottesdienst von Herzen alles Gute für die Zukunft wünscht und Gottes Segen mit auf den Weg gibt, wird große Dankbarkeit und Wehmut mitschwingen.
Den 61jährigen zieht das private Leben nach Essen. Die guten Wünsche aus Duisburg für den neuen Lebensabschnitt und auch für seine dortige Arbeit als Pfarrer in den dortigen Gemeinden Katernberg und Schonnebeck hat er wegen seines bewiesenen Engagements in Neumühl und anderen Stadtteilen auf jeden Fall sicher. Wer Michael Hüter mit Gemeinde und vielen Gästen gemeinsam verabschieden möchte, ist herzlich um 15 Uhr in die Gnadenkirche an der Obermarxloher Straße/Hohenzollernplatz eingeladen.
Zwölf Jahre hat Michael Hüter in Neumühl kreativ, engagiert und ganz nahe bei den Menschen gearbeitet und im wahren Sinn des Wortes „segensreich“ gewirkt, und sich von Beginn aktiv im und für den Stadtteil eingesetzt. Schmunzelnd erinnert er sich an die Reaktionen in der Kirche und in seinem persönlichen Umfeld. Stirnrunzelnd habe man ihn fast mitleidig gefragt, warum er denn ausgerechnet in den Duisburger Norden gehe.
Er wurde oft gebraucht
Nur wenige Wochen später habe er allen als eine Art erste Bilanz voller Überzeugung mitgeteilt, dass der Duisburger Norden viel, viel besser sei als sein Ruf. „Und Neumühl sowieso“, hat er lachend ergänzt. Als er kurz nach seinem 50. Geburtstag nach Neumühl kam, war er hier kein Unbekannter. Michael Hüter kam nach dem Theologiestudium in Wuppertal und Marburg und Vikariat und Probedienst in Düsseldorf bereits 1993 nach Duisburg.
Der Theologe arbeitete hier für die Evangelische Kirche an verschiedenen Orten und in unterschiedlichen Gemeinden und Bereichen, halt da, wo er gebraucht wurde. Und er wurde oft gebraucht. In den Gemeinden Neudorf-Ost und Alt-Duisburg, im Seniorenheim Welker-Stift, aber auch an der kaufmännischen Berufsschule am Schinkelplatz hat er gearbeitet, lediglich unterbrochen durch eine Auszeit, als er sich verstärkt um die Erziehung seines heute erwachsenen Sohnes kümmerte.
Nicht in die Wiege gelegt
Dass er einmal Pfarrer wird, war dem in Kirn an der Nahe, gewissermaßen an der Schnittstelle von Hunsrück und der Pfalz aufgewachsenen, stets optimistisch-fröhlichen Menschen nicht unbedingt in die Wiege gelegt. „Mit dem Opa habe ich öfter mal einen Gottesdienst besucht, hatte aber ansonsten nicht viel mit Kirche am Hut.“
Das änderte sich aber mit der Konfirmandenzeit und dem Religionsunterricht in der Oberstufe. „Schnell habe ich festgestellt, dass Glaube und Leben eins ist“, sagt er. Der Glaube und auch die Kirche haben ihm viel gegeben: Geborgenheit und Gemeinschaft, ein erlebtes und gelebtes Miteinander und Füreinander, das Einstehen für Menschen, die nicht gerade auf der Sonnenseite des Lebens stehen, das Begleiten von Menschen von der Wiege bis zur Bahre.
Geschätzt und vertrauensvoll
In Neumühl hat er sich von der ersten Sekunde an wohlgefühlt, hat den freundschaftlichen Umgang im Presbyterium geschätzt und das vertrauensvolle, gemeinsame Arbeiten mit seiner Kollegin Anja Buchmüller-Brand. Mit der Neumühler Kaufmannschaft, unzähligen Vereinen im Stadtteil und den „Menschen mit Herz und Schnauze“ war er schnell auf Tuchfühlung. Auf Karnevalsveranstaltungen und Schützenfesten war er gern gesehener Gast, auch zu inhaltlichen Themen hatte sein Wort Gewicht.
So hat er die „Neumühler Erklärung“ des Presbyteriums, in dem nach Protesten gegen die Unterbringung von Flüchtlingen zu Toleranz, Achtung, Respekt und Vielfalt aufgerufen wurde, mit auf den Weg gebracht.
Er hat gemeinsame Kochabende von Neumühlern mit Geflüchteten organisiert und den „Initiativkreis Neumühler Erklärung“ mit über 40 Vereinen, Kirchen, Parteien und Institutionen mitgeprägt. Der Initiativkreis hat übrigens den Preis für Toleranz und Zivilcourage des gleichnamigen Duisburger Bündnisses erhalten.
"Niemals geht man so ganz"
Michael Hüter denkt gerne an seine Duisburger und Neumühler Zeit zurück. Er wird bestimmt hin und wieder auch ein Heimspiel „seines“ MSV besuchen, denn 18 Jahre Stehplatz-Dauerkarten-Inhaber lege man nicht so einfach beiseite.
Beim Empfang nach dem Abschiedsgottesdienst werden viele Teilnehmer sicherlich auch die Gelegenheit zu einem persönlichen Austausch mit dem scheidenden Neumühler Pfarrer finden, denn „niemals geht man so ganz“.
Text: Reiner Terhorst
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