Die Spielzeit 2022/23
Oper und Ballett am Rhein präsentieren das Saisonprogramm für Düsseldorf und Duisburg
Nach zwei Spielzeiten unter ständig wechselnden Pandemiebedingungen steht die Saison 2022/23 unter neuen Vorzeichen: Die Deutsche Oper am Rhein präsentiert wieder große Opern- und Ballettabende, Kraft und Klang ihrer großen Ensembles und sinnliche Erlebnisse, an deren Intensität wir uns gerade erst wieder gewöhnen.
Mit einem Theaterfest am Samstag, 20. August, im Opernhaus Düsseldorf und dem HANIEL Klassik Open Air am Freitag, 2. September, auf dem Opernplatz in Duisburg begrüßt sie ihr Publikum zur neuen Spielzeit. Auf dem Programm stehen rund 250 Vorstellungen allein auf den großen Bühnen in Düsseldorf und Duisburg – 25 verschiedene Opern, zehn Ballettprogramme, kleinere und größere Konzertformate, Galaveranstaltungen. Ihrem jungen Publikum begegnen Oper und Ballett am Rhein nicht nur in den beiden großen Häusern: An vier verschiedenen Orten in Duisburg und Düsseldorf wird das „UFO – Junge Oper Urban“ zum Spielort und Treffpunkt für neues Musiktheater.
Zehn Opernpremieren und sechs Neuproduktionen im Opernprogramm
Zehn Premieren stehen im Mittelpunkt einer Opernsaison, die große Stoffe zeitgenössisch interpretiert und in neuen, spannenden Regiehandschriften vorstellt. Drei der Opernwerke sind zum ersten Mal in der 66-jährigen Aufführungsgeschichte der Deutschen Oper am Rhein zu erleben. Die erste Premiere im Opernhaus Düssel¬dorf ist Giuseppe Verdis dämonisch-dunkler „Macbeth“ am 4. September. Die Inszenierung von Michael Thalheimer legt das pulsierende Herzstück jeder Szene offen und duldet keine Ablenkung, kein Entkommen aus der tödlichen Spirale der Gewalt. Nach der Duisburger Premiere am 12. Juni dirigiert Antonino Fogliani das klanggewaltige Werk in Düsseldorf, der isländische Bariton Hrólfur Sæmundsson ist Macbeth.
Die erste der sechs Neuproduktionen hat am 2. Oktober im Theater Duisburg Premiere: Im Anschluss an Richard Wagners „Der Ring des Nibelungen“ und „Tristan und Isolde“ präsentiert die Deutsche Oper am Rhein nach mehr als 20 Jahren eine szenische Neuinterpretation seiner romantischen Oper „Der fliegende Holländer“. Regisseur Vasily Barkhatov lenkt den Blick auf Senta und erzählt das Seelendrama einer Frau, deren Liebessehnsucht die eng gesteckten Grenzen der Gesellschaft sprengt. Patrick Lange übernimmt die Musikalische Leitung der Duisburger Philharmoniker und des mit Hans-Peter König/Thorsten Grümbel (Daland), Gabriela Scherer (Senta), Norbert Ernst (Erik) und James Rutherford (Holländer) besetzten Ensembles.
Mit „Die Jungfrau von Orléans“ stellt die Deutsche Oper am Rhein ihrem Publikum nach „Pique Dame“ (Spielzeit 2018/19) ein weiteres großes Opernwerk von Peter Iljitsch Tschaikowsky vor. Die effektvolle Grand Opéra ist ab 3. Dezember zum ersten Mal in der Geschichte der Deutschen Oper am Rhein – im Opernhaus Düsseldorf zu sehen. FAUST-Preisträgerin Elisabeth Stöppler, die im Dezember 2021 Bachs „Weihnachts¬oratorium“ in „Szenen einer schlaflosen Nacht“ auf die Düsseldorfer Opernbühne brachte, befragt die Figur der legendären Jungfrau von Orléans: Wer ist die junge Frau, die gottberufen in die Schlacht gegen die Belagerung zieht und zur Ikone wird ? Was bewegt die Kämpferin, die sich in der Begegnung mit dem blutigen Krieg und der Liebe zu Lionel, ihrem Feind, radikal den Frieden auf ihre Fahne schreibt? Maria Kataeva gibt ihr Rollendebüt als Johanna von Orléans – Péter Halász übernimmt die Musikalische Leitung.
Francesco Cileas Oper „Adriana Lecouvreur“ kommt am 14. Januar 2023 nach ihrem großen Erfolg in Düsseldorf im Theater Duisburg auf die Bühne. Regisseur und Ausstatter Gianluca Falaschi lenkt den Blick hinter die Kulissen und in die Gefühlswelt einer großen Diva auf dem fragilen Zenit ihrer Popularität: Adriana Lecouvreur (Liana Aleksanyan) begegnet uns in der Kunst- und Traumwelt des Theaters im Stil der Goldenen Ära Hollywoods. Péter Halász führt durch die melodien- und farbenreiche Partitur, die mit ausdrucksvoll-geschmeidigen Gesangspartien stellenweise schon die frühe Film¬musik vorwegzunehmen scheint.
Zum ersten Mal in der Aufführungsgeschichte der Deutschen Oper am Rhein kommt Vincenzo Bellinis „La sonnambula“ am 26. Februar 2023 auf die Bühne des Düsseldorfer Opernhauses. Adela Zaharia debütiert als Schlafwandlerin Amina in einer weiteren Titelpartie des Belcanto-Fachs und wird an der Seite von Edgardo Rocha (Elvino) die Feinheit und außerordentliche Gefühlstiefe der Musik ausloten. Antonino Fogliani hat die Musikalische Leitung inne. Zwischen schönsten Koloraturen und schwelgerischen Melodien beschreibt das Motiv des Schlafwandelns einen Eskapismus, der die Sehnsucht nach Freiheit und Aufbruch schmerzlich deutlich macht. Diesen nachtwandlerischen Topos zwischen Idyll und Absturzkante wird Johannes Erath für die Bühne erzählen. Der Regisseur wird für seine bildreichen fein- und scharfsinnigen Arbeiten geschätzt – an der Deutschen Oper am Rhein begeisterte er im September 2020 mit dem szenisch-musikalischen Abend „Vissi d’Arte“.
Als weitere Neuproduktion kommt „Die tote Stadt“ von Erich Wolfgang Korngold am 16. April 2023 im Opernhaus Düsseldorf und am 17. Juni 2023 im Theater Duisburg zur Premiere. Generalmusikdirektor Axel Kober übernimmt die Musikalische Leitung in Düsseldorf – Harry Ogg, ab August 2022 neuer Kapellmeister an der Deutschen Oper am Rhein, in Duisburg. Mit der üppigen Farbenpracht des spätromantischen Orchester¬apparats illustriert der spätere Hollywood-Komponist im Stil einer Traumerzäh¬lung einfühlsam den schmerzhaften Prozess eines trauernden Mannes, der die Vergangenheit loslassen muss, um für die Zukunft bereit zu sein. Der amerikanische Regisseur Daniel Kramer, der sich mit seinen atmos¬phärisch dichten Arbeiten international einen Namen gemacht hat, ist zum ersten Mal an der Deutschen Oper am Rhein zu Gast, um das geschickt zwischen Traum und Wirklichkeit, erstarrter Liebe und lebenssprühender Sinnlichkeit changierende Werk in Szene zu setzen. In den Hauptrollen: Corby Welch (Paul) und Nadja Stefanoff (Marietta).
Gleich zwei neue Stücke für junges Publikum ab 8 Jahren kommen auf die großen Bühnen der Deutschen Oper am Rhein: Die renommierte Komponistin und Leiterin der Musik-Biennale Venedig Lucia Ronchetti vertont im Auftrag der Jungen Opern Rhein Ruhr Erich Kästners 1933 erschienenen Kinderbuchklassiker „Das fliegende Klassenzimmer“ – eine unsterbliche Liebeserklärung an die Freundschaft. Ungeachtet aller Alters- und Standesunterschiede halten Kästners warmherzig gezeichneten, kleinen und großen Held*innen in guten wie in schweren Zeiten zusammen. Ilaria Lanzino inszeniert das neue Werk – die von Patrick Francis Chestnut geleitete Uraufführung ist ab 14. Mai 2023 im Theater Duisburg zu erleben. Schon am 14. Oktober 2022 kommt Moritz Eggerts ebenfalls im Rahmen der Jungen Opern Rhein Ruhr entstandene Familienoper „Iwein Löwenritter“ im Opernhaus Düsseldorf auf die Bühne. Die fantasievolle Geschichte von Felicitas Hoppe (Libretto: Andrea Heuser), die auf einem mittelalterlichen Ritter-Epos basiert, erzählt von Freundschaft und Liebe, die auch in der Welt der Ritter letztlich wichtiger sind als Ehre, Kampf und Abenteuer. Nach ihrer Uraufführung am Theater Bonn kommt die Inszenierung von Aron Stiehl in Düsseldorf zur Premiere. Harry Ogg dirigiert die Düsseldorfer Symphoniker.
Auch Jules Massenets „Hérodiade“, die sechste Opernproduktion der Saison, ist eine Neuentdeckung für das Ensemble und Publikum der Deutschen Oper am Rhein: Das spektakulär farbenreiche Klangjuwel kommt am 27. Mai 2023 zum allerersten Mal auf die Bühne des Düsseldorfer Opernhauses. Den Stoff für sein 1881 uraufgeführtes Werk bezog Massenet aus den Legenden um die judäische Prinzessin Salome, die viele Künstler seiner Zeit faszinierte. Nach einer Erzählung von Gustave Flaubert stellt er – anders als später „Salome“ von Richard Strauss – deren Mutter ins Zentrum des Geschehens: Hérodiade, die ihre Tochter in Rom zurück¬gelassen hat, um ihren Schwager Hérode zu heiraten, verliert am Ende alles – ihre Macht, wegen der sie zur kalten Mutter geworden war, und ihre Tochter, deren Liebe sie hätte erlösen können. Regisseur Lorenzo Fioroni ist erstmals an der Deutschen Oper am Rhein zu Gast. Unter der Musikalischen Leitung von Marc Piollet debütiert Ramona Zaharia in der Titelpartie.
Opernrepertoire, Galas und Konzertformate
Zu den Premieren kommen 16 Wiederaufnahmen aus dem großen Repertoire der Deutschen Oper am Rhein, darunter große Inszenierungen, die unter den Corona-Bedingungen der vergangenen zwei Jahre lange nicht gezeigt werden konnten. Los geht es 20. und 21. August 2022 mit Donizettis Opern „L’elisir d’amore“ im Opernhaus Düsseldorf und „Lucia di Lammermoor“ im Theater Duisburg. Nach langer Zeit kehren auch Donizettis „La Fille du Régiment“ und Puccinis „Turandot“ und mit Johann Strauß‘ „Fledermaus“ eine der beliebtesten Operetten auf die Düsseldorfer Bühne zurück. „Die Zauberflöte“ in der weltweit gefeierten Inszenierung von Barrie Kosky und dem britischen Theaterkollektiv „1927“ ist wieder im Programm, mit „Siegfried“ wird die Wiederaufnahme von Wagners „Ring des Nibelungen“ fortgesetzt. Kleine und größere Konzertformate wie „Comedian Harmonists in Concert“, die Liedmatineen oder das „Rendezvous um halb 8“ sowie festliche Gala- und Benefiz-Veranstaltungen ergänzen den Spielplan. Sebastian Koch und Daniel Hope gastieren im März 2023 mit ihrem Programm „Paradies“ im Opernhaus Düsseldorf.
Sechs Premieren mit sieben Uraufführungen
Den Saisonstart feiert das Ballett am Rhein am 7. September mit einem Doppelabend im Theater Duisburg: Im Programm „Zwischenwelten“ trifft eine Neuerarbeitung von Demis Volpis „the little match girl passion“ auf der Basis von Andersons Märchenklassiker „Das kleine Mädchen mit den Schwefelhölzern“ auf die Uraufführung „don’t look at the jar“ von Gil Harush. Der franko-israelische Choreograph begibt sich in seiner Kreation zu einem musikalischen Arrangement der Künstlerin SOPHIE auf die Suche im vielfältigen Spektrum von gender perfomativity.
Big Names und eine junge Choreographin aus dem Ballett am Rhein treffen sich im vierteiligen Programm „Short Cuts“, das am 24. März 2023 im Theater Duisburg Premiere hat und – wie der Titel verrät – den Reiz kurzer, prägnanter Ballette feiert: vier Stücke, von denen keines länger als 15 Minuten dauert. Eröffnet wird das Programm von Hans van Manens „Short Cut“, gefolgt von einer Uraufführung von Bridget Breiner, Ballettdirektorin und Chefchoreographin des Staatstheaters Karlsruhe und einer Uraufführung der Tänzerin und Choreographin Neshama Nashman. Den Abschluss macht William Forsythes „Artifact II“.
Mit Marcos Morau ist es Demis Volpi gelungen, einen der aufregendsten Künstler der Gegenwart für die Auseinandersetzung mit einem der großen Mythen der Tanzgeschichte zu gewinnen: Für das Programm „SACRE“, das am 29. April 2023 im Opernhaus Düsseldorf Premiere hat, erarbeitet der spanische Choreograph mit dem Ballett am Rhein zu Igor Strawinskys „Le sacre du printemps“ ein neues Stück. Morau ist für seine bildstarken Inszenierungen an der Schnittstelle von Tanz, Film und Theater bekannt, die er für seine eigene Compagnie „La Veronal“ und für Compagnien wie das Nederlands Dans Theater oder die norwegische „Carte Blanche“ entwickelt. In Dialog mit Moraus Neukreation treten „The Cage“ von Ballettlegende Jerome Robbins sowie eine Uraufführung von Demis Volpi.
Drei Wiederaufnahmen
Ergänzt wird das facettenreiche Premierenprogramm durch die Wiederaufnahme von drei Abenden aus der laufenden Spielzeit: Zum Saisonstart im Opernhaus Düsseldorf kommen am 21. September 2022 „Vier neue Temperamente“ zurück auf die Bühne. Michèle Anne de Mey, Demis Volpi, Hélène Blackburn und John Neumeier zeigen ihre tänzerischen Reflexionen auf die vier menschlichen Grundtemperamente – vorangestellt ist der Neo-Klassiker „Die vier Temperamente“ von George Balanchine.
Ein Wiedersehen mit Demis Volpis gefeierter Interpretation von „Der Nussknacker“ gibt es ab 25. November 2022 im Theater Duisburg. Last not least hat der Dreiteiler „One and others“ mit dem gleichnamigen Stück von Demis Volpi, „Polyphonia“ von Christopher Wheeldon und Sharon Eyals „Salt Womb“ für so viel Begeisterung gesorgt, dass er in beiden Spielstätten erneut ins Programm genommen wird: ab 2. Februar 2023 im Theater Duisburg und ab 14. März 2023 im Opernhaus Düsseldorf.
STEP BY STEP mit dem tanzhaus nrw
In Kooperation zwischen tanzhaus nrw und Ballett am Rhein geht das Format STEP BY STEP in die dritte Ausgabe. Es eröffnet ein Experimentierfeld, das die beiden Düsseldorfer Institutionen, ihre Künstler, Arbeitsweisen und Strukturen zusammenbringt. Tänzer der Compagnie des Ballett am Rhein und Factory Artists des tanzhaus nrw entwickeln kurze choreographische Arbeiten und finden in einem intensiven mehrwöchigen Probenprozess heraus, was sich Stadttheater und Freie Szene zu sagen haben und welche Brücken sich schlagen lassen.
Junge Oper am Rhein, UFO – Junge Oper Urban, Tanz mit!
Äußerst vielfältig ist das Musiktheater- und Ballett-Angebot für Kinder ab 4 Jahren, Jugendliche und junge Erwachsene: Zusätzlich zu den Familienopern „Iwein Löwenritter“ und „Das fliegende Klassenzimmer“ sind in der Spielzeit 2022/23 sieben mobile Produktionen am Start, von denen vier ihre Uraufführung erleben. Großen Anteil an diesem breiten Angebot hat das Projekt „UFO – Junge Oper Urban“, das über drei Jahre vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen in Zusammenarbeit mit dem NRW KULTURsekretariat gefördert wird: Als mobiler Theaterraum für 25 Zuschauer schlägt das UFO an vier weiteren Orten im Stadtraum von Duisburg und Düsseldorf auf, um direkt vor Ort und in Interaktion mit den Anwohner*innen neues Musiktheater zu entwickeln und mit Künstler der Oper und des Ballett am Rhein zu präsentieren. Darüber hinaus lädt die Junge Oper am Rhein zum Mitmachen ein – in der Schule und in der Freizeit, mit der Familie oder mit Gleichaltrigen.
In dem von Demis Volpi neu ins Leben gerufenen Tanzvermittlungsprogramm „Tanz mit!“ sind unter der Leitung von Tänzer und Tanzpädagoge Michael Foster neue interaktive Formate entstanden, die allen Interessierten einen niederschwelligen Zugang in die Welt des Tanzes bieten. Zu einem beliebten Event hat sich beispielsweise das Format „Leichter getanzt als gesagt“ entwickelt, das in der kommenden Saison sein Publikum wieder ins UFO einlädt. Nach dem spielerischen Prinzip der stillen Post befeuern sich dabei Sprache und Tanz gegenseitig, was bei allen Teilnehmenden für immer neue Erkenntnisse und vor allem für jede Menge Spaß sorgt. Tanzinteressierte finden Formate rund um die Ballettprogramme, in denen sie in direkter Nähe zu den Tänzer der Compagnie in Gesprächen und Workshops tiefere Einblicke in die Hintergründe der Choreographien nehmen können.
Zum Durchblättern und Herunterladen ist dort auch das neue Spielzeitheft hinterlegt; es ist das ab sofort im Opernshop Düsseldorf und an der Theaterkasse Duisburg erhältlich. Der Vorverkauf für die gesamte Spielzeit 2022/23 läuft bereits.
Autor:Lokalkompass Duisburg aus Duisburg |
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