Buchbesprechung

Moriarty und das mechanische Universum

Fred Duval / Jean – Pierre Pécan / Stevan Subic / Scarlett Smulkowski / Nicolas Siner: M. O. R. I. A. R. T. Band 1 Das mechanische Universum; Splitter – Verlag Bielefeld 2019; 128 Seiten; ISBN: 9783-96219-298-3

Die Handlung spielt im Jahre 1899. Sherlock Holmes ist schon ein berühmter Detektiv. Im Verlaufe eines einzigen Kartenspiels kann er beweisen, daß Mr. Gibbs nicht nur ein ehrenwerter Pokerspieler, der Abend für Abend den britischen Adel in den Ruin treibt, ist – er ist vielmehr eine programmierte Maschine. Holmes vermutet Professor Moriarty – ein Genie des Bösen – hinter dieser neuzeitlichen Errungenschaft. Der Meisterdetektiv hegt auch schon schnell den Verdacht, daß ein weit umfassenderer und teuflischer Plan hinter diesem Automatenmenschen stecken könnte.

„Laut Holmes persönlich ist Moriarty aus guter Familie, der eine hervorragende Ausbildung genossen hat. Mit einer außergewöhnlichen Begabung für die Mathematik gesegnet, veröffentlichte er im Alter von 22 Jahren eine Studie über Newtons binomischen Lehrsatz, der in ganz Europa für Aufruhr sorgte und ihm den Lehrstuhl für Mathematik an einer kleinen Universität eintrug. Nach seinem vermeintlichen Tod im Kampf gegen Holmes an den Reichenbach-Fällen taucht Moriarty einige Jahre später wieder auf, stärker und durchtriebener denn je,“ berichtet der hintere Buchklappentext.

Der Comic ist also eine Pastiche, die auf die Sherlock-Holmes-Romane zurückgreift. Und auch irgendwie ins Konzept des Verlages paßt. Der heutige Splitter – Verlag geht auf einen gleichnamigen Verlag zurück, der 1988 – 2000 existierte. In der jetzigen Form wurde er im Jahre 2006 neu- / wiedergegründet.

Mit Dirk Schulz, Delia Wüllner-Schulz und Horst Gotta als Gründern knüpfte der Verlag an die vorangegangene Verlagsstrategie an, vor allem Fantasy- und Science-Fiction-Comics aus dem französischen Sprachraum zu veröffentlichen. Seit Gründung hat der Splitter Verlag über 1.000 Comicalben veröffentlicht.  Inzwischen wurde das Verlagsprogramm um andere Genres und Graphic Novels erweitert und umfasst auch Comicserien aus den USA und England. Außerdem verlegt Splitter regelmäßig deutsche Comics aus den Bereichen Fantasy und Science-Fiction.

Splitter verlegt fast alle Comics in Hardcover. Der Verlag legt Wert auf hochwertiges Papier und gute Farbqualität. Durch Nachauflagen vergriffener Titel ist der Großteil der Backlist ständig lieferbar. Im Zuge dessen gibt der Verlag regelmäßig Gesamtausgaben von in Deutschland komplett oder teilweise vergriffenen Comic-Klassikern heraus.

Soweit zur Theorie, wie sie auch in der Sekundärliteratur nachzulesen ist. Doch blicken wir nun in die Praxis. Was ist von dem vorliegenden und hier besprochenen Comic-Band zu halten?

Die obigen Vorabinformationen sind schon wichtig, um überhaupt einen Zugang u der Geschichte zu finden. Sehr gut gezeichnet, führen die überwiegend dunklen Farben in eine düstere Welt ein, die für den gewöhnlichen Sherlock Holmes – Leser ungewohnt ist. In epischer Breite gibt es den gewohnten Kampf Gut gegen Böse, der zum Ende hin ungewohnt actionreich und mit monströsen Figuren angelegt ist.

Querverweise zu anderen Klassikern der Literaturgeschichte (Dr. Jekyll und Mr. Hyde) oder Pastiches (Die Riesenratte von Sumatra) werden um die historische Persönlichkeit Winston Churchill ergänzt.

Formal ist das Buch in 2 Kapitel untergliedert. Kapitel 1 orientiert sich über weite Strecken am Original, was die Charaktere anbelangt. Hier überwiegt der Science-Fiction – Anteil – gut sichtbar an den Automatenmenschen sowie den Zeppelinen. Kapitel 2 bewegt sich eher in Richtung Fantasy.
Ober auch Horror & Grusel – Elemente enthalten sind, kann der Leser ja selbst am besten entscheiden.

Ich bin mir nicht sicher, was ich von diesem Werk halten soll. Es ist sicher für Liebhaber dieses Genres geschrieben. Für den „normalen“, gewöhnlichen Krimi-Liebhaber bzw. Holmes-Fan ist es dann zu gruselig und ungewohnt, um wirklich lesenswert zu sein.