Mischa Kuball stellt im Museum DKM aus
"Publik alphabet" heißt eine Ausstellung, die der Düsseldorfer Lichtkünstler Mischa Kuball vom 1. Oktober 2010 bis zum 24.2.2011 im Duisburger Museum DKM zeigt. Sie ist in den Wechselausstellungsräumen des Museums sowie in der Galerie DKM im Innenhafen zu sehen ist. Kuball zeigt sowohl Fotographie wie auch Video.
"Im Unterschied zur Avantgarde der 1950er und 1960er Jahre geht es in Kuballs Installationen oder architekturbezogenen Interventionen nicht um den ästhetischen Reiz des Lichts oder um Phänomene der Wahrnehmungerweiterung und Sensibilisierung. Stattdessen nutzt der das Medium, um politische und soziale Implikationen des urbanen Raums zu akzentuieren. Als `Konzeptkünstler des Lichts´ nimmt er in der zeitgenössischen Kunst eine herausragende Position ein.
`Public light ist der Titel einer 1998 auf der 24. Biennale in Sao Paulo gezeigten Videoarbeit, in der anhand von Leuchtreklamen im Straßenraum ein Alphabet entwickelt wird. Im Museum DKM präsentiert Kuball die Videoarbeit zusammen mit der ebenfalls auf der Biennale in Brasilien gezeigten Fotoserie `private light / public light´. Für das partizipatorische Projekt `public light / private light´ hat sich der Künstler der urbanen Texturen der Megapole Sao Paulo durch die persönliche Begegnung mit 72 Familien genährt, die Kuball im Austausch gegen eine von ihm entworfene Standardleuchte eine Lampe aus ihren privaten Wohnungen ausgehändigt hatten. Die anschließende Präsentation der aus dem persönlichen Bereich stammenden Beleuchtungskörper im Ausstellungsraum der Biennale legte die empfindliche Nahtstelle zwischen öffentlichen und privaten Räumen offen, während die fotographische Serie, streng dem Vorher-Nachher-Prinzig folgend, die vielfältigen Begegnungen dokumentiert.
Obwohl rein zahlenmäßig eine relativ kleine Gruppe, kommt den Videoarbeiten im Schaffen Mischa Kuballs eine zentrale Bedeutung zu. Nach dem Prinzip der Variation und Modifikation repräsentieren die einzelnen Videos konzeptuelle Module, die an unterschiedliche Situationen angepaßt und weiterentwickelt werden können. Sie entsprechen in dieser Eigenschaft Kuballs temporären Installationen, da sie in der Art der Monitorpräsentation und Projektion unmittelbar auf den jeweiligen Ausstellungsort bezogen sind.
Auch `public alphabet´ existiert in mehreren Varianten. Während nächtlicher Autofahrten notiert Kuball mit seiner Videokamera die Neonschriftzüge an Häuserfassaden. In den stakkatohaft geschnittenen Sequenzen ist jeweils nur der erste Buchstabe eines Schriftzuges erkennbar, während der Rest durch einen schwarzen Balken verdeckt wird. Die schnelle Schnittfolge begleiten die auf ein Dröhnen reduzierte Geräusche der Stadt.
Das Zerlegen und Fragmentieren der einzelnen Begriffe kommt einer Reduktion des urbanen Vokabulars auf die sprachliche Grundsubstanz, die einzelnen Buchstaben gleich. Dem grellen Appel der Leuchtreklame und der akustischen Überfrachtung des Stadtraums setzt der Künstler die Konzentration auf die elementaren Bestandteile des geschriebenen und gesprochenen Wortes entgegen. Licht und Wort stehen gleichermaßen für das erklärende Beschreiben und das Begreifen von Welt, sie sind somit Grundvoraussetzung für Erkenntnis.
Die Thematisierung der Dynamik sowie die visuelle Überfrachtung im Stadtraum gehören zu den Topoi der modernen Kunst. Der alltäglichen Kommunikationslosigkeit und der unerträglichen Lautstärke des urban geprägten Lebens setzt Kuball in seiner Arbeit die Besinnung auf das Wesen und die Grundkonstanten der Sprache entgegen. Während des Kulturhauptstadtjahres im industriell geprägten Ballungsraum Ruhrgebiet gezeigt, kann die Arbeit eine neue Aktualität und eine auf den Ort bezogene Energie entwickeln," beschreibt das Museum seine Ausstellung.
Kuball wurde 1959 in Düsseldorf geboren. Dort lebt und arbeitet er auch. Von 2004 bis 2007 unterrichtete er Medienkunst an der Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe. Seit Oktober 2007 ist er in Köln Professor für Medienkunst, Holografie und Lichtkunst an der Kunsthochschule für Medien. Das Projekt in Brasilien wurde über die auswärtige Kunstförderung des Bundes finanziell gefördert.
Kennt man ein Foto, kennt man alle. Vordergründig drängt sich dieser Eindruck schnell auf. Läßt man sich aber ein wenig Zeit und die Fotos auf sich wirken, dann kann man aber sehr leicht die Unterschiede feststellen - in den Lebensbedingungen der Menschen, ihrem kulturellen Hintergrund, ihrer vermeintlichen ethnischen Zugehörigkeit. Schaut man sich als Besucher auch die übrigen Stockwerke an, lohnt sich ein Besuch im DKM durchaus.
Autor:Andreas Rüdig aus Duisburg |
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