Erweiterung Museum Küppersmühle für Moderne Kunst
Mehr Raum für die Kunst - das neue MKM
Ende September 2021 wurde der Erweiterungsbau des MKM Museum Küppersmühle für Moderne Kunst im Duisburger Innenhafen eröffnet. Zwar ist die Eröffnung schon etwas länger her, aber ich möchte es nicht versäumen, auf diesen geglückten Erweiterungsbau hinzuweisen.
Durch den Anbau vergrößert sich die Ausstellungsfläche des Museums auf insgesamt 6.100 qm. Das bedeutet mehr Raum für die adäquate Präsentation der Sammlung Ströher, die einen umfassenden Querschnitt der Nachkriegskunst beinhaltet. Zugleich wird die industrielle Vergangenheit der Küppersmühle durch die Basler Architekten Herzog & de Meuron wieder einmal gekonnt in Szene gesetzt.
Mit der Neupräsentation im Anbau und der inhaltlichen Neugestaltung der Räume im Bestandsbau schafft es das MKM nun endgültig in die Reihe der international bedeutenden Museen. Damit erweist sich Duisburg mit drei hervorragenden Museen (MKM, Lehmbruck Museum und Museum DKM) als ausgezeichneter Standort in der weitläufigen Museumslandschaft.
Dabei war der Plan für einen Erweiterungsbau für die Sammlung Ströher erst einmal zum Scheitern verurteilt. Bereits 2008 war ein gigantischer, transluzenter Quader mit nicht zu übersehendem Logo des Mit-Investors Evonik auf den Silotürmen geplant. Noch im Kulturhauptstadtjahr 2010 wurde der landläufig genannte "Schuhkarton" als Leuchtturmprojekt befeuert. Doch durch Pfusch am Bau, grob nachlässig ausgeführte Schweißarbeiten, blieb das Stahlskelett am Boden. Insolvenz der Stahlbaufirma und Finanzdesaster bei der damaligen Bauherrin Gebag brachten das Projekt endgültig zum Stopp.
Doch das Sammlerpaar Sylvia und Ulrich Ströher gaben nicht auf. 2013 begann der Neustart des Erweiterungsprojektes unter direkter Bauherrschaft der Familie Ströher, nach vorab erfolgter Machbarkeitsstudie und Gründung der privaten MKM-Stiftung. Wieder wurde das Schweizer Architekturbüro Herzog & de Meuron, die schon das ehemalige Mühlen- und Speichergebäude Küppersmühle 1999 in ein Museum umwandelten, mit der Planung beauftragt.
Ein dominant aufgesetzter Quader war allerdings vom Tisch. Im Rückblick kann man sagen: gut so, denn der nun realisierte Erweiterungsbau fügt sich harmonisch in das bestehende Bauensemble im Innenhafen ein. „Als wäre er schon immer dagewesen“, lautete denn auch die Grundidee der Architekten beim 2. Anlauf. Es kommt einem tatsächlich so vor, als ob das Gebäude schon immer dort gestanden hätte.
Außen Ziegel, innen White Cube
Der Einsatz von Ziegel in der Fortführung der historischen Backsteinfassade wurde auch im Anbau weitergeführt. Eine Besonderheit ist die stark reliefartige Oberfläche der Ziegel. Dazu wurden die Ziegel in der Mitte gebrochen und mit der gebrochenen Innenseite nach außen verbaut. Nur der Schriftzug am schräg angeschnittenen Kopfende ist mit glatten Backsteinen ausgeführt und daher auch von weitem gut lesbar.
Übrigens sitzt der Schriftzuges in der Höhe genau passend über den Lärmschutzwänden der vorbei rauschenden Stadtautobahn und ist von dort aus auch im Vorbeifahren sichtbar. Zur Autobahn musste ein Sicherheitsabstand eingehalten werden. Der so entstandene Platz wurde mit Platanen bepflanzt und mit einem Kunstwerk von Ansgar Nierhoff geschmückt.
Innen sind 36 helle, hohe, schlichte Räume dazu gekommen. Der obere Ausstellungsraum ist als Oberlichtsaal mit sichtbarer Shed-Dach-Konstruktion konzipiert. Der Fußboden besteht wie in den alten Räumen aus dunklem, türkischem Basalt.
Die Silos sind quasi Scharniere zwischen Bestand- und Anbau. Das sieht man außen und erlebt es vor allem innen. Denn durch die Silos hindurch und an ihnen vorbei führen zwei Brückenstege im 1. und 2. Obergeschoß und verbinden die neuen mit den bereits existierenden Räumen. Die Silos selber sind in ihrer ursprünglichen Materialität weitestgehend erhalten. So sind sie Industriedenkmal, zugleich begehbare Skulptur und zeigen von den Galerieflächen aus eine hohe ästhetische Qualität.
Erschlossen wird der Anbau durch das spektakuläre Treppenhaus aus terracottfarbenem Beton. Es ist eine bauliche Meisterleistung, diese organische Form in den spitzen Bauwinkel einzupassen. Ein Pendant dieser "Treppen-Skulptur" gibt es bereits im alten Trakt des MKM und war dort schon ein absoluter Eyecatcher.
Es gibt also gleich mehrere Gründe, das MKM zu besuchen: die umfangreiche Sammlung von Gegenwartskunst ab 1945 bis heute, wobei die Sammlung Ströher sowohl Malerei, als auch Skulptur und Fotografie beinhaltet, die hoch interessanten Wechselausstellungen mit spannenden Themenbezügen zum eigenen Haus und seit der geglückten Erweiterung das gesamte Bau-Ensemble der Küppersmühle im Innenhafen.
Informationen zu den Ausstellungen und zum Besuch des Museums unter
MKM Museum Küppersmühle für Moderne Kunst
Aktuell läuft bis zum 26.06.2022 die Ausstellung"Raimund Girke - Klang der Stille"
Die Fotos entstanden bei der Vorpräsentation und beim Rundgang in Anwesenheit des Architekten Jacques Herzog (Herzog & de Meuron).
Wer noch einmal einen Blick zurück auf die Baustelle werfen möchte, hier mein Bericht vom Baustellenbesuch im Mai 2018 "MKM Erweiterungsbau - Rohbau fast fertig - Besuch auf der Baustelle"
Ich freue mich, wenn ich euch nun zu einer Stippvisite ins neue MKM einladen könnte.
Viel Freude beim Anschauen. Weitere Infos in den Bildunterschriften.
Autor:Andrea Gruß-Wolters aus Duisburg |
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