Mehr als 550 Bücher aus dem Stadtarchiv Duisburg vor dem Zerfall gerettet
Das Stadtarchiv Duisburg hat über 550 Bücher aus der Bibliothek des Stadtarchivs, darunter eine umfangreiche Serie städtischer Verwaltungsberichte, konservatorisch behandeln lassen.
Nun wurden die Ergebnisse und Erfolge dieser Entsäuerungsmaßnahme vorgestellt und die Schadensbilder an den Archivalien sowie die Verfahren der Entsäuerung erläutert.
Kulturdezernent Thomas Krützberg, der Leiter des Stadtarchivs Dr. Andreas Pilger sowie Restaurator des Stadtarchivs Uwe Franzen informierten über die städtischen Maßnahmen und der Leiter des "Archivberatungszentrums" beim LVR-Archivberatungs- und Fortbildungszentrum, Dr. Peter Weber, sowie der Leiter "Papierrestaurierung/Technische Zentren für Bestandserhaltung" beim LVR-Archivberatungs- und Fortbildungszentrum, Volker Hingst, die des Landschaftsverbandes.
Mit Hilfe eines Entsäuerungsmittels wurde die im Papier enthaltene Säure neutralisiert und auf diese Weise die verbräunten und teilweise bereits brüchigen Seiten der historischen Bücher stabilisiert.
„Wie in allen Archiven ist auch im Stadtarchiv Duisburg ein Großteil der historischen Überlieferung von säurebedingtem Zerfall bedroht, die es zu retten galt“, erklärte Kulturdezernent Thomas Krützberg die Aktion.
Insbesondere die ab 1850 industriell hergestellten Papiere sind stark holzschliffhaltig. Durch den Holzschliff und die bei der Leimung der Papiere eingesetzten Substanzen gelangt Säure in das Papier. Die Säure bewirkt, dass das Papier in Akten, Amtsbüchern oder auch Zeitungen relativ rasch vergilbt und seine Festigkeit verliert.
Dr. Andreas Pilger, Leiter des Stadtarchivs bestätigte:
„Zahlreiche Bestände aus dem Stadtarchiv Duisburg sind bereits jetzt stark geschädigt. Teilweise sind sie im Original nicht mehr benutzbar.“
Mit der Landesinitiative Substanzerhalt hat die Landesregierung von Nordrhein-Westfalen 2006 ein Förderprogramm ins Leben gerufen, das es den Archiven ermöglicht, besonders stark vom Säurezerfall bedrohte Bestände entsäuern zu lassen.
Von 2006 bis 2010 wurde im Rahmen der "Landesinitiative Substanzerhalt" im Stadtarchiv Duisburg ein sogenanntes Unterzentrum eingerichtet, das Entsäuerungsmaßnahmen für die Archive der näheren Umgebung koordiniert und vorbereitet hat. Bereits damals wurden aus dem Stadtarchiv selbst über 3.400 Akten (Bestand Walsum) entsäuert und auch neu verpackt.
Bei der Prioritätensetzung geht man. so Dr. Pilger, zunächst an die oft benutzten Akten und Archivalien heran sowie an die Schriften
"die einen ganz engen Bezug zu Duisburg haben und einmalig sind"
Hierzu zählen ganz besonders die Standesamtsregister, die tagtäglich von Familienforschern eingesehen werden.
""An einigen Tagen werden bis zu 50 dieser Register für die Archivnutzer aus unserem Aktenbestand ausgehoben", erklärt es Dr. Andreas Pilger.
"Eine Schriftrolle aus dem 15. Jahrhundert eher seltener," ergänzt Kulturdezernent Thomas Krützberg
Die Entsäuerung fand zu einem großen Teil nicht in der teureren Einzelblatt-Entsäuerung, sondern einer Blockentsäuerung statt. Hierbei können gut 100 kg in einer Spezialkammer behandelt werden.
Hierbei wird in dieser ein Vakuum hergestellt und anschließend wird sie mit einer milchigen Speziallösung geflutet. Hierbei werden die zu behandelnden Stücke die Säure entzogen, die sich im Laufe von Jahrzehnten durch einen chemischen Prozess entwickelt hat.
Im gleichen Atemzug werden die Schriften auch digitalisiert, um die Original für die Zukunft zu schonen.
Volker Hingst vom LVR gab den so behandelten Stücken eine dadurch um gut 300 - 500 Jahre verlängerte Lebensdauer.
Die Entsäuerungsmaßnahme wurde vom ZFB - Zentrum für Bucherhaltung GmbH in Leipzig durchgeführt und aus Mitteln der Landesinitiative Substanzerhalt zu 70 Prozent gefördert. Die Koordination der Entsäuerungsmaßnahme und der Fördermittel oblag dem LVR- Archivberatungs- und Fortbildungszentrum in Pulheim-Brauweiler.
Bei den gut neun Regalkilometer mit Schriften im Stadtarchiv Duisburg geht Restaurator Uwe Franzen davon aus, dass gut die Hälfte konservierungsbedürftig ist. Die Kosten für alle betroffenen Akten liegt geschätzt bei 20 Millionen Euro.
Autor:Harald Molder aus Duisburg |
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