Krippenblues im Steinhof - Frank Goosen mit einem besonderen Blick auf das Weihnachtsfest
Weihnachten – eigentlich ein Geburtstag wie jeder andere auch, nur kommt das Geburtstagskind selten vorbei, um einen auszugeben. Frank Goosen beschäftigte sich im Huckinger Steinhof nun mit den besinnlichen, vor allem aber mit den weniger besinnlichen Seiten dieses Festes. In freier Rede und durch Erzählungen aus seinen Büchern werden die Zuhörer immer wieder zu Lachsalven hingerissen. In seinem Programm „Krippenblues – Die volle Wahrheit über Weihnachten“ warf der Künstler einen spöttisch satirischen Blick auf das Klingeln der Glöckchen und der Kassen.
Frank Goosen, 1966 irgendwo im Ruhrpott geboren, erlebte seine erste Sozialisationsphase in den siebziger Jahren unter dem Einfluss von Ilja Richter und dem VfL Bochum, zu dem er sich immer wieder als Fan bekennt.
Weihnachten – das sind nicht einfach drei Tage am Ende des Jahres, an denen viel gesungen, gefroren und gegessen wird, nein es wird schon in den Spätsommer gezogen. Weihnachten sei mittlerweile die fünfte Jahreszeit, die parallel zu drei anderen läuft: im Spätsommer tauchen mittlerweile die ersten Lebkuchengebirge in den Supermärkten auf und bald darauf starren uns Schokoladenweihnachtsmänner an, die auch nichts anderes sind als die umgeschmolzenen Osterhasen, die im Frühjahr nicht verkauft worden sind. „Wir leben in einer Zeit zirkulierender Schokolade!“ Weihnachten, das sei die heiße Phase der kalten Jahreszeit, erklärt der Künstler. Früher „nur“ ein Fest, heute ein Zustand, ein Ausnahmezustand, ein „Event“.
Die zweite Phase der Vorweihnachtszeit sei St. Martin. „Da begebe ich mich in soziale Kreise in denen ich Jahrzehnte nicht mehr war! Da mach ich Abitur und studier und dann lauf ich einem Pferdearsch hinterher. Und dann ein Gewusel und die Autos stauen sich und hinter den Windschutzscheiben lodert der Hass!“ Und dann hatte man einmal eine St. Martina. „Das ist doch völlig unrealistisch, eine Frau würde doch nie ihren Mantel teilen!“
Die nächste Etappe der Vorweihnacht ist dann der „Totensonntag“ mit dem obligatorischen Gang mit seiner „Omma“ zum „Frithoff“ beim „Oppa am Grap“! Die alte Dame kennt ja auf dem Friedhof mehr Leute als sonst wo. Und zu jedem Grab einen Kommentar. „Da kommt dann ein Grinsen auf ihr Gesicht weil sie ja da stehen kann und er dort liegen muss!“
Ein kleiner Seitenhieb auf die religiösen Randgruppen die einen dann gerade vor Weihnachten bekehren wollen. „Die Drückerkolonnen des Allmächtigen!“ Herrlich die Episode, wie er nach durchzechter Nacht mit einer jungen Dame einer dieser Glaubensgruppen – „die machen sogar Hausbesuche“ – anbändeln wollte.
Er beschäftigte sich mit den herrlich schrecklichen Lichtertreppchen in Wohnzimmerfenstern oder an Hausfassaden hochkletternde Weihnachtsmänner, beleuchtete die zahl- und oft lieblosen Weihnachtsmärkte - „Ich hasse Menschenansammlungen, die nicht wegen mir zusammenkommen!“ – oder die runden blinkenden Leuchtscheiben in den Fenstern.
„Da haben sich Freunde von mir vorgestellt um sich das Rauchen abzugewöhnen!“
Eine kurze Abrechnung mit den Kölnern und ihrem geliebten Kölsch. „Die dneken doch noch immer dat wird gebraut. Nee. Dat wird in der Eifel galoppierenden Wildpferden vom Rücken gerieben! Das verliert beim Lauf durch den Körper nur die Temperatur aber nicht den Geschmack!“
Er erzählt von stressigen Weihnachtsjobs wie von laufwütigen Damen maltretierten Parkhauswächtern oder von Holger, der als Nikolaus im Supermarkt von dem netten Jungen Denis erpresst wird: „Gebe mir 50 Euro oder ich sage meiner Mutter, dass du mich befummelt hast!“ Nicht vergessen hatte er seine Tätigkeit in der Vorweihnachtszeit in einer Bochumer Buchhandlung, bei der er mit renitenten Müttern aneinander geriet, die „ihren Genschrott verfielfältigt haben“!
Alles dieses hat ihn schon auf den Gedanken gebracht, an den Nordpol zu fahren, um „einem dicken Mann mit weißem Bart die Hucke vollzuhauen“!
Oder die Trümmerfrauen mit ihrem „Zwiebelporsche“ die sich auf dem Weg zum Supermarkt ein Wagenrennen a la Ben Hur liefern, um die angebotenen Schnäppchen zu ergattern.
Alles in allem ein herzlicher und herzhaft erfrischender Blick auf das „Fest der Liebe“!
Eine Fotostrecke hat LOKALKOMPASS Kollege Detlef Schmidt wieder eingestellt:
http://www.lokalkompass.de/duisburg/kultur/fotostrecke-qkrippenblues-im-steinhof-frank-goosen-mit-einem-besonderen-blick-auf-das-weihnachtsfestq-d31407.html
Autor:Harald Molder aus Duisburg |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.