Kolumne: Sozialversicherungsfachangestellter
Der Sozialversicherungsfachangestellte ist ein staatlich anerkannter Ausbildungsberuf in der gesetzlichen Sozialversicherung. Er übt Verwaltungstätigkeiten aus (wie z. B. den Beitragseinzug, die Gewährung von Leistungen oder die Feststellung von Versicherungsverhältnissen).
Gottlieb?
Ja, U Teh, meine geliebte Schwägerin?
Mir ist langweilig.
Dann tue doch etwas dagegen.
Ja, gerne. Aber was?
Such´ dir ein Hobby. Oder, noch besser: eine Arbeitsstelle. Dann tust du etwas Sinnvolles und kriegst auch noch Geld dafür.
Okay, einverstanden. Aber was soll ich denn arbeiten?
Bei U Teh ist diese Frage nicht so leicht zu beantworten. Sie stammt aus dem buddhistisch-theokratischen Königreich Thaos. Einen bei uns staatlich anerkannten Schulabschluß (obschon zur Schule gegangen) oder gar Berufsabschluß kann die Dame nicht vorweisen. Eine Karriere auf Helferniveau wäre also eigentlich vorprogrammiert.
Was also tun? Im ersten Augenblick ist Gottlieb ratlos. Asia-Gourmet-Tempel sind rar vor Ort - eine Beschäftigung als Küchenhilfe also schwierig.
Da erinnert sich Gottlieb an ein Angebot der Arbeitsverwaltung: Er schickt seine Schwägerin zu einem Berufstest. Dort soll festgestellt werden, welcher Beruf zu einer Person paßt. Bei U Teh endet der Test mit einer kleinen Überraschung: Sie ist nicht etwa handwerklich begabt, wie bei ihrer südostasiatischen Herkunft zu erwarten gewesen wäre - nein, sie hat stattdessen bürobezogene Qualifikationen.
Krankenkassen. Pflege-, Renten-, Arbeitslosen- sowie Unfallversicherung - das System der sozialen Absicherung ist bei uns im guten alten Germanien breit gestreut. "Krankenkassen haben bei uns eine lange Tradition," berichtet die örtliche Arbeitsverwaltung. "Unsere Arbeitsmarktforschung zeigt: Wir haben dort sogar einen gewissen Fachkräftemangel. Wir sind auch bereit, Frau U finanziell zu fördern." Also durchläuft U Teh eine Ausbildung zur Sozialversicherungsfachangestellten bei einer Krankenkasse und schließt sie zur allgemeinen Zufriedenheit auch erfolgreich ab.
Doch in der Folgezeit mehren sich die Zwischenfälle. Nein, nicht wegen Datenschutz. Den hält U Teh ein. "Wir denken da eher an Wirtschaftsspionage," berichtet die lokale Polizei. "Eigentlich ist Thaos ja ein Entwicklungsland. In letzter Zeit kennt die staatliche thaotische Gesundheitsverwaltung Sachen und Medikamente, die sie normalerweise nicht kennen könnte. Wir prüfen, ob Frau U unbefugt Wissen weitergegeben hat."
Autor:Andreas Rüdig aus Duisburg |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.