Kolumne: Lorenz Cantador

Franz Lorenz Joseph Maria Cantador wurde am 1. Juni 1810 in Düsseldorf geboren. Er ist der Sproß einer bürgerlichen Familie aus Norditalien, die sich im 18. Jahrhundert in Düsseldorf niedergelassen hatte, dort Textilhandel betrieb und einige Stadträte, einen Beigeordneten und einen Bürgermeister hervorgebracht hat. Der Kommandant der Bürgerwehr in den Revolutionsjahren 1848 / 1849 war zuletzt Leiter eines Regiments der Nordstaaten im US-amerikanischen Bürgerkrieg.

Soll Cantador auch im neugestalteten Wanheimer Skulpturenpark vertreten sein? Diese Frage wird derzeit heiß vor Ort diskutiert. 

"Nein," meint ein Teil der diskutierwütigen Bevölkerung. "Er stammt nicht aus Duisburg und hat hier auch nicht gewirkt."

"Na und?" hält die Gegenseite dagegen. "Er hat der Obrigkeit getrotzt und sich für die Menschen eingesetzt. Die Wanheimer sind Dötschköppe und lassen sich alles bieten."

"Wir werden ein Event, ein Happening aus der Entscheidung machen," beschließt Rainier Brüllinger-Schwarwenzelmann, seines Zeichens ortsansässiger Eventmanager.

"Ich denke da an Truppenteile. Die Denkmalanhänger stehen im Skulpturenpark am Rhein und müssen 2 Tage lang die Büste Cantadors verteidigen. Die Skulpturengegner sind im Biegerpark stationiert. Ihre Aufgabe besteht darin, die Büste zu entführen," beschreibt der aus dem Bergischen Land zugereiste.

Wenige Tage später berichtet die örtliche Tagespresse von "bürgerkriegsähnlichen Zuständen" in dem südlichen Stadtteil Duisburgs.

"Uuups," denkt sich Brüllinger-Scharwenzelmann. "An Vandalismus, Randalismus, die Plünderung vn Geschäften, Wirtshausprügeleien, Straßenschlachten und Verwüstungen hatte ich nicht unbedingt gedacht, eher an Autokorsos, Stinkbombenattacken oder rugbyähnliche Wettkämpfe."

Was also tun? Genau: Man einigt sich auf ein Unentschieden. Die Statue bleibt an ihren Standort, wird aber nur verhüllt gezeigt. Eine Gedenktafel erinnert an die Ereignisse, die zur Verhüllung führten. "Ein fairer Kompromiß," sind sich alle Parteien einig. "Lokalpolitik sollte immer so handgreiflich sein."

Einen Schuldigen für die "Zwischenfälle" hat Brüllinger-Scharwenzelmann auch gefunden: nämlich seinen Schwager Rene Büffelfinger-Scharwutz. "Der ist der tollpatschigste Veranstaltungskaufmann vom ganzen Niederrhein. Er wollte eigentlich eine vorübergehende, zeitlich befristete Glaskunst in einer der noch nicht abgerissenen Lagerhalle durchführen. Bei der Auslieferung hat er am LKW aber versehentlich einen falschen Knopf gedrückt, alles Glas auf die Straße  entladen (er steht noch immer vor einem Scherbenhaufen! Ob das wohl die Versicherung zahlt?) und so unwillentlich das Startsignal für die bürgerkriegsähnlichen Ereignisse gegeben. Pro-Cantador glaubte nämlich, Anti-Cantador wäre dafür verantwortlich - Rache war angesagt!"

Autor:

Andreas Rüdig aus Duisburg

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