Kolumne: Falkner in Grevenbroich
Falkner züchten Greifvögel und bilden sie für die Jagd auf Kleintiere aus; Ratten und Hasen sind Beispiele für die Tiere, auf die gejagt wird. So soll beispielsweise in Naturschutzgebieten sichergestellt werden, daß vor allem Schädlinge nicht überhand nehmen. Daß die Vögel artgerecht gehalten werden, ist wohl eine Selbstverständlichkeit, auf die nicht besonders hingewiesen werden muß.
In der Aufzucht beobachten sie die Brutpflege der Vogeleltern. Sollte diese Vogelelternpaare ihre Gelege oder die Jungvögel vernachlässigen, brüten die Falkner die Eiern im Inkubator aus und ziehen die Brut von Hand auf. Falkner kümmern sich bei Bedarf auch um kranke und / oder verletzte Tiere.
Darüber hinaus führen Falkner Flugvorstellungen durch. Außerdem bereiten sie auf die Falknerprüfunen vor.
Weiter Informationen sind bei BerufeNet und KursNet, den berufskundlichen elektronischen Datenbanken der Bundesagentur für Arbeit, erhältlich.
Grevenbroich ist nicht nur eine Kleinstadt am linken Niederrhein, sondern auch - zusamen mit Korschenbroich - ein idealer Standort für Falkner. "Dort gibt es eine gesunde, historisch gewachsene Misch und forstwirtschaftlich und landwirtschaftlich genutzten Flächen," berichtet Paul-Elmar Edler von Görlitzernacht. "Die Futterquellen sind hier schier unerschöpflich."
Das Falknerwesen ist seit der Franzosenzeit zu Beginn des 19. Jahrhunderts vor Ort ansässig. "Tiere wie Hasen und Kaninchen waren Leckerbissen für die Besatzertruppen, aber beispielsweise auch Froschschenkel und Eichhörnchenrücken."
Wie sollte man den unbeliebten und unerwünschten Herren im wahrsten Sinne die Suppe versalzen? Man kann ja schließlich nicht die Tiere vorübergehend ins Exil schicken.
Die Lösung ist einfach: Man hetzt den Wildtieren ihre natürlichen Freßfeinde auf den Hals. Falken, Adler und andere Greifvölgel waren bei den regionalen Landadligen schnell gefunden. "Sie standen aber unter französischer Aufsicht und konnten daher nicht ihre Falkner für Sabotageakte freistellen."
In den nahegelegenen Niederlanden war die Lösung schnell gefunden. Nikodemus Jakobus Graf vam Pimpel schickte seine überzähligen Leute zu nächtlichen Attacken über die grüne Grenze, die eigentlich besser gesichert sein sollte. Die Herren Falkner kamen als Händler, Förster, Maler oder Fahrwerksleute getarnt und siedelten sich vorübergehend in Grevenbroich und Korschenbroich an. Gingen sie tagsüber ihren Scheinberufen (und Famlienleben, sie heirateten schließlich irgendwann junge Damen vom Niederrhein) nach, führten sie nachts ihre eigentliche Tätigkeit durch.
Heute sind die französischen Besatzer gegangen, nicht so sehr wegen des schlechten Essens. Das hatte politische und militärische Gründe.
Die Falkner und ihre Familien sind demgegenüber geblieben. Und sind auch heute noch in dem Beruf tätig. Was ist für sie das Reizvolle an dem Beruf? "Wir sind viel an der frische Luft," sind sich die Falkner von heute sicher. Und: "Wir tun etwas Nützliches für Umwelt und Natur. Wir beseitigen Schädlinge und haben mit Menschen und Tieren gleichermaßen zu tun."
Im niederrheinischen regionalgeschichtlichen Museum von Xanten Ist der Beruf des Falkners sogar mit einem kleinen Ausstellungsraum vertreten. "Das gebietet der Regionalstolz," wie Museumsdirektor Franz-Adolf Aberschwutz betont. "Ich hätte die Ausstellung aber fast abgeblasen. Es reicht doch, wenn wir von den Käsköppen Tulpen und Käse bekommen und beim Fußball immer Ärger mit denen haben. Mehr muß nicht sein. Und mehr müssen wir eigentlich auch nicht zeigen. Um des lieben Friedens willen habe ich aber einen Kompromiß gemacht und die Ausstellung aufgenommen. Dafür zeigen wir in einem Museum in Arnheim die Exporte des Niederrheins nach Holland..."
Autor:Andreas Rüdig aus Duisburg |
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