Kanzelrede von Rauf Ceylan
Dr. Rauf Ceylan, Professor für Religionswissenschaft mit dem Schwerpunkt Islamische Religionspädagogik an der Universität Osnabrück, hält am 20. März die Kanzelrede in der Salvatorkirche. Sein Thema: "Der Wert der Religionen heute".
"Er kommt aus Wanheim, lebt inzwischen aber in der Innenstadt. Er ist bekennender Duisburger und liebt seine Heimatstadt," berichtet Peter Krogull, evangelischer Pfarrer in der Innenstadtgemeinde. "Für gläubige Menschen steht der Wert der Religion fest. Er liegt darin, Gott zu loben und ihn anzurufen."
"Die Säkularisation nahm in Europa ihren Anfang," fährt Ceylan fort. "Um eine liberale, demokratische Gesellschaft zu schaffen, sollte die Religion ins Private zurückgedrängt werden. Es gibt bis heute eine Diskussion, welche Rolle die Religion spielt, sowie für das Individuum wie für die Gesellschaft. Der Begriff der Religion ist dabei negativ besetzt. Er wird mit Umständlichkeit, Kriegen und Konflikten in Verbindung gebracht. Das 20. Jahrhundert ist das Jahrhundert der Kriege. Es ist ein blutiges Zeitalter. Der 1. und 2. Weltkrieg sind aber Produkte von modernen Ideologien. Sie sind keine religiösen Konflikte. Die blutigen Religionskriege führten indirekt zur Demokratie. So halfen beispielsweise die christlichen Parteien nach dem 2. Weltkrieg bei der Demokratisierung unserer Gesellschaft. Schon in der Vergangenheit sagten Wissenschaftler der Religion die Bedeutungslosigkeit voraus. Heute wird von der Rückkehr der Religion gesprochen, auch in Europa. Glaube und Religiösität sind immer noch vorhanden. Religion genießt einen hohen Stellenwert für die Menschen und ihre Lebensgestaltung. 70 % der Menschen in Deutschland halten sich für religiös. Es gibt das Bild des liebenden und barmherzigen Gottes. Dankbarkeit, Freude, Gerechtigkeit, Hoffnung, Liebe und Geborgenheit kommen in der Vorstellung der Menschen auch vor. Es gibt nicht nur die Sonntagschristen. Der Glaube hat seine Bedeutung bei Geburt, Hochzeit und Tod. Der Glaube bietet Trost und ein geistiges Fundament. Der Glaube ist eine zivilgesellschaftliche Ressource. Gläube setzen sich für ein menschenwürdiges Leben ein. In den `60er Jahren halfen die Kirchen bei der Integration von Muslimen. Sie trugen dazu bei, den Kulturschock zu lindern. Die Geschichtsforschung hat noch kein Volk ohne Religion gezeigt. Religion gibt es in den unterschiedlichsten Ausformungen. Religion ist Existenz und schließ Leben und Tod mit ein."
Autor:Andreas Rüdig aus Duisburg |
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