Kolumne
Holzbildhauer

Der Holzbildhauer ist ein staatlich anerkannter Ausbildungsberuf nach dem Berufsbildungsgesetz. Er ist aber in der breiten Öffentlichkeit ziemlich unbekannt. Daher soll er hier kurz behandelt werden.

"Nach eigenen Ideen oder im Auftrag von Kunden entstehen in der Werkstatt plastische Bildwerke in allen Größen, von (über-)lebensgroßen Statuen bis hin zu filigranen dekorativen Elementen für Orgelgehäuse, Schränke oder Spiegelrahmen. Bevor sie eine Auftragsarbeit beginnen, klären Holzbildhauer/innen die Kundenanforderungen: wie groß soll die gewünschte Skulptur sein, in welcher Stilart soll sie angefertigt werden und für welchen Aufstellungsort ist sie bestimmt? Dann erstellen Holzbildhauer Skizzen bzw. Freihandzeichnungen und besprechen sie mit den Auftraggebern. Gegebenenfalls besichtigen sie auch den künftigen Standort der Figur, um sich ein Bild über die klimatischen Bedingungen, die Umgebungs-, Raum- und Lichtverhältnisse zu machen. Sind alle Fragen geklärt, fertigen sie maßstäbliche Modelle aus Ton, Gips, Kunststoff oder Holz an. Sie berechnen den Materialbedarf und planen ihre Arbeitsschritte. Für größere oder komplexere Arbeiten erstellen sie technische Unterlagen, z.T. mithilfe von CAD-Programmen, die z.B. Angaben zu Abmessungen, Holzarten, Materialbedarf, Statik sowie Maschinen- und Werkzeugeinsatz enthalten.

Schließlich setzen sie den Entwurf um. Für jedes Holzobjekt kennen Holzbildhauer/innen die passende Holzart: Zirbelkiefer etwa hat einen hohen Astanteil und eignet sich eher für kleine Figuren. Eiche ist sehr hart und widerstandsfähig und bietet sich besonders für hochwertige Schnitzereien an und für Werke, die im Außenbereich aufgestellt werden. Lindenholz eignet sich gut für Figuren, denn es hat eine gleichmäßige Struktur und lässt sich in alle Richtungen gut verarbeiten. Schritt für Schritt entsteht ein Objekt aus einem Holzblock. Holzbildhauer/innen übertragen die wesentlichen Punkte der Modellform maßgerecht auf den Block und arbeiten zunächst z.B. mit Klüpfel, Bandsägen oder CNC-Holzbearbeitungsmaschinen die grobe Form heraus. Je nach Objekt übertragen sie Formen auch mittels Schablonen und reißen die Umrisslinien an. Nach und nach entstehen mithilfe von immer feiner werdenden Werkzeugen Formen und Details wie Gesichter, Haare oder Faltenwürfe. Schließlich bringen Holzbildhauer noch Teile an, die sie einzeln gefertigt haben, beispielsweise Hände. Abschließend behandeln sie die Oberflächen, je nachdem, welches Finish gewünscht ist, z.B. schleifen und bemalen oderlasieren sie Objekte. Soll die Holzoptik erhalten bleiben, tragen sie Öle, Wachs oder farblose Lasuren auf. Am Aufstellungsort kümmern sie sich darum, dass die Erzeugnisse sicher verankert werden und informieren die Kunden über die Pflege der Objekte.

Neben Unikaten produzieren Holzbildhauer auch kunstgewerbliche Artikel wie Leuchter oder kleine Figuren in Serie, die sie z.B. an der Schnitzmaschine nach Vorlagen vorfräsen und dann nachschnitzen," stellt ihn BerufeNet, die berufskundliche Datenbank der Bundesagentur für Arbeit vor.

(fiktiver Text)

Gestatten: Ansgar-Olaf mein Name. Ich bin der führende Holzbildhauer vor Ort. Dieser Status ist auch wohlverdient und entpreicht meiner Eitelkeit.

Dabei wäre fast alles ganz anders gekommen.

Sven-Olaf der Große, mein Vater, war auch schon Inhaber einer Holzbildhauerei. Und wie es in Familienbetrieben so üblich ist, sollte ich als Sohnemann irgendwann den Betrieb übernehmen. Natürlich nich ohne Ausbildung.

"Stellen Sie mal ein Probe-Exemplar her: Porträtieren Sie jemanden in Holz," forderte mich Eduard-August von Löffelschmidt, der Inhaber meines Ausbildungsbetriebes (Mayer, Meier, Müller & Schmidt Holzbildhauerwerkstatt), auf. Und schwupps in 5 Minuten war ich fertig. "Junger Mann, Sie sollten keine Buddha-Statue herstellen," bekam ich zu hören. "Aber egal. Sie haben Talent, junger Mann. Wir nehmen Sie."

Daß ich mich in meiner Eitelkeit selbst porträtiert hatte, übersah mein Lehrherr geflissentlich.

Autor:

Felicia Rüdig aus Duisburg

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