2. Ausstellung zum 60. Jubiläum des Museums
Grafiken von Henry Moore "For Duisburg" - seine persönliche Hommage an das Lehmbruck Museum
Das Lehmbruck Museum besitzt eine der weltweit größten Sammlungen grafischer Arbeiten des britischen Bildhauers Henry Moore (1898-1986). Das 60. Jubiläum des Lehmbruck Museums ist ein schöner Anlass, eine repräsentative Auswahl dieser Grafiken im Zusammenspiel mit ausgewählten Skulpturen zu zeigen und auf die enge Verbindung zwischen Lehmbruck Museum und Henry Moore aufmerksam zu machen.
Henry Moore gilt als einer der bedeutendsten Bildhauer des 20. Jahrhunderts. Als er 1965 das Lehmbruck Museum besuchte, war er über das erste Museum moderner Skulptur in Europa so begeistert, dass er dem Museum je ein Blatt all seiner künftig entstehenden Grafiken zusicherte.
Die Widmung "For Duisburg" war geboren und nun auf vielen seiner Blätter zu lesen. Damit legte er den Grundstein für eine der weltweit größten Sammlungen seines grafischen Werks. Heute besitzt das Lehmbruck Museum ca. 470 grafische Arbeiten aus verschiedenen Schaffensperioden.
Der Bildhauer Henry Moore ist bekannt, denn seine monumentalen Skulpturen sind nicht nur weltweit in Museen zu sehen, sondern sind vor allem im öffentlichen Raum vertreten. So zum Beispiel seine Skulptur "Large Two Forms", die 1979 vor dem Bundeskanzleramt aufgestellt wurde.
Bildhauer und Grafiker
Henry Moore als Grafiker zu sehen ist neu. Die Entdeckung dieser eher unbekannten künstlerischen Seite des Bildhauers ist spannend. Seine Zeichnungen werden oftmals nur als reine Vorstudien zu seinen großformatigen Plastiken gesehen. Natürlich hat er Skizzen und Zeichnungen und sogar kleine Plastiken als Vorstudien zu seinen großen, plastischen Werken angefertigt. Aber die Wahl des Materials bzw. der Ausführung ob als Zeichnung oder als Lithografie, Radierung oder als Holzschnitt lassen diese grafischen Arbeiten als eigenständige Werke erscheinen und sie stehen seinen bildhauerischen Arbeiten in nichts nach.
Die Ausstellung ist nicht chronologisch sondern nach Themenkomplexen aufgebaut. Die menschliche Figur und ihre Beziehung zur Natur ist ein Thema, das Moore immer wieder aufgreift. In all seinen Werken spielt Moore mit Volumen, Raum und Form, indem er organische und geometrische Formen harmonisch miteinander verbindet. Er lässt Figuren miteinander verschmelzen wie in den "Mutter-Kind-Darstellungen", schichtet Formen aufeinander, platziert sie in Landschaften wie seine "Liegenden Figuren". In den zahlreichen Mappenwerken zeigt sich die enorme Formenvielfalt seines Schaffens. Die Zyklen der Natur, ihre natürlichen Asymmetrien und die organischen Formen der Tier- und Pflanzenwelt beeindrucken Moore tief und beeinflussen seine Arbeit.
Zusammen mit den ausgestellten Skulpturen ergibt sich so ein spannender Rundgang zwischen Bildhauerei und Grafiken. Fotografien aus seinem Atelier, Zeitungsartikel wie der Nachruf auf Moore von Helmut Schmidt ergänzen die Ausstellung.
Biografie ( aus dem Pressetext):
Henry Moore (*30. Juli 1898 in Castleford, Yorkshire) wuchs als siebtes von acht Kindern in einer Bergarbeiterfamilie auf und entwickelte schon früh ein Interesse an Kunst. Er erhielt ein Stipendium, das ihm ermöglichte, die höhere Schule zu besuchen. Nach seinem Dienst im Ersten Weltkrieg begann er 1919 ein Studium der Bildhauerei am Leeds College of Art, das er ab 1921 am renommierten Royal College of Art in London fortsetzte.
1922 reiste Moore zum ersten Mal nach Paris. In dieser Zeit fertigte er seine erste Mutter-Kind-Skulptur an – ein Thema, das er immer wieder aufgreifen wird. 1929 begann er mit der Arbeit an seinen Liegenden Figuren, einem weiteren zentralen Motiv seines Gesamtwerks.
1930 erlebte Moore seinen ersten internationalen Erfolg, als er gemeinsam mit Kollegen den britischen Pavillon auf der 17. Biennale in Venedig bespielte. 1932 übernahm er die Leitung des Fachbereichs Bildhauerei an der Chelsea School of Art in London. In dieser Zeit schloss er sich der avantgardistischen Künstler:innengruppe Unit One an, zu der auch Barbara Hepworth gehörte.
Moores Schaffen wurde durch die politischen Umstände seiner Zeit geprägt: Während des Zweiten Weltkriegs besuchte er die als Luftschutzbunker dienenden Londoner U-Bahn-Stationen und hielt die Eindrücke in seinen Shelter Drawings (Bunkerzeichnungen, 1940-41) fest. Sie verhalfen ihm zu großer internationaler Anerkennung und veranlassten das War Artists' Advisory Committee, Henry Moore zum offiziellen Kriegskünstler zu ernennen.
1948 erhielt Moore den internationalen Preis für Skulptur auf der 24. Biennale von Venedig. In den folgenden Jahren nahm er an bedeutenden internationalen Ausstellungen teil, darunter die erste documenta in Kassel 1955. 1977 wurde Moore vom deutschen Bundeskanzler Helmut Schmidt beauftragt, eine große Skulptur für das Bundeskanzleramt in Bonn zu fertigen. Seine Large Two Forms wurden schließlich 1979 vor dem Bundeskanzleramt aufgestellt.
1977 gründete Moore die Henry Moore Foundation, die sich bis heute der Förderung der bildenden Kunst widmet. Seine Skulpturen und grafischen Werke waren zu der Zeit bereits weltweit in zahlreichen Museen und Ausstellungen zu sehen, darunter das Lehmbruck Museum in Duisburg, das drei seiner Skulpturen und eine der weltweit größten Sammlungen seines grafischen Werks beheimatet. 1974 widmete das Lehmbruck Museum Henry Moore eine große Einzelausstellung.
Henry Moore starb am 31. August 1986 in Much Hadham, Hertfordshire, England.
Nach "COURAGE - Lehmbruck und die Avantgarde" ist dies die zweite, große Ausstellung im Jubiläumsjahr, das unter der Schirmherrschaft der in Duisburg geborenen Bärbel Bas, Präsidentin des Deutschen Bundestages, steht.
Laufzeit: 07. November 2024 - 19. Januar 2025
Weitere Infos zum Besuch und zum Rahmenprogramm unter www.lehmbruckmuseum.de
Die Fotos entstanden während der Vorbesichtigung.
Ich freue mich über euer Interesse!
Autor:Andrea Gruß-Wolters aus Duisburg |
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