Glosse: Taktvoll durch die tollen Tage

Für Jecke ist die schönste Zeit des Jahres angebrochen. Doch wer meint, dass im Karneval alles erlaubt sei, weil am Aschermittwoch alles wieder vorbei ist, der irrt. Sogar die deutsche Knigge-Gesellschaft hat sich nun der tollen Tage angenommen und einen Verhaltenskodex für alle erarbeitet, die stilsicher und ohne gesellschaftlich-moralische Verfehlungen die Löcher aus dem Käse fliegen lassen wollen – oder eben auch nicht. Regel Nummer eins richtet sich an den oft zu übergroßer Euphorie neigenden Fremdknutscher: Bützen ist okay, aber bitte nur auf die Wange, nie auf den Mund! Angriffslustigen Möhnen sei gesagt: Nicht jeder Chef mag es, wenn sein bestes Stück – und damit meine ich die Krawatte – mit der Schere malträtiert wird. Das ist nur in Karnevalshochburgen wie Köln, Düsseldorf und Mainz erlaubt. Was ebenfalls gar nicht geht: Spaßbremse spielen! Will heißen: Sich unverkleidet ins närrische Getümmel zu stürzen und die Feiernden mitleidig-abschätzend zu taxieren, um dann rumzunölen, dass die Lieder hirnverbrannt und Polonäsen nur etwas für Menschen mit Hospitalismus sind. Dann lieber zu Hause bleiben. Doch Knigge hin, Knigge her: Für die Fünfte Jahreszeit sollte gelten, was auch für den Rest des Jahres gelten sollte: Leben und leben lassen!

Autor:

Claudia Brück aus Düsseldorf

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