Duisburger gründet ersten Deutschen Duduk Verein
"Es war Liebe auf den ersten Ton“
André Meisner ist in der Musikszene längst kein Unbekannter mehr, gilt er doch weit über die Grenzen der Region hinaus und selbst international als einer der agilsten und kreativsten Saxophonisten. Jetzt spielt die Duduk eine bedeutende Rolle in seinem musikalischen Leben und Wirken.
Der „Ur-Duisburger“, neben seinen vielen Projekten auch Lehrer an der Rheinhauser Lise-Meitner-Gesamtschule, hat eine neue Liebe gefunden, die Duduk. Meisner, der in Röttgersbach aufgewachsen ist und sein Abitur am Marxloher Elly-Heuss-Knapp-Gymnasium „baute“, hat diese „Beziehung“ inzwischen „offiziell gemacht“. Er hat jüngst den „Deutschen Duduk Verein“ gegründet, den, wie er sagt, „einzigen seiner Art in Deutschland, wahrscheinlich auch in Europa oder gar weltweit.“
Die Duduk ist ein uraltes armenisches Holzblasinstrument, über 2000 Jahre zurück verfolgbar und hat die Kultur des Landes nachhaltig geprägt. Im Jahr 2005 wurde die Duduk-Musik in die UNESCO-Liste der Meisterwerke des immateriellen Erbes der Menschheit aufgenommen.
Dem Aussterben
entgegenwirken
Dabei hat die Weltorganisation festgestellt, dass es 1996 in Armenien 236 Musikschulen gab, an denen Duduk-Unterricht erteilt wurde, 2005 waren es nur noch 165 Musikschulen. Und seitdem sind es noch weniger geworden. Die Duduk ist sozusagen vom Aussterben bedroht. Dem entgegenzuwirken, sei mit ein Grund gewesen, von Duisburg aus den künftig weltweit agierenden Verein ins Leben zu rufen.
„Es ist wirklich ein ganz besonderes Instrument, zu dem es viel zu erzählen gibt“, meint André Meisner im Gespräch mit dem Wochen-Anzeiger. „Es war Liebe auf den ersten Ton“, ergänzt der Vollblutmusiker lachend. Auch wenn ihr Name hierzulande weitgehend unbekannt sei, den unverwechselbaren Klang der Duduk haben die meisten schon längst im Ohr. So erklang sie weltumrundend in Folge der Zusammenarbeit von Djivan Gasparyan mit Peter Gabriel. Ebenso ist sie in der Filmmusik zu „Gladiator“ zu hören. Und das seien nur die nur die bekanntesten Beispiele von vielen „Duduk-Einsätzen“, so Meisner.
Er selbst hat die Duduk in Zusammenarbeit mit dem in Duisburg lebenden kurdischen Sänger Necati Teyhani als Mitglied der Band Jazzpiya kennengelernt. Direkt fasziniert hatte ihn der wunderschöne, einzigartige Klang. Ebenso die ruhigen, melancholischen Melodien. „Kein Instrument weint so schön wie Duduk“, schwärmt André Meisner. Das sei ein krasser Gegensatz zu dem oft schnellen und hektischen Spiel, zu dem das Saxophon mit seinen unendlichen Möglichkeiten verleitet.
Gemeinsame
Musikprojekte
Eine Armenienreise mit Necati Teyhani hat seine Liebe zur Duduk-Musik noch verstärkt. Dann lernte er durch einen unglaublichen Zufall Hovhannes Margaryan kennen, der seit gut fünf Jahren in Duisburg Rheinhausen lebt und vermutlich der einzige studierte Duduk-Spieler in Deutschland ist. Meisner nahm Unterricht bei ihm. In der Folge gab es gemeinsame Musikprojekte und Bandauftritte, darunter auch geförderte Projekte der Duisburger Akzente.
André Meisner erinnert sich: „Am 12. März 2020 spielten wir das letzte Konzert der Duisburger Akzente. Zu Gast hatten wir die international renommierten Dudukspieler Ashot Kazaryan aus Russland und Arsen Petrosyan aus Armenien. Danach wurden Corona-bedingt alle weiteren Konzerte abgesagt.“ Die folgende, weitgehend konzertfreie Corona-Zeit führte zu Freiraum für kreative Gedanken und „verrückte Ideen“, wie Meisner, erneut laut lachend, sagt und damit die Gründung des Duduk-Vereins meint.
Mit dem Verein wollten er und seine Mitgründer ihrer Leidenschaft für die Duduk einen offiziellen Anstrich verleihen und erhoffen sich mehr Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit für das vom Aussterben bedrohte Instrument. Dass die Initiative ihren Ursprung dazu in Duisburg hat, sei „doch mal eine echt positive Nachricht für die Stadt.“
Nächstes Konzert
fest terminiert
Das Hauptziel ist die Förderung und der Erhalt der armenischen Duduk und des immateriellen Kulturerbes „Duduk-Musik“. Man will das Instrument im 21. Jahrhundert ankommen zu lassen, ohne die Tradition zu vergessen und ohne die Moderne zu ignorieren. Dabei gilt es, Traditionen zu pflegen und zu erhalten, ebenso offen zu sein für zeitgenössische Kontexte.
André Meisner: „Konkret wollen wir natürlich Konzerte organisieren, bekannte Duduk-Spieler nach Duisburg holen, Unterrichtsmöglichkeiten für das Duduk-Spiel schaffen und nach weiteren Kooperationsmöglichkeiten Ausschau halten.“ So ist das nächste große Konzert fest terminiert. Am 17. März heißt es im Rahmen der 43. Duisburger Akzente in der Kulturkirche Liebfrauen am König-Heinrich-Platz vielversprechend „Beware Of The Duduk !!! – Die Duduk entdeckt die Welt, die Welt entdeckt die Duduk“.
Mehr Infos zum Verein, zu André Meisner und zu den ambitionierten musikalischen Zielen gibt es unter www.duduk-ev.de oder www.andremeisner.de. Über Unterstützer und „Mitmacher“ würden sich die Initiatoren freuen.
Autor:Reiner Terhorst aus Duisburg |
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