Heimatverein Hamborn sorgt für eine gelungene „Familienzusammenführung“
„Es ging sofort ans Eingemachte“
Dass der Heimatverein Hamborn eine erste Adresse bei der Aufarbeitung der bewegten und bewegenden Geschichte der früheren selbständigen Großstadt ist, hat sich längst herumgesprochen. Dass er auch seinen Anteil zur „Familienzusammenführung“ leistet, ist neu.
Der Name Pollmann gehört genauso zu Hamborn wie der Name Schulte-Marxloh, nach dem sogar ein ganzer Stadtteil benannt wurde. Und das dortige Polmann-Eck an der Kreuzung der Kaiser-Wilhelm- mit der Kaiser-Friedrich-Straße gilt als das Herz des Stadtteils.
Als der bekannte Duisburger Autor Dieter Ebels, zugleich aktives Mitglied des Heimatvereins Hamborn, von seinem Freund Klaus Wenzel erfuhr, dass dieser in einem Schuttcontainer zufällig eine Mappe mit uralten Originaldokumenten der Familie Pollmann gefunden hatte, wurde er hellhörig.
"Kassabuch für das Wirtsgewerbe"
Das Sichten der Unterlagen im Beisein des Wochen-Anzeigers hat einige „Schätzchen“ zutage gebracht. Schnell kam man aus dem Staunen nicht mehr heraus. So fand man Blaupausen für den Bau eines Hauses für Heinrich Pollmann, datiert auf das Jahr 1891. Dann entdeckten Ebels und Wenzel Unterlagen über den Ausbau von Stallungen auf dem Pollmannshof. Die große Mappe, in der die Unterlagen allesamt aufbewahrt wurden, entpuppte sich als „Kassabuch für das Wirtsgewerbe“ des „Wirtshauses Pollmann“ an der Fahrnerstraße 168 und stammt aus dem Jahr 1924.
Viel früher muss einer der Pollmanns auch als Hufschmied sein Brot verdient haben. Denn laut einer Urkunde vom 4. August 1887 bestätigt eine „Prüfungskommission zu Wesel“ dem 1854 in „Fahrn-Hamborn“ geborenen Schmiedegesellen Wilhelm Wennemar Pollmann, dass er „die durch das Gesetz vom 18. Juni 1884 eingeführte Prüfung zum Nachweis der Befähigung zum Betriebe eines Hufbeschlaggewerbes“ bestanden habe.
Freude über "Sensationsfund"
Unsere Zeitung berichtete ausführlich über diesen „Sensationsfund“, wie es Heimatvereins-Vorsitzender Jörg Weißmann formulierte. Danach klingelte bei Dieter Ebels das Telefon und es meldete sich die 91jährige Ilse Palm, Tochter von Arnold Pollmann. Sie erzählte nicht nur von ihrer Familiengeschichte, sondern wollte selbst mehr über die Familie Pollmann erfahren. Sie sollte nicht die einzige Pollmann-Nachfahrin sein, die sich mit Ebels in Verbindung setzte. Schließlich waren es sechs Familienmitglieder, die sich vorher noch nie gesehen hatten und zum Teil nicht einmal von einander wussten.
Für Ebels stand fest: „Es muss eine Familienzusammenführung geben.“ So lud er gemeinsam mit Weißmann die „Pollmänner und -frauen“ kürzlich zum Stammtisch des Heimatvereins in die bis auf den letzten Platz gefüllte Georgsklause ein. „Da ging es sofort ans Eingemachte“, lacht Ebels. Vor vielen Jahrzehnten hatten sich einige Zweige der Familie Pollmann auseinandergelebt, weil es immer wieder zu Ungereimtheiten zwischen ihnen gekommen war. Schließlich hatten sich die Familienmitglieder aus den Augen verloren und der Kontakt untereinander war vollends abgebrochen. Nun, Generationen später, trafen sich Angehörige der Pollmannfamilie, die sich noch nie im Leben vorher gesehen hatten beim Stammtisch des Heimatvereins.
Sie wollten „verlorene“ Familienmitglieder neu kennenzulernen. Zunächst schien es aber so, als hätten die Familienmitglieder, die erschienen waren, miteinander nichts zu tun. Dann berichtete Ilse Palm, deren Urgroßmutter eine geborene Schulte-Marxloh war, von ihrem Familienzweig. Danach erzählte der Enkel von Heinrich Pollmann, Hans-Dieter Husmeier, seine Geschichte. Auch hier findet sich in der Ahnentafel der Name Schulte Marxloh. Als man schließlich doch noch gemeinsame Angehörige ausmachen konnte, war die Freude groß.
Rückblick und Ausschau
Die gelungene Familienzusammenführung war natürlich auch ein Thema beim jetzt durchgeführten Jahresempfang des Heimatvereins im Mattlerhof, an dem viele Mitglieder und geladene Gäste der Duisburger Stadtgesellschaft teilnahmen. Neben zahlreichen aufmunternden Grußworten, etwa vom ausgeschiedenen Bezirksbürgermeister Uwe Heider, gab es musikalische Leckerbissen des in Bergmannsuniform über das „Pütt-Leben“ singenden Reinhold Kämmerer.
Zudem hielten Weißmann und der Historiker Thorsten Fischer einen Rückblick auf die jüngsten Aktivitäten des Heimatvereins und machten mit einem Ausblick auf die zahlreichen Aktionen und Führungen in diesem Jahr Appetit auf mehr. Weißmann: „Von uns wird man noch eine Menge hören, sehen und lesen.“
Autor:Reiner Terhorst aus Duisburg |
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