Eine Zeitreise in das 18. Jahrhundert – Das Haniel Museum in Duisburg Ruhrort
Es gibt viele Museen in Duisburg. Aber ein Museum, das den Besucher mitnimmt auf eine Zeitreise, findet man in Duisburg Ruhrort. Hier erlebt der Besucher Geschichte in einem Privatmuseum hautnah.
Es ist nicht nur die Geschichte der Familie Haniel oder die eines der führenden Unternehmen des Ruhrgebietes, die in den Räumen mit viele Liebe zum Detail dargestellt wird, nein der Besucher wird wirklich in der Zeit zurückversetzt und man fühlt förmlich, wie das Leben der Familie und des Unternehmers Franz Haniel in dem Hause vor Jahrhunderten pulsierte.
„Vielleicht ist der Erfolg der Messieurs Haniel darauf zurückzuführen, dass sie sich auf ihre Fähigkeiten und ihren Gewerbefleiß verlassen haben, statt nach der Protektion und dem Kapital von Königen oder Regierungen zu streben!“ so hatte der britische Ökonom Thomas C. Banfield um 1848 die Familie Haniel beschrieben.
Sehr gut wird der Wandel vom ehemaligen Kolonialwarenhandel zur internationalen Unternehmensgruppe gezeigt. Dort, wo die Geschichte der heutigen Haniel Gruppe vor über 250 Jahren begann, befindet sich heute das Haniel Museum: im historischen Packhaus.
Das „Packhaus“ ist ein Bauwerk mit Geschichte. Hier verbrachte Franz Haniel sein ganzes Leben . Hier wurde gearbeitet und gelebt - auf einer Gesamtfläche von etwa 300 Quadratmetern.
Auf drei Etagen erlebt der Besucher, wie sich das Familienunternehmen zur internationalen Unternehmensgruppe entwickelte. Zu sehen gibt es Original-Schriftstücke, historische Möbel sowie liebevoll restaurierte Wohn- und Arbeitsräume.
Man erkennt ebenfalls sehr deutlich, dass die Historie der Unternehmensgruppe eng mit der Wirtschaftsgeschichte des Ruhrgebiets verbunden ist. Die Ausstellung dokumentiert, wie die Region zu einem der wichtigsten Industriestandorte Deutschlands wurde und wie Haniel die Industrialisierung rund um Duisburg antrieb.
Franz Haniels Großvater, der Ruhrorter Bürgermeister Jan Willem Noot, hatte das Haus 1756 errichtet. Es war das erste Gebäude außerhalb der Stadtmauern Ruhrorts und ist heute Teil des Geländes der Hauptverwaltung der Franz Haniel & Cie. GmbH. Als Wohnhaus und Lager wurde es von seiner Tochter Aletta aus der Erbmasse für 45.000 Reichstaler erworben.
Enkel Franz Haniel fasste 1809 seine eigene Kohlehandlung sowie das Handels- und Speditionshaus seiner Eltern zusammen. Das Unternehmen entwickelte sich sehr gut, so dass Haniel im Laufe der Zeit in verschiedene andere Projekte investieren und einsteigen konnte. Haniel war unter anderem Mitbegründer der "Hüttengewerkschaft und Handlung Jacobi, Haniel & Huyssen" in Sterkrade, des Vorläufers des Gutehoffnungshütte-Konzerns. Auch die Geschichte dieser Unternehmen wird in dem Museum dargestellt.
Nach Ende des Zweiten Weltkrieges diente das Haus vielen Haniel Mitarbeitern und ihren Familien als Notunterkunft. Auch zog im Erdgeschoss für einige Jahre die Landeszentralbank ein, bis deren Neubau fertig gestellt war.
Weiterhin diente das Erdgeschoss der ehemaligen Wohnung repräsentativen Zwecken. In den Wohnräumen lebten Bedienstete oder wohnungssuchende Angestellte. Seit 1980 wurden diese Zimmer jedoch als Casinoräume für Vorstände, Aufsichtsräte und Geschäftsführer genutzt.
Die Anfänge des Haniel-Museums reichen zurück ins Jahr 1968. Ein Mitarbeiter, der im Gründerhaus untergebrachten Sozialabteilung der Firma, hatte damals die Idee, aus Büros Ausstellungsräume zu machen.
Die Idee wurde umgesetzt, der historische Speicher restauriert und zu einem Museum der Firmen- und der Duisburger Industriegeschichte umgestaltet. Ende der 1970er Jahre entdeckte die Geschäftsführung den Speicher des Gebäudes als interessanten Rahmen für repräsentative Anlässe.
Der bis dahin vorhandene Schneesack im Dach wurde durch ein Flachdach geschlossen, alte Verschläge im Speicher wurden entfernt, die Balken gebürstet. So entstand um 1980 einer der schönsten Veranstaltungsräume Duisburgs.
In den ersten Jahren bestand die Ausstellung hauptsächlich aus der Geschichte der Binnenschifffahrt und der Haniel Reederei. Vor allem die Wohnräume des Gebäudes, die zuletzt als Casino genutzt wurden, konnten seit 1995 mit in die Ausstellungsplanung einbezogen, und die Ausstellung thematisch vielfältiger werden. Man reaktivierte ehemalige Durchgänge zwischen Wohn- und Packhaus und konnte durch den großen Raumgewinn weitere Themen aufnehmen.
Heute gibt es Räume zu den Themen Binnenschifffahrt (insbesondere die Geschichte der Haniel Reederei), Seeschifffahrt, Ruhrort, Hausmusik, Kunst der Familie Haniel, Apotheke, Bergbau, Hüttenwesen (Gutehoffnungshütte), Kontore und Büros im 19. und 20. Jahrhundert und ein Wohnsalon im 19. Jahrhundert. Interessant sind für den Besucher die mit altem Inventar eingerichteten Räume.
Das Haniel Museum wird gerade wegen seiner einzigartigen Atmosphäre von vielen Menschen als besonderer Farbtupfer in Duisburgs Museenlandschaft gesehen. Die Exponate sind größtenteils offen ausgestellt und deshalb nur angemeldeten Besuchergruppen zugänglich.
Weil 1993 im neuen Gastronomiegebäude am Franz-Haniel-Platz auch ein Casino eingerichtet wurde, konnte das Museum um die ehemaligen Wohnräume erweitert werden. Es erstreckt sich seit 1995 fast über das ganze Haus. Ausgenommen sind nur die Salonräume im Erdgeschoss. Hier empfängt die Firma Haniel wie zu Franz Haniels Zeiten Gäste.
Die deutschen Außenminister Klaus Kinkel und Joschka Fischer, der bulgarische Staatspräsident Georgi Parwanow und Prinz Claus der Niederlande sind Beispiele aus den 1990er Jahren.
Wegen Renovierungsarbeiten musste das Museum Anfang 2003 für ein Vierteljahr geschlossen werden. In dieser Zeit haben zahlreiche Handwerker alle Böden des Hauses geöffnet und fast alle tragenden Balken verstärkt. Auch das Dach wurde saniert und komplett mit neuen Schieferplatten eingedeckt.
Man findet auf der Webseite des Museums einen wunderbaren virtuellen Rundgang
http://www.haniel.de/irj/portal?NavigationTarget=navurl://65a1b2b4b3d84e8d6c4f23b74ab32467#
Hier kann man per Mausklick ausgewählte Räume des Museums erkunden. Dabei erfährt man Wissenswertes rund um die Geschichte des Unternehmens – von den Anfängen bis heute.
Wenn man allerdings an einer Führung durch das Museum interessiert ist, kann man sich für kostenlose Führungen in deutscher oder englischer Sprache anmelden, die rund 1,5 Stunden dauern.
Als Gruppe kann man einen Wunschtermin äußern, den das Museum einzurichten versucht. Für Einzelpersonen finden regelmäßig Sammelführungen statt.
Begeben Sie sich auf die Spuren der Haniel-Gründer und vereinbaren Sie Ihren Besuchstermin telefonisch, per Fax oder per E-Mail bei der Leiterin des Haniel Museums, Frau Daniela Stemmer-Kilian
Telefon +49 203 806-126
Telefax +49 203 806-738
E-Mail: dstemmer-kilian@haniel.de
Eine Fotostrecke von einer Führung für den LOKALKOMPASS durch das Museum hat LOKALKOMPASS Kollege Detlef Schmidt wieder hier eingestellt:
http://www.lokalkompass.de/duisburg/kultur/fotostrecke-eine-zeitreise-in-das-18-jahrhundert-das-haniel-museum-in-duisburg-ruhrort-d28778.html
Autor:Harald Molder aus Duisburg |
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