Eine Autorin aus Dinslaken: Margarete Federkeil Gaitzsch
Es gibt sie noch, diese besonderen Bücher, die man ein Leben lang mit sich trägt und dennoch immer wieder neu entdecken kann; eines dieser Bücher ist Kindes Land von Margarete Federkeil Gaitzsch.
Kindes Land wird zum einen getragen von Marga, dem Mädchen, das in Hitlerdeutschland aufwächst. Da gibt es den Vater, der in den Krieg zieht, auf Fronturlaub ist, mit der Nachbarin schäkert, die im Gegensatz zur Mutter noch Zähne hat und ansehnlich ist. Da ist die Mutter, die zentrale Gestalt des Buches. Welche Tochter kennt nicht die Mischung aus Liebe und Unverständnis für die Frau, die uns geboren hat? Mit dem Blick aus Margas Augen sehen wir ein Leben, das uns Nachgeborenen heute fremd ist; Marga sorgt dafür, dass es uns nicht fremd bleibt. Es gibt eine zweite Erzählstimme im Buch, deren kurze, lyrische Auftritte die Erlebnisse aus der Sicht des Kindes in eine andere Perspektive rücken. Kommentierend und schockierend in ihrer sachlichen Nachdrücklichkeit führen die Gedichte uns vor Augen, was Marga nicht sehen kann. Keine leichte, leicht vergessene Lektüre, aber eine über die Maßen berührende.
Obwohl das Buch Kindes Land erst nach einer längeren Entstehungszeit komplett war, sind die darin enthaltenen Geschichten doch wie aus einem Guss: die Sprache des Kindes bleibt authentisch. Die erste Geschichte „Wenn ich nach Hause komm“ wurde von der Autorin für eine Leseeinladung im zakk Düsseldorf 1999 geschrieben. Darauf kamen nach und nach andere Geschichten hinzu, ebenso wie die lyrischen Texte.
Besonders beeindruckend ist beispielsweise, wie ein Satzzeichen in einer Variation eines Rilke-Gedichtes gleichzeitig die ursprüngliche lyrische Form kontrastiert und beide Gedichte gleichzeitig interpretiert: Das Rilke-Gedicht wird leise in Frage gestellt, während der Aussage des eigenen Gedichts Nachdruck verliehen wird.
Hier spürt man auch, dass Margarete Federkeil sich bereits als Schülerin mit dem Schreiben beschäftigte. Theaterstücke nach Märchenmotiven, die in der Kirchengemeinde und in der Schule aufgeführt wurden, und Gedichte für den Vater waren die ersten Produkte einer lebenslangen Leidenschaft für Worte und deren Wirkung. Es folgten die Aufsätze einer begabten, manchmal provokanten Schülerin und später ein literarisch ambitionierter Briefverkehr, bis Kind und Berufstätigkeit das professionelle Schreiben erst einmal unmöglich machten.
Die intensive Beschäftigung mit Worten lässt sich vielleicht aufschieben, eine Zeit lang unterdrücken, aber nicht ausmerzen. So begann Margarete Federkeil zwei Jahre vor ihrem Vorruhestand erneut mit dem Schreiben. Eine Einladung zu einem Lyrikseminar, veranstaltet von der Bundesakademie für kulturelle Bildung, schenkte Ermutigung und Erfahrung.
Seitdem haben sich für Margarete Federkeil viele Möglichkeiten ergeben, die Öffentlichkeit für Literatur zu begeistern, sei es durch die Rezitation geliebter Klassiker wie der Gedichte von Else Lasker-Schüler in Begleitung einer Tänzerin und einer Flötistin, oder als Referentin für literarische Veranstaltungen u.a. an der VHS Dinslaken. Grenzen lässt sich die engagierte Autorin nicht setzen. Leben und Schreiben sind eng miteinander verknüpft, und so bietet ein Blick in die Medien oder mittelbar erfahrenes Leid der Geschlechtsgenossinnen der Lyrikerin einen Anlass zum Protest Schwarz auf Weiß.
In dieser Woche liest Margrete Federkeil in der Walsumer Buchhandlung Lesenswert aus "Kindes Land". Der Eintritt beträgt 8,- €, Reservierungen können unter 0203 5783160 vorgenommen werden. Die Lesung findet statt auf der Friedrich-Ebert-Str. 128 in 47179 Duisburg.
Eine zweite Veranstaltung, diesmal ein „erlesenes Sonntagsfrühstück“ wird am 3. Juni 2012, 10 Uhr stattfinden, wiederum im DIN á 4 Kulisse Seeterrassen an der Kathrin-Türks-Halle, Althoffstraße Dinslaken. Margarete Federkeil Gaitzsch stellt Naturlyrik aus ihrem neuesten Gedichtband „wind, blum und wellen“ vor unter dem Titel „Komm mit mir ins Blauental“. Anmeldungen bei der VHS Dinslaken, Tel. 02064/413513. Eintritt 18 € incl. reichhaltigem Frühstücksbuffet.
Die dritte Veranstaltung ist in der Kath. Akademie , Elsa-Brandström-Straße 11 46045 Oberhausen am 18. Juni 2012, 9.30 Uhr. Es ist eine Lyrik-Lesung mit poetologischer Einführung. Teilnahme für geringes Entgelt ohne vorherige Anmeldung möglich.
Das Buch von Frau Federkeil finden Sie in einigen Buchhandlungen Duisburgs oder Sie können es dort bestellen.
Margarete Federkeil Gaitzsch: Kindes Land
2008, assoverlag
ISBN 978-3-938834-36-7
14,90 €
Autor:Gunda Plewe aus Duisburg |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.