Larissa und Tatjana Kastein starten mit Flic Flac von Duisburg aus durch
Ein Leben für ihren Circus
"Wir saßen in Karlsruhe fest und wussten nicht, wie es weiter geht." Larissa Kastein merkt man die Anspannung an, als sie sich an den Moment erinnert, der nicht nur für sie und ihre Schwester als Direktion des Circus Flic Flac ein behördliches "Berufsverbot" darstellte.
Von Thomas Knackert
"Es war ausgerechnet Freitag, der 13. März 2020, als wir unsere letzte Vorstellung geben durften", erinnert sich Tatjana Kastein an diesen Tag. Von jetzt auf gleich war nichts mehr, wie es war. Die Existenzgrundlage war praktisch entzogen worden.
Zunächst konnte der Circus Flic Flac noch in Karlsruhe bleiben.
Pause war unvorstellbar
Dann entschieden die beiden aber, ihre Verbundenheit zur Stadt Duisburg zu nutzen: "Wir waren immer in der Weihnachtszeit mit unseren großen Zelten in der Stadt", so Larissa Kastein. Und ihre Schwester Tatjana ergänzt: "Wir haben gerade von den zuständigen Ämtern hier und auch vom Bürgermeister persönlich sehr viel Unterstützung erfahren."
Zunächst konnten sie auf den Parkplätzen des Stadions in der Wedau ihre Zelte aufschlagen. Doch was war mit den vielen Artisten, die aus aller Welt kamen und wegen ihres außergewöhnlichem artistisches Können verpflichtet wurden? "Innerhalb unseres Ensembles waren es 19 Chinesen, die nicht mehr nach Hause konnten", erinnert sich Larissa Kastein. "Oder denken wir mal an unsere südamerikanischen Künstler, die wegen der katastrophalen Covid-Erkrankungen in ihren Heimatländern nicht nach Hause wollten", betont Tatjana Kastein.
Ihr Vater Benno, der das Unternehmen vor 25 Jahren als Mitbegründer ins Leben rief, hatte damals schon prognostiziert, dass die Pause wohl ein Jahr dauern würde. "Da haben wir ihn noch belächelt", erklären beide unisono. "Hinterher nicht mehr."
Der pandemie-bedingte Stillstand sorgte auch unterbringungstechnisch für Veränderungen. "Wir sind unser ganzes Leben mit unseren Eltern gereist - waren nie für lange Zeit an einem festen Ort", sagt Larisa Kastein. "Plötzlich war unser Wohnwagen nicht mehr unser Domizil. Wir lebten - für uns vollkommen ungewohnt - in Wohnungen."
Beide dachten in ihrer Direktions-Funktion an die Zeit danach: "Wir sind sehr froh und danken der Stadt Duisburg für diese Möglichkeit, dass wir nun am Hauptbahnhof einen dauerhaft festen Platz belegen können", betont Tatjana Kastein.
Als die Signale behördlicherseits auf eine "Öffnung der Zelte" hindeuteten, galt es noch viele "Steine aus dem Weg zu räumen."
Wann soll das neue Programm starten? Schaffen es die internationalen Artisten rechtzeitig, alle Formalitäten zur Einreise erhalten?" Da haben wir schon einige Male gezittert, ob alles klappt", beschreibt Tatjana Kastein ihre Gemütslage. "Uns war aber klar, dass der 5. Oktober 2021 ein guter Termin", sagt Larissa Kastein. "Das ist nämlich 35. Jahrestag der Unternehmensgründung."
Training bis in die Nacht
Teilweise nächtelang wurde bis kurz vor dem "Re-Start" geprobt. Schließlich sollte alles perfekt sein - und es gelang. Seither freuen sich alle Beteiligten über die sehr gute Startphase und den großen Zuspruch durch die Zuschauer: "Man merkt richtig, dass die Menschen wieder hungrig nach solch spektakulären Veranstaltungen wie unserem Circus sind", freuen sich beide unisono.
Der Einsatz hat sich also gelohnt. Verflogen sind die Sorgen aus dem pandemie-bedingten Stillstand, denn alle blicken zuversichtlich in die Zukunft. Die beiden Powerfrauen Larissa und Tatjana Kastein haben übrigens nicht nur den Circus Flic Flac durch "stürmische Gewässer" geführt sondern sind - quasi "nebenbei" - auch noch ihren Mutterrollen gerecht geworden. Das verdient große Hochachtung!
Autor:Lokalkompass Duisburg aus Duisburg |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.